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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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überwiegend klar und von leuchtend hellem Blau.
    Irgendwo im Wald brachen schwere Äste, Ben vernahm ein hastiges Schnüffeln. Noch in Gedanken daran, dass sie den Falschen befreit hatten, achtete er nicht darauf. Erst als sich auf seinem Arm unvermittelt Gänsehaut bildete, schreckte er auf, doch er war nicht der Einzige.
    »In Deckung!«, schrie Aiphyron.
    In diesem Moment brachen drei weiße Drachen aus dem Unterholz, und Ben erstarrte. Ihre Nüstern waren geweitet, die riesigen Mäuler geöffnet. Dicht an dicht reihten sich darin lange spitze Zähne, die entfernt an gewaltige Eiszapfen erinnerten, jedoch viel spitzer und härter aussahen. Die Drachen atmeten neblige Kälte in die Sommerluft.
    Unter ihren Klauen waren die Pflanzen von Reif überzogen, hinter ihnen führte eine weiß glitzernde Spur durch den Wald. Unerbittliche Kälte strahlten auch ihre blutroten Augen aus.
    »In Deckung, verdammt noch mal!«, brüllte Aiphyron erneut.
    Doch Ben konnte sich nicht bewegen, es war, als wäre er eingefroren. Der Hauch der weißen Drachen wehte zu ihm herüber, und seine Lunge stach, als wäre er im Winter zu weit und zu schnell gerannt.

    Kaum auf der Lichtung aufgetaucht, raste der größte der weißen Drachen direkt auf Ben zu. Von Kopf bis Schwanzspitze maß er bestimmt ein Dutzend Schritt, und dieser massige Körper kam nun in einem waghalsigen Satz auf ihn zugesprungen. Ben war wie erstarrt und konnte nichts tun als die riesigen gefletschten Zähne anzuglotzen. Sein Herzschlag setzte aus, vielleicht war es zu Eis geworden. Er hob nicht einmal die Arme, und einen Augenblick lang wusste er, er würde nun sterben, entweder durch diese langen Zähne oder einfach durch die Kälte, die unbarmherzig in seinen Körper kroch. Dann prallte etwas seitlich gegen den weißen Drachen, etwas Grünes.
    Juri!
    Er riss den weißen Drachen aus seiner Flugbahn und stürzte brüllend mit ihm in den Fluss. Gebannt sah Ben zu, wie die beiden sich im Wasser wälzten und ineinander verbissen. Fauchend schlugen sie sich gegenseitig tiefe Wunden ins Fleisch. Einzelne Wellen des Flusses vereisten, wenn das durchscheinende Blut des weißen Drachen auf sie tropfte. Doch rasch froren auch seine Wunden zu, die Kälte schien ihn zu heilen.
    Auch da, wo Juri von den Zähnen oder Klauen des Weißen gebissen wurde, bildete sich Eis auf den schilfgrünen Schuppen. Doch dieses Eis stoppte Juris Blutungen nicht. Es war, als würde ein Weiher zufrieren, Schuppe um Schuppe fraß es sich voran.
    »Aiphyron«, wollte Ben schreien, doch er brachte nur ein unhörbares Wispern zustande. Im Augenwinkel erkannte er, dass sich Aiphyron mit einem anderen Weißen über die Lichtung wälzte und ihm Feuer ins Gesicht spie, während er verzweifelt seinen Bissen zu entgehen suchte. Ben hoffte, das
Feuer wäre heiß genug, um die schrecklichen Zähne in wenigen Augenblicken zu Nichts zu zerschmelzen. Dann könnte Aiphyron Juri helfen. Allerdings schien am Rand der Lichtung Feuerschuppe viel stärker in Bedrängnis zu sein.
    Juri durfte nicht sterben! Er hatte ihn gerettet.
    Wasser schwappte über Juri hinweg, es zischte und knackte, und das Eis auf den grünen Schuppen bekam Risse. Es war, als würde der Fluss ihm zur Seite stehen.
    Reiß dich zusammen. und hilf ihm, wie er dir geholfen hat, warte nicht aufandere, dachte Ben mit klappernden Zähnen. Wenn er die Schulterknubbel des Weißen berührte, würde seine Wut vielleicht erlahmen. So oft hatte das bislang geklappt. Doch bei dem Gedanken daran, die eisige Kreatur anzufassen, kam tiefe Angst in Ben auf, Angst, von der Kälte einfach getötet zu werden, bevor die Heilkräfte zu wirken begannen, Angst, von seinen Zähnen erwischt zu werden.
    Lautlos schimpfte er sich einen Feigling. Solche Überlegungen hatte Juri eben sicher nicht angestellt, bevor er den Weißen angesprungen und ihn gerettet hatte. Ben musste es versuchen! Langsam konnte er seine Gelenke wieder bewegen.
    Zwei, drei Schritte machte er auf die zwei tobenden Giganten zu. Wasser spritzte in alle Richtungen, die peitschenden Schwänze fegten über die Sträucher am gegenüberliegenden Ufer hinweg, brachen junge Bäume entzwei und schmetterten sie gegen die nächsten Stämme. Wenn Ben dort hineingeriet, würden ihm alle Knochen im Leib brechen. Doch er musste ihn einfach berühren, ihm zeigen, dass er die Kraft hatte, ihn zu befreien, ihm seine Flügel zurückzugeben.
    Dann stutzte Ben. Er konnte keinen einzigen Schulterknubbel ausmachen. Sein Blick

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