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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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ist.«
    »Das kann sein, muss aber nicht stimmen. Zur Sicherheit werde ich mir Herrn Zendhen doch noch vornehmen.« Nica zog das Messer wieder hervor.
    »Was willst du tun? Ihn foltern, ihm die Finger abscheiden?«, fragte Ben. »Die Nase? Die Ohren?«
    »Ja, wenn er sonst nicht redet? Was bleibt uns dann übrig? Wir müssen Norkham finden, das haben wir hoch und heilig geschworen!«
    »Dabei war nie die Rede davon, andere zu quälen.«

    »Meinst du vielleicht, mir bereitet das Vergnügen?«, blaffte sie ihn an.
    Genau das fragte sich Ben, seit sie am Feuer nach dem Messer gegriffen hatte. Er war nicht sicher, ob es ihr wirklich um Antworten ging oder darum, Rache zu nehmen. Für die Zeit im Käfig und vor allem für das, was er ihr angedroht hatte. Sein Wunsch, ihr das Kleid anzuziehen, war kein sehr fürsorglicher gewesen. Stumm schüttelte Ben den Kopf.
    »Was dann? Hast du etwa Mitleid mit dem Wurm?«
    »Nein, aber...« Mehr wusste Ben nicht zu sagen. Noch vor kurzem hatte er selbst Margulv Schmerzen zufügen wollen, und säße Herr Arthen dort drüben im Käfig, würde er ihm mit dem größten Vergnügen so viel Angst einjagen, bis er sich in die Hosen machte. Er würde ihn mit Steinen und Dreck bewerfen, bis auch dessen ganzer Körper mit schmerzhaften Blutergüssen und Platzwunden übersät war, und er würde sich darüber ärgern, dass Dreck weder schimmelte noch stank wie verfaulte Früchte. Für das, was dieser weiße Ritter Nica hatte antun wollen, verdiente er fraglos Schmerzen. Trotzdem wollte Ben nicht sehen, wie sie ihre Wut an ihm ausließ, wollte es auch nicht hören. Im Käfig war der Ritter wehrlos, das erschien ihm falsch. Aber war es richtig, den Kerl ungestraft zu lassen?
    »Was, aber?«, herrschte sie ihn an.
    »Nichts«, sagte er. »Aber du weißt selbst, dass es nichts bringt. Ich sehe mir das nicht an.«
    »Zwingt dich ja keiner!«
    »He, Ben, komm schon, du weißt, wir müssen noch mehr erfahren, wenn wir Norkham finden wollen. Es muss sein. Wenn es um den Drachen ging, wärst du jetzt auch nicht dagegen.«

    »Doch«, behauptete Ben mit leisem Trotz. Er wusste nicht, was er in dem Fall denken würde. Wie sollte man das auch wissen? Das waren nur Gedankenspiele, und er war zu müde und durcheinander.
    »Es ist wichtig, dass du bleibst«, beschwor ihn Yanko. »Bitte.«
    »Lass ihn doch gehen, wenn er kein Blut sehen kann«, sagte Nica bissig. »Alles muss sich um seinen Drachen drehen. Was ist mit meiner Rache? Er hat es geschworen!«
    »Aber das nicht!« Ben deutete auf das Messer in Nicas Hand. »Das habe ich nicht geschworen!«
    »Dann denk daran, was die oben in Vierzinnen getan haben! Denk an die Galgen vor der Stadt!«
    »Daran will ich aber nicht denken!«, fauchte Ben und wandte sich ab – nicht ohne einen letzten Blick auf Herrn Zendhen zu werfen, der zusammengekrümmt im Käfig saß und voller Furcht zu ihnen herüberstarrte. Hilflos hob er die Hand ein Stück und bewegte lautlos die Lippen. Ben schien es, als würde er ihm ein Bitte zumurmeln, als würde er hof fen, Ben ließe ihn nicht mit den anderen beiden allein. Doch Ben schüttelte den Kopf und stapfte davon, zu aufgewühlt und zornig, um zu wissen, was er wirklich empfand. Mitleid mit diesem Ritter war es jedenfalls nicht.
    Ben stapfte an den Drachen vorbei, immer weiter hinauf in die Klamm.
    »Wann sollen wir dich suchen kommen?«, rief ihm Juri scherzhaft hinterher, doch Ben antwortete nicht. Er wollte einfach nur allein sein.

EINE EINSAME ENTSCHEIDUNG
    D ie Gischt des kleinen Wasserfalls glitzerte silbern im Mondlicht, und sein Rauschen war so laut, dass Ben keinen Laut vom Feuer oder von dem Käfig ein paar Schritt weiter unten vernehmen konnte. Wenn er den Hals reckte, konnte er das Feuer zwischen zwei Felsen erkennen, auch den kleinen hellen Punkt der Fackel neben dem Käfig, doch das wollte er nicht. Er wollte an nichts von dem denken, was dort unten geschah, dachte aber an kaum etwas anderes.
    Mit baumelnden Füßen saß er auf einem Felsen am Bach und starrte in das nächtlich dunkle Wasser. Das hatte er schon früher gemacht. Immer wenn ihn etwas bedrückt hatte, war er an den Dherrn gegangen. Wasser beruhigte ihn.
    Fast fielen ihm die Augen zu, so beruhigend und monoton war das Rauschen und Plätschern. Die letzten beiden Tage hatte er kaum Schlaf gefunden, hatte nur eine Weile im Käfig vor sich hingedämmert, als sie durch die Gegend gezuckelt waren. Erholsam war das nicht gewesen. Wut und Angst hatten ihn

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