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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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glücklich.
    Ben erzählte Feuerschuppe, was für ein käferhirniges Ekel Sidhy war, und fragte, ob er sich Feuerschuppe gegenüber auch so mies verhielt.
    Der Drache brummte weiter, aber kurz dachte Ben, er hätte den Kopf geschüttelt.
    »Dann ist es ja gut«, sagte Ben, obwohl er da schon sicher war, dass er sich die Bewegung nur eingebildet hatte. »Dann ist es ja gut.«
    Das Rubbeln war inzwischen fast zu einem Streicheln geworden, die Narben erschienen ihm nun nicht mehr so hart und rau. Er erzählte ihm, wie schön Nica war, aber leider auch unerreichbar für ihn, und wie viel Pech er in letzter Zeit gehabt hatte und wie froh er war, dass dies nun vorbei sei, dank Yanko und auch dank Feuerschuppe. Der Drache verstand ihn natürlich nicht, aber er brummte weiter vor sich hin, und das klang fast zustimmend.
    »Du hast nicht zufällig irgendwo eine Schuppe verloren?« Ben lächelte vor sich hin. »Damit würde ich meine Warzen loswerden können. Sonst vertraue ich einfach auf mein kommendes Glück.«
    Feuerschuppe ließ ein Schnauben erklingen, das fast wie ein Niesen klang, und brummte weiter. Plötzlich hob er seine vordere Klaue an die Schnauze und knurrte, es knirschte,
er drehte den Kopf zurück und spuckte wie beiläufig etwas zu Bens Füßen ins Gras. Dann brummte er weiter, als wäre nichts geschehen.
    Ben starrte den Drachen ungläubig an und vergaß, die Knubbel zu reiben.
    Feuerschuppe knurrte, und Ben streichelte sofort weiter. Mit den Zehen tastete er über den Boden, bis er etwas spürte. Er umkrallte es und hob es hoch. Es war tatsächlich eine Schuppe.
    »Warum hast du das...? Verstehst du denn, was ich sage?«
    Der Drache brummte noch beiläufiger vor sich hin, drehte sich aber nicht um.
    In diesem Moment hörte Ben eine Tür schlagen. Erschrocken wandte er sich um und sah eine Laterne hinter den Stallungen auf und ab gehen.
    »Feuerschuppe? Hallo?«, klang eine unterdrückte Stimme durch die Nacht. Sie gehörte einem Mann. Ben musste auf der Stelle verschwinden - wenn er erwischt wurde, wäre es um ihn geschehen! Wahrscheinlich würde er grün und blau geschlagen werden, mindestens, aber niemand würde sich groß beschweren, wenn er erschlagen würde. Das konnte einem Eindringling schon mal geschehen, das war schließlich kein Mord.
    Hastig griff er sich die Drachenschuppe aus seinen Zehen und schob sie in die Hosentasche.
    Feuerschuppe erhob sich und stupste Ben wieder mit der Schnauze an.
    »Ich komme wieder«, wisperte Ben und hatte das Gefühl, der Drache würde lächeln. Dann kletterte er blitzschnell auf die Mauer und rollte sich über sie hinweg.
    »Da bist du ja«, sagte der Mann, als sich Ben auf der anderen
Mauerseite ins Gras sinken ließ und die Luft anhielt. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Das Glück kehrte zu ihm zurück.
    »Was ist das?« Die Stimme des Mannes klang plötzlich ernst, in ihr schwang Ärger mit. Auch wenn Ben nicht wusste, was der Kerl meinte, spannte er instinktiv die Muskeln an - bereit zu fliehen oder zu kämpfen, je nachdem.
    »Das ist doch... Hast du einen Eindringling erwischt? Guter Junge, braver Junge. Und nur das eingerissene, blutbesudelte Hemd übrig gelassen? So ist es brav, ja. Hat er geschmeckt, ja? Du wilde Bestie, du.« Der Mann schien jetzt zu lächeln und Feuerschuppe zu kraulen, denn der Drache brummte wieder vor sich hin.
    Ben schluckte und war froh, nicht erwischt worden zu sein. Zur Sicherheit tastete er nach seinem Hemd, doch es hing nicht mehr in seinem Hosenbund. Ben fluchte lautlos vor sich hin.
    Wie sollte Feuerschuppe Menschen auffressen, er hatte doch keine Flügel mehr und war nicht böse. Ihn hatte der Drache auch in Ruhe gelassen - Feuerschuppe war kein gefährliches Monster.
    Der Mann hinter der Mauer lachte kurz auf und gab Feuerschuppe einen hörbaren Klaps. »Na, ich bring das Hemd mal wieder rüber auf die Leine, aber waschen und nähen tu ich es nicht. Und du machst dich auf eine gehörige Standpauke gefasst, wenn das Hemd morgen entdeckt wird. Du weißt doch, du sollst keine Wäsche von der Leine reißen. Ich weiß sowieso nicht, was daran so viel Spaß macht, frisch gewaschene Kleidung im Zweikampf zu besiegen.«
    Feuerschuppe schnaubte protestierend, und Ben atmete tief durch. Dieser Kerl hatte einen seltsamen Sinn für Humor. Er
wollte erst gar nicht herausfinden, wie viel Humor der Mann wirklich besaß, wenn er bemerken sollte, dass auf der Leine kein Hemd fehlte, dass dort vielleicht überhaupt keine Wäsche hing.

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