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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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unangenehmen Schwierigkeiten führen können, hätte Norkham es tatsächlich in seine Nähe geschafft.«
    »Aber wo befindet sich der richtige Drache jetzt?«
    »Bei diesem Abt. Oder dem Fürsten von Vierzinnen.«
    Lautlos verfluchte Ben den geleisteten Schwur. In diesem Moment wollte er nur noch nach Falcenzca aufbrechen, zu Anula. Einen Drachen hatten sie doch befreit, auch einen weiteren könnten sie unterwegs gern von seinen Unterdrückern erlösen. Er wollte ja Drachen befreien, ganz sicher, doch im Moment hatte er keine Kraft mehr, weiterzusuchen. Sich weiter hetzen zu lassen.
    Sie hatten doch geschworen, den Drachen eines Ketzers zu befreien, um sich nicht mit dem Orden der Drachenritter anzulegen. Und jetzt? Jetzt war dieser idiotische Drache doch bei einem Abt oder Fürsten gelandet. Ben hatte einfach die Nase voll! Wieso hatte sich dieser verfluchte Norkham den Drachen klauen lassen? Tat man das etwa, wenn man den Beinamen der Hohe trug? Hätte er nicht besser der Hohle heißen sollen?
    Warum nur hatten sie geschworen? Doch nicht, um dann gezwungen zu sein, in eine Burg oder ein Wehrkloster einzudringen – etwas, das ganze Heere oft genug vergeblich versuchten. Wie sollte das gelingen? Doch Jammern half nicht – ein Schwur war ein Schwur, daran war nichts zu rütteln. Jedenfalls war das ganz sicher der letzte Schwur, den er geleistet hatte.
    »Ich bin überzeugt, der Abt hat ihn sich gekrallt«, sagte Yanko. »Wieso sollte denn der Orden einen Fürsten, der
Ketzer in seinem Herrschaftsbereich nur halbherzig verfolgt, mit einem solchen Geschenk stärken? Nein, er wird selbst scharf darauf sein, den Drachen eines wichtigen Ketzers in seinem Stall zu haben, um ihn dann stolz jedem Gast zu präsentieren.«
    »Meint ihr, es war auch dieser Abt, der die weißen Drachen auf uns gehetzt hat?«, fragte Nica leise.
    Yanko zögerte einen Moment lang, dann sagte er: »Das kann gut sein.«
    »Hat er noch mehr?« Nicas Stimme war nun kaum zu verstehen, doch das war egal. Jeder von ihnen hatte sich diese Frage selbst gestellt. Was würde sie erwarten, wenn sie dorthin kamen?
    »Hm.« Ben sah hinüber zu der Stelle, wo das Eis aus Feuerschuppe getropft war. Noch immer wuchs dort kein Gras, die Erde war kahl und schwarz wie ein Acker im Winter. Auch hatte er in den letzten Tagen nie beobachtet, dass dort ein Vogel gelandet wäre. Ein junges neugieriges Baumreh war gestern im Morgengrauen davor zurückgeschreckt und hatte den Fleck nicht betreten.
    »Dann versuchen wir es also als Nächstes bei dem Abt?«, dröhnte Juri.
    Einer nach dem anderen nickte.
    »Und ich?«, fragte Krawinyjan und hob die noch immer verkümmerten Flügel, die inzwischen wenigstens auf die Länge eines Männerarms herangewachsen waren.
    »So tief im Wald bist du sicher, bis du wieder fliegen kannst.«
    »Aber...«
    »Sie wachsen auch ohne meine ständige Berührung«, versicherte ihm Ben zum sicherlich hundertsten Mal. »Wirklich.
Ich muss nur dafür sorgen, dass sie einmal damit anfangen. Und wir dürfen einfach nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    Krawinyjan grummelte etwas davon, dass ihm das nicht gefalle und er sich selbst überhaupt nicht als verlorene Zeit betrachte.
    Doch sie kümmerten sich nicht um seine Proteste, verabschiedeten sich noch am selben Abend und machten sich auf den Weg.
    »Danke«, sagte Krawinyjan doch noch, und es klang auf richtig.
    »Lass dich nicht mehr erwischen«, brummte Aiphyron.
    »Trau keiner Jungfrau, so sehr sie auch um Hilfe schreit«, fügte Yanko lachend hinzu.
    Dann verschluckte die Dunkelheit des Waldes Krawinyjan unter ihnen. Sie kannten den Namen des Abts und den des Flusses, an dem das Kloster lag. Dorthin würden sie sich hof fentlich leicht durchfragen können. Dabei hofften sie, dass in der nächsten Stadt einmal kein Steckbrief hängen würde. Dennoch beschlossen sie, sich möglichst nur in kleinen Dörfern zu zeigen.
     
    Drei Tage später hatten sie ein Versteck unweit des Wehrklosters gefunden. Wieder war es ein Wald, der ihnen Schutz vor neugierigen Blicken bot. In den Dörfern, in denen sie nach dem Weg gefragt hatten, hatten sie auch mehrfach gehört, der heilige Orden würde nun endlich mit aller Macht gegen das Ketzerpack vorgehen.
    »Im ganzen Reich«, hatte ein alter zahnloser Bauer gemurmelt. »Keine Schlupflöcher mehr bei weichherzigen Fürsten, die sich von dem Abschaum auf der Nase herumtanzen lassen.
Was soll das überhaupt? Früher hat es das nicht gegeben. Nicht, als ich jung

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