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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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war.«
    Und seine kantige Tochter hatte Ben und Yanko gefragt, ob sie auch von den räuberischen Ketzern im hohen Norden gehört hätten, die einen gigantischen wilden Drachen auf eine kleine Stadt gehetzt haben sollen. Nachdem das Untier die halbe Bevölkerung verschlungen und ganze Straßen in Schutt und Asche gelegt habe, hätten die drei die Herrschaft dort an sich gerissen. Drei blutjunge Ketzer seien das gewesen, einer solle gar der Sohn Samoths sein, aber das könne sie nicht so recht glauben. Auf jeden Fall müsse ihnen das Handwerk gelegt werden, selbst wenn das Bürgerkrieg bedeute.
    »Haben wir gehört, ja«, hatte Yanko gesagt und sich ein überdrehtes Lachen und heftigen Protest gleichermaßen verbissen. Lautstark hatten sie daraufhin die übelsten aller üblen Ketzer beschimpft und auf den Bürgerkrieg angestoßen, auf einen baldigen Sieg, und dem Alten versprochen, sich ebenfalls freiwillig zu melden, in ihrem Alter sei das schließlich das Mindeste, was sie tun könnten.
    »Mein Enkel ist auch gleich gegangen.« Wieder hatte der Alte den Becher gehoben.
    Die Tochter hatte grimmig genickt und ihm zugeprostet. »Auf den Sieg.«
    Ben und Yanko hatten sich nach dieser Runde hastig verabschiedet. Nicht, dass irgendwo im Dorf doch ein Steckbrief hing. Auch wenn sie bewusst jedes Dorf nur zu zweit betraten, um nicht schon durch ihre Anzahl aufzufallen, wurden sie doch unruhig. Diese Familie wirkte nicht so, als würde sie so genau zählen oder über die Aufforderung, die Gesuchten lebendig abzuliefern, groß nachdenken. Nicht bei Ketzern und Samothanbetern, da wurde vorsichtshalber erst zugeschlagen,
dann gezählt und gefragt, sofern das Fragen noch möglich war. Sie waren gegangen und hatten beschlossen, dass dieser Bürgerkrieg sie nichts anginge.
    Doch nun hatten sie das Wehrkloster gefunden und festgestellt, dass diese Jagd nach den Ketzern, der an verschiedenen Ecken des Großtirdischen Reichs schwelende Bürgerkrieg, sie sehr wohl betraf und ihre Aufgabe erschwerte. Denn kein Fremder wurde in dieser angespannten Lage eingelassen, ohne vorher genau untersucht worden zu sein. Es herrschte die Furcht vor einem Attentat auf den Abt.
    Trutzig erhob sich das verschachtelte Kloster mit den strahlend weißen Mauern und den zwölf weithin sichtbaren Zinnoberzinnen auf einer kleinen Anhöhe in der Ebene. Schnurgerade führte eine sorgsam gepflegte Straße aus grauen Pflastersteinen auf das mächtige Tor zu; aus welcher Stadt sie kam, wusste Ben nicht.
    Auf der Rückseite des Klosters schlängelte sich der Firnh entlang, ein gemächlicher Fluss von mittlerer Größe. Sein Ufer war dicht mit Bäumen und Büschen bewachsen, und nicht fern davon begann der Wald, in dessen Tiefen sich Ben und die anderen meist verbargen, viele Meilen entfernt. Nahe des Klosters war es zu gefährlich, dort trieben sich der Jäger des Ordens mit seinen Gehilfen und auch Bauern aus dem nahen Dorf herum, die Holz schlugen. Und sicherlich versteckten sich dann und wann auch Jungen dort, um in der Dämmerung zu wildern.
    Das Dorf lag unweit des Klosters in der Ebene. Reiche Felder und Weiden voller fetter Tiere erstreckten sich ringsum, die Häuser waren groß und gut in Schuss. Zahlreiche Streifenhühner tummelten sich pickend in den Straßen, Kühe muhten zufrieden.

    Ben lag mit Yanko im Ufergestrüpp und beobachtete, wie ein dralles schwarzhaariges Mädchen eine weiße Zicke zum Kloster hinauftrieb. Unter einem Arm trug sie einen großen Korb, die Zicke zerrte an ihrem Strick. Ihr Meckern war über das Rauschen des Flusses hinweg nicht zu hören. Von ihrem Versteck aus hatte Ben keinen Einblick auf das Tor, doch noch bevor das Mädchen auf dem Weg dahin von einem breiten Rundturm verdeckt wurde, hob sie die Hand und winkte fröhlich.
    »Da«, raunte Yanko. »Die kennen sich alle. Einfach alle. Wie sollen wir uns da verkleiden und als Dörfler ausgeben?«
    »Das geht auf keinen Fall«, bestätigte Ben. Den Gedanken, einfach in der Nacht mit den Drachen im Innenhof zu landen, hatten sie schon vor einer Weile verworfen. Zu groß war die Übermacht hinter diesen Mauern, zu zahlreich die flügellosen Drachen, die unter fremdem Befehl standen. Sobald sie bemerkt würden, hätten sie sie alle am Hals, dazu Dutzende Ritter, viele sicherlich mit Blausilberklingen bewaffnet, starken Klingen, die Drachenschuppen durchdringen und Flügel vom Körper trennen konnten. Und egal, wie sie es anstellten, sie würden bemerkt werden. Alle Türme waren Tag

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