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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber nicht so. Er hatte sich gefragt, was er denn schon zurücklassen würde, und jetzt wusste er es. Den besten Freund der Welt. Und auch wenn das das Einzige war, es war verdammt viel. Er wischte sich eine Träne von der Wange, die er nicht zurückhalten konnte.
    »Mädchen«, knurrte er und stieg in die Uferböschung hinab, wo er nach Süden wandern konnte, ohne gesehen zu werden. Nicht entdeckt zu werden, war im Augenblick das Wichtigste. Sobald er auf dem Fluss etwas fand, das sich als Floß verwenden ließ, würde er aufsteigen und sich einfach treiben lassen. Er atmete tief durch und lief wieder los.

ZWEITER TEIL
    AUF DER FLUCHT

AIPHYRON
    W arme. Regentropfen fielen vom Himmel. Sie perlten auf die Blätter und blieben dort hängen. Ben, der unter ihnen entlangeilte, wurde nicht getroffen, aber er konnte die Feuchtigkeit in der Luft spüren. Seit Stunden kämpfte er sich durch das Unterholz und gönnte sich keine Pause. Wenn die hohen Gräser und Sträucher spärlicher wurden, verfiel er in einen Laufschritt, so schnell die müden Füße ihn trugen. Immerhin hatte er inzwischen aufgehört, sich nach jedem Geräusch umzudrehen. Im Gebüsch raschelten nur Tiere, die er selbst aufscheuchte und in die Flucht schlug. Dennoch verschwand die Angst nicht, dass irgendwann doch die schweren Schritte wütender Trollfurter hinter ihm auftauchen würden, nicht nur das schlurfende Tippeln eines gestreiften Wurzelstrolchs.
    Weiter, nur immer weiter.
    Vielleicht würden sie auch gar keinen Lärm machen, sondern umkreisten ihn lautlos und brachen plötzlich aus den Büschen. Schatten lauerten dort genug. Misstrauisch hetzte sein Blick von einem zum anderen, während er weiter floh.
    Es gab erfahrene Jäger in Trollfurt. Sie könnten ihn mit einem Pfeil niederschießen, bevor er sie hörte oder sah. Jeden Gedanken an sie versuchte er zu unterdrücken. Immer wieder sagte er sich, dass Yanko sicherlich recht gehabt hatte. Hier suchte ihn niemand. Genau genommen war hier auch niemand. Er hatte seit Beginn seiner Flucht noch nicht einen Menschen
gesehen, weder an Land noch auf dem Fluss. Wer aus dem Süden kam oder in den Süden wollte, reiste am oder auf dem Dherrn, dort lagen Trollfurt und die anderen Städte. Am Sippa lag nichts.
    Kaum hatte er das gedacht, tauchte am anderen Ufer plötzlich ein Anlegesteg auf. Auf ihm saßen ein Junge und ein Mädchen und angelten. Am Ufer waren Bäume gefällt worden und alle Blumen und Gräser gestutzt. Auf dieser Fläche erkannte Ben vier Kanus, hinter ihnen kauerten eine Handvoll Blockhäuser aus dunklen Balken zwischen den Bäumen.
    Ben verlangsamte seinen Schritt und zog sich noch ein Stück zurück, um nicht gesehen zu werden. Er versuchte leise zu atmen und vergaß es beinahe ganz, bis seine Brust zerspringen wollte und ihm ein gepresstes Keuchen entwich. Doch der Junge und das Mädchen achteten nicht auf ihn. So ein Boot würde ihm vieles erleichtern, seine Beine waren schwer, und auf dem Fluss käme er sicher schneller voran. Kurz überlegte er, ein Boot zu klauen, aber dann verwarf er den Gedanken. Er konnte es nicht riskieren, erwischt zu werden. Und er wollte nicht bis zur Dunkelheit warten und Verfolgern die Möglichkeit geben, ihn einzuholen. Irgendwo dort draußen suchten sie nach ihm. Er musste in Bewegung bleiben, nur immer weiter voran. Außerdem fühlte er sich unter den Bäumen wohl, geschützt und verborgen. Zwischen den schlanken Stekkelesbäumen mit der rissigen Rinde, den großblättrigen Pilzahornen und anderen Laubbäumen wucherten zahlreiche Büsche und hohe Gräser, so dass er nicht gesehen werden konnte.
    Als er einen schäumenden, übermannshohen Wasserfall erreichte, war er endgültig froh, gerade nicht in einem Boot zu sitzen, sondern ganz bequem ein paar Schritte vom Ufer entfernt entlangzumarschieren. Weiter, immer weiter.

    Nach Einbruch der Dunkelheit schleppte er sich noch eine Stunde voran, dann konnte er nicht mehr. Er suchte sich einen dichten Busch und trat fest dagegen, um alles Getier zu vertreiben, vor allem die ekligen mattblauen Flussnattern, die es hier gab. Dann legte er sich schlafen, ohne etwas gegessen zu haben.
    Bei Sonnenaufgang war er bereits wieder auf den Beinen, pflückte sich ein paar taubenetzte Beeren und trank gierig aus dem Fluss. Das löschte den Durst, aber gegen den Hunger halfen die Beeren kaum. Später würde er sich eine Essenspause gönnen, vielleicht fand er ja irgendwo Pilze oder nahrhafte Lianen. Doch noch war er nicht

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