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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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wach gehalten, doch ganz allein hier oben konnte er die Müdigkeit viel deutlicher spüren. Er warf einen Stein ins Wasser.
    Was tat Nica Herrn Zendhen an? Wie wollte sie ihn zum Sprechen bringen?
    Plötzlich hatte er den albernen Gedanken im Kopf, der Ritter würde sich in der Mitte des Käfigs zusammenkauern, dort, wo sie ihn mit der kurzen Klinge nicht erreichen konnte. Sie könnte nicht riskieren, ihren Arm hineinzustecken,
denn er durfte sie nicht zu fassen bekommen, er war stärker als sie. Natürlich würden ihr sofort die Drachen beistehen, doch was wollte sie tun, wenn Zendhen tatsächlich so reagierte?
    Steine schmeißen, dachte Ben. Oder sie holte sich eines der Schwerter, die sie den beiden Rittern abgenommen hatten; die Klingen waren lang genug. Widerwillig schüttelte er den Kopf, um die Bilder zu verscheuchen.
    Nein, Mitleid fühlte er nicht mit dem widerlichen Ritter, das war es nicht. Es war die Kälte, die von Nica ausging, wenn sie von Rache sprach, selbst dann, wenn sie dieses Wort nicht benutzte. Sie tobte nicht, sie schrie nicht, sie spuckte Zendhen weder Verachtung noch Zorn ins Gesicht. Sie ließ sich nicht gehen. Und doch wurde sie von dem Gedanken an Rache vollkommen beherrscht, und diese Gedanken ließen sie zu Stein werden, ihr Herz, ihr regloses Gesicht und ihre wie kalter Kristall funkelnden Augen. Vor dieser Nica hatte er Angst, er wollte nicht, dass sie so war.
    Und dennoch wurde er den Gedanken an ihren Kuss nicht los. Er dachte an ihre weichen sanften Lippen und konnte keine Verbindung herstellen zu dieser Nica, die dort unten den Ritter befragte. Der Kuss gehörte in seiner Vorstellung zu der fröhlichen Nica, die er in Trollfurt kennengelernt hatte, auch wenn sie ihn natürlich erst lange danach geküsst hatte. Doch musste sie sich nach all dem, was sie erlebt hatte, nicht verändern?
    Was erwartete er nach einer solchen Geschichte von ihr? Oft genug hatte er selbst nach Rache gedürstet, warum störte es ihn bei ihr so?
    Er wusste es einfach nicht, war zu müde, um einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr war übel genug mitgespielt worden,
dass sie nach Vergeltung verlangen durfte, auch wenn Zendhen nur gedroht hatte.
    Ein kleiner silbriger Schemen tauchte von oben in die Gischt, irgendein Fisch, der sich über die Wasserfälle in die Tiefe stürzte. Bens erster Gedanke war, dass es für den Fisch kein Zurück gab, er war zu klein, um den Wasserfall auch wieder hochzuspringen. Doch das kümmerte ihn nicht, er sprang einfach im festen Vertrauen, dass der Fluss ihn immer weiterführte. Irgendwohin, wo er lieber wäre als da, wo er herkam.
    Ben spürte dieses Vertrauen nicht. Alles hatte sich diesen Sommer verändert, und seit er in Falcenzca den Steckbrief entdeckt hatte, saß eine Angst in ihm, die er zuvor nicht gekannt hatte. Auch hier in Vierzinnen waren sie verraten worden. Konnten sie irgendwann wieder eine größere Siedlung betreten, ohne gejagt zu werden?
    Die ersten Wochen nach der Flucht aus Trollfurt waren anders gewesen. So sehr ihm die Träume von Yirkhenbargs Tod zu schaffen gemacht hatten, er hatte sich irgendwie frei gefühlt. Nica und Yanko waren bei ihm gewesen, Aiphyron, Juri und Feuerschuppe. Lachend hatten sie sich Helden genannt, weil sie den gigantischen Drachen vor der Versklavung bewahrt hatten. Ben hatte Drachen befreit, und das war richtig gewesen. Jetzt wollte er noch immer Drachen befreien, doch bei dem Gedanken daran, ohne die Drachen eine Stadt zu betreten, bekam er Angst. Ein toller Held bin ich!
    Sie waren zu sechst, und gegen sie stand der Orden der Drachenritter, ja sogar das ganze Großtirdische Reich. Das war etwas ganz anderes, als das kleine, halb verlassene Trollfurt herauszufordern. Wenn er daran dachte, wollte er einfach nur davonlaufen. Doch er traute sich nicht, mit den anderen darüber zu sprechen. Zu sehr schämte er sich.

    Und viel zu stark fürchtete er, dass sie dann auch von der Angst befallen wurden, wenn er ihnen deutlich machte, wie aussichtslos ihre Situation war. Wie lange mochten sie sich vor dieser Überzahl verstecken können? Sie wurden regelrecht gejagt, auch von den weißen Drachen, den unerbittlichen Hunden Hellwahs.
    Ben wollte seine Angst einfach totschweigen. Mit aller Kraft versuchte er, sich nicht von ihr beherrschen zu lassen, und darum ertrug er es eben auch nicht, wie sich Nica von ihrem Rachedurst beherrschen ließ.
    In diesem Moment sprang ein weiterer Fisch den Wasserfall hinab, und Ben murmelte: »Woher nimmst

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