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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Flammen. Nur mühsam drang ihre Wärme unter seine Haut.
    »Wie geht es Yanko?«, fragte er, ohne den Blick vom Feuer abzuwenden.
    »Zieh dir was über, dann bekommst du auch eine Antwort«, sagte Nica spitz.

    Ben zuckte zusammen und sah an sich herunter. Natürlich, er war vollkommen nackt! Daran hatte er vor lauter Erschöpfung und Hunger nach Wärme überhaupt nicht gedacht, nur an die beißende, tief sitzende Kälte, und daran, sie loszuwerden. Mit rotem Gesicht fischte er rasch eine Hose aus dem Rucksack, rubbelte sich die Beine mit einem Hemd trocken und schlüpfte hinein. Nica starrte derweil mit gesenktem Kopf stur zu Boden.
    »Ich kann auch selbst reden, du kannst mich direkt ansprechen«, murmelte Yanko schlapp, während sich Ben die Hose anzog. So schwach er klang, es tat gut, seine Stimme zu hören.
    »Nica sagt, der eine hat dich mit seinem Hauch berührt.« Ben nickte ihr zu. »Du kannst übrigens wieder schauen. Tut mir leid.«
    Langsam hob sie den Kopf, sah ihm aber nicht in die Augen. »Schon gut.«
    »Nein, er hat mich nicht berührt«, berichtigte Yanko leise. »Ich bin wohl nur barfuß in das kalte Gras getreten, das sein Atem mit Eis überzogen hat. Aber das hat ausgereicht, der Fuß ist bis über den Knöchel noch immer taub. Richtig erwischt hat es nur Feuerschuppe.«
    »Gut«, sagte Ben und sah zu dem Drachen hinüber. »Also, nur das ist mit dir.«
    Feuerschuppe lag am Rand der Lichtung und war von einem Ring aus gelb lodernden Flammen umgeben. Wie Schweiß troff es von seinen überwiegend roten Schuppen, doch es war das schmelzende Eis, das aus seinem Körper rann. Aiphyron beobachtete aufmerksam die Flammen, damit sie Feuerschuppe nicht zu nah kamen und nicht auf den Wald übergriffen.

    Krawinyjan kauerte schwer atmend in der Nähe, wärmte sich ebenfalls, sah sich mit Panik in den Augen um und musterte jeden Schatten im Wald misstrauisch.
    Ben raffte sich auf und schlich hinüber, Feuerschuppe brauchte ihn. Die Wärme des Feuerrings um den Drachen drang viel tiefer als die des Lagerfeuers, vertrieb die tiefste Kälte aus seinem Inneren.
    »Yanko, komm her«, rief er, dann fragte er, wie es Feuerschuppe gehe.
    »Das Eis ist bald raus aus ihm«, sagte Aiphyron. »Dann bist du dran.«
    Ben nickte und ließ den Blick über den verwundeten Drachen wandern. Er hatte eine große Anzahl Schuppen verloren, sie waren einfach gesprungen wie Eis in der Sonne und hatten das bloße Fleisch darunter offen gelegt. Es sah schlimm aus. Wenigstens gingen die Bisswunden und die durch Krallen verursachten Risse nicht so tief wie bei Juri, das würde Ben recht schnell hinbekommen. Doch in den Augen regte sich kaum ein Funken Leben, sie wirkten leblos kalt und wie von Reif überzogen. Wie tot und blind zugleich, doch ab und zu zuckten sie.
    »Wie haben sie uns aufgespürt?«, fragte Ben. »Ich weiß es nicht. Aber hast du sie schnüffeln gehört? Ihr Geruchssinn ist außerordentlich, selbst für Drachen. In der Luft konnten sie uns nicht wittern, doch jetzt waren wir lange am Boden. Erst bei Chybhia, jetzt hier. Sie müssen zufällig auf unsere Spur gestoßen sein. Oder auf ein Pferd, das Nica losgebunden hat. Wenn sie das Pferd auch nur ganz leicht berührt hat, hing schon genug von ihrem Geruch im Fell des Tiers. Weiße Drachen riechen wie niemand sonst.«
    »Sie haben keine Schulterknubbel.«

    »Nein.« Ohne ein weiteres Wort erstickte Aiphyron eine kleine Flamme, die zum Wald hin wandern wollte.
    »Werden noch mehr von ihnen kommen?«, fragte Krawinyjan mit brüchiger Stimme. »Ihr könnt ja einfach davonfliegen, aber ich?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Yanko, der sich auf Nica gestützt inzwischen auch am Feuerring eingefunden hatte. Seinen Fuß hielt er in Richtung Flammen, und es schien ihm tatsächlich etwas besser zu gehen. Auf seinem Gesicht zeigte sich der erste Anflug von Farbe. »Zumindest habe ich noch nie davon gehört, dass einem Geächteten mehr als ein solcher Hund Hellwahs auf den Hals gehetzt worden sei. In keiner einzigen überlieferten Geschichte war das nötig. Und auch hier sind es drei Drachen, und wir sind zu dritt.«
    »Zu sechst«, sagte Aiphyron.
    »Der Orden zählt nur Menschen. Deshalb seid ihr auch nicht auf dem Steckbrief. Für ihn seid ihr nichts als wilde Tiere.«
    »Pah!««
    »Sei froh. Sonst wären sie zu sechst gekommen.«
    Aiphyron brummte etwas Unverständliches.
    »Dann kommen also keine weiteren?«, vergewisserte sich Krawinyj an.
    »Nein«, behauptete Yanko

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