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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Krampfhaft krallte sich Shezira an den Schuppen des Drachen fest, als sich dieser mit einem Ruck mitten im Flug abfing. Sie schob rasch das Visier ihres Helms herunter, da hörte sie bereits das Gebrüll und spürte, wie Mistral zitterte und eine Hitzewelle über sie hinwegrollte. Dann erbebte Mistral und näherte sich schlingernd dem Boden, bevor er schwerfällig landete und ins Straucheln kam. Äste und Blätter zerrten an Sheziras Rüstung, ein Baumstamm zerbarst. Die Luft war heiß und vom Geruch nach verbranntem Holz erfüllt. Als Shezira das Visier wieder hochklappte, erwartete sie eine brennende, fast vierzig Meter lange Schneise im Wald. Die Bäume um sie herum waren verkohlt, viele davon durch Mistrals plumpe Landung abgeknickt. Shezira konnte nicht erkennen, ob die Wucht des Feuers den Schnäpper getroffen hatte. Sie schnalzte und ließ Mistral langsam aus dem glimmenden Chaos tapsen.
    »Du hast ihn verfehlt, Mutter«, rief Prinzessin Almiri. Ihr Drache war bereits am Boden, etwa fünfzig Meter von Shezira entfernt, und hatte einen kopflosen Schnäpper in den Vorderklauen.
    Instinktiv duckte sich Shezira, als etwas Großes so knapp über ihrem Kopf hinwegschoss, dass der anschließende Windstoß sie beinahe aus dem Sattel gerissen hätte. Ein rußbeschmutzter grauer Jagddrache erhob sich in die Lüfte und flog lediglich eine Handbreit über dem Wald, sodass sein Schwanz die Baumkronen absäbelte. Wieder und wieder senkte er ruckartig den Kopf und spuckte einen schmalen Feuerstrahl aus. Dann erklomm der Drache den Himmel, machte eine Kehrtwende, kam blitzschnell zurück und landete neben Shezira, wobei er sich in die schmale Lücke zwischen ihr und Prinzessin Almiri quetschte. Sein Reiter setzte den Helm ab und ballte die Hand zu einer wütenden Faust.
    »Das war meine Beute, Mutter!«, brüllte Prinzessin Jaslyn und schleuderte ihren Helm wutentbrannt fort. »Was hast du dir bloß dabei gedacht? Du bist direkt in meine Flugbahn geschossen! Vidar wäre beinahe in dich und dein schwerfälliges Ungetüm geknallt. Du hättest dir einen von Almiris Jägern ausleihen müssen!«
    »Der Größere hat Vorrang!«, fauchte Shezira. Sie musste schreien, um sich über dem Lärm Gehör zu verschaffen. Mistral kratzte an einem umgestürzten Baumstamm und rollte ihn weg. Er hatte eine Fährte aufgenommen.
    »Der Verfolger hat immer Vorrang!«, brüllte Jaslyn zurück. Vidar legte die Flügel an und machte vorsichtig einige Schritte zur Seite, bis er Mistral beinahe berührte. Mistral ließ vom Baum ab, schüttelte sich und zischte böse. Vidar fauchte ebenfalls. Kriegsdrachen hassten es, in die Enge getrieben zu werden. Auf einmal kam sich Shezira sehr klein vor. Normalerweise griffen Drachen einen Reiter nur an, wenn man ihnen den Befahl gab. Zufälligerweise zerdrückt zu werden stand hingegen auf einem ganz anderen Blatt.
    »Ich war der Verfolger!« Shezira versuchte, Mistral zu beruhigen. Jaslyn hatte recht. Mistral war für diese Art des Fliegens nicht geschaffen, und sie hätte sich einen richtigen Jäger ausborgen müssen.
    »Erst nachdem du mich regelrecht aus der Luft gedrängt hast!« Vidar fletschte die Zähne. Der Größenunterschied schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Auf einem Kriegsdrachen zu sitzen hat wenigstens den Vorteil, dass ich während unserer Auseinandersetzung auf meine Tochter hinabschauen kann .
    »Hast du den Schnäpper erwischt?«, rief Almiri, die ihren Drachen nun nahe genug herangescheucht hatte, um Vidar abzulenken. Als die älteste von Sheziras Töchtern und die einzige, die bereits verheiratet war und eine eigene Familie besaß, hatte Almiri die Rolle der Friedensstif – terin übernommen. Dies entlockte Shezira jedes Mal ein Lächeln, da sie sich noch sehr gut an die Zeit erinnern konnte, als Almiri dem aufbrausenden Gemüt Jaslyns in nichts nachgestanden hatte.
    » Natürlich !«
    Überall um sie herum flogen die restlichen Drachen herbei, und die Erde erzitterte, sobald sie der Reihe nach landeten. Nach einem kurzen Seitenblick schätzte Shezira, dass sie ein Drittel des Schnäpper-Rudels erlegt hatten, was auf keinen Fall ausreichte, um König Valgar zufriedenzustellen. Schnäpper stellten eine echte Bedrohung dar. Sobald sie sich auf die Hinterbeine stellten, waren sie halb so groß wie ein Mann und doppelt so schnell, und wenn sich ihnen die Chance bot, bissen sie einem liebend gern den Kopf ab. Sie waren verschlagen, echte Allesfresser und jagten in Rudeln, wobei sie mit

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