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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem grob gehauenen Stein auf.
    »Verzieh dich!«, sagte Cirpas noch, dann stolzierte er wieder zurück zum Stall.
    Yanko sah Ben an und half ihm wieder auf die Füße. »Was war denn das?«
    »Der feige Warzenkopf Sidhy trägt mir nach, dass ich ihn gestern ein bisschen verdroschen habe. Und Cirpas hat wohl Angst vor dem Drachen oder vor Sidhys Papa und gehorcht brav.«
    »Ich glaube eher nicht, dass er Angst hat. Der will sich nur
einschleimen, um jeden Tag die Knubbel reiben zu dürfen. Oder irgendwann auf dem Drachen zu reiten. Ich meine, hast du den gesehen? Unglaublich!« Yanko begann von der Größe und Schönheit und Stärke und Anmut und Majestät des Drachen zu schwärmen, von den flammenden Schuppen, den glücksbringenden Knubbeln, den mächtigen Klauen, den Nüstern, den Augen, dem lodernden Rückenkamm aus schillerndem Horn, aber das war das Letzte, was Ben jetzt hören wollte. Er hatte Feuerschuppe schließlich selbst gesehen, und jetzt durfte er nicht mehr. Er war der Einzige, der ihn nicht hatte berühren dürfen, und er wollte jetzt nicht mehr an den Drachen denken, er fühlte sich innerlich ganz leer. Jahrelang hatte er darauf gehofft, wieder einen Drachen zu sehen, zu berühren, zu reiten. Und nun, da der Drache endlich gekommen war, wurde er fortgeschickt. Hätte er sich nur nicht mit diesem verfluchten Sidhy geprügelt! Dabei hätte das jeder andere an seiner Stelle auch, schließlich hatte Sidhy angefangen. Aber was half das jetzt, wieder einmal war er der Trottel in Trollfurt. Wie er das hasste. Also unterbrach er Yanko, bevor dieser sogar noch ein Loblied auf das Ohrenschmalz des Drachen anstimmen würde, und fragte, was sie jetzt machen würden.
    »Ich muss wieder rein«, sagte Yanko. »Ich hab noch eine Wette mit Byasso laufen. Außerdem muss ich mir noch ein bisschen Glück herbeirubbeln, nicht dass am Ende alle anderen mehr haben als ich. Glück kann man immer brauchen, weißt du doch.« Mit einem Schulterzucken und einem entschuldigenden Grinsen drehte er sich wieder um. »Wir sehen uns morgen.«
    Ben nickte knapp und sah ihm nach, wie er zum Stall zurücklief und sich zwischen die anderen drängte. Alle sahen zu Feuerschuppe hinein, niemand beachtete Ben. Sonst gab
es immer ein großes Hallo und ein paar Gaffer, wenn er seine Abreibung bekam, aber heute interessierte man sich nicht einmal mehr für seinen Rausschmiss.
    Nur ein strahlend blondes Mädchen in einem feinen grünen Kleid mit goldener Schnürung, das teuer aussah, stand abseits des Getümmels und blickte zu ihm herüber. Auf die Entfernung war er nicht sicher, ob sie lächelte, doch sie musterte ihn neugierig. Er war sofort sicher, dass sie schön war, er hatte ihr schmales, ebenmäßiges Gesicht mit der geraden Nase und den tiefen dunklen Augen vorhin schon gesehen, als er von dem dummen Drachen abgelenkt gewesen war. Und da hatte sie gelächelt, ganz leicht nur und ein wenig spöttisch.
    Ben klopfte sich den Staub von der Hose und blickte dabei unverwandt zurück. Sein Herz schlug plötzlich wieder schneller. Wie sie in der Sonne stand, den Kopf leicht schief, und zu ihm herübersah, als wäre er wichtiger als der Drache... Sie wandte den Kopf nicht schüchtern ab und erinnerte ihn an die Königstöchter in den alten Sagen, für die sich ein Held in die schlimmsten Abenteuer stürzte, um sie zu erobern. Ben konnte sich nicht an sie erinnern, dabei hätte er eine solche Schönheit in Trollfurt doch gar nicht übersehen können.
    Bis zum Tor ging er ihr entgegen, drei Schritte, und lächelte. Sie sah ihn weiter an. Es gab nicht viele blonde Mädchen in Trollfurt, wie konnte er sie da nicht kennen? Und dann fiel es ihm ein: Sie musste Sidhys Schwester sein. Deshalb sah sie zu ihm herüber; den Drachen kannte sie zur Genüge. Für sie war Ben das Kuriosum, der Trottel, der ihren Bruder zur Begrüßung in der neuen Heimat mal eben schnell verdroschen hatte. Derjenige der fünf Dutzend Besucher, der als Einziger rausgeschmissen wurde und sich dabei nicht einmal wehrte, weil er es gewohnt war, rausgeschmissen zu werden. Der verachtenswerte
Prügelknabe in der vergessenen Stadt am Ende der Welt.
    Was für ein Mist. Natürlich lächelte sie nicht und winkte auch nicht. Sie passte einfach nur auf, dass Ben nicht wieder zurück auf ihren Grund stolperte. Sein Herz pochte immer noch schnell, und das Blut schoss ihm ins Gesicht.
    Fluchend vergrub Ben die Hände in den Hosentaschen und stapfte davon, nur irgendwohin, rauf in die einsamen

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