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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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mich?«
    Der Knappe nickte.
    »Wo sind wir?«
    Der Knappe zuckte mit den Achseln.
    »Hm, das weißt du also nicht? Wo sind die anderen Reiter?«
    Der Knappe schüttelte den Kopf und hob erneut die Schultern.
    »Also schön. Nun gut. Wer weiß es denn dann?«
    Der Knappe deutete mit einem Kopfnicken auf den Drachenreiter. Huros rollte mit den Augen und gab entnervt auf. Streng genommen waren die Knappen Huros und den anderen Alchemisten untergeordnet, und alle gehörten dem Orden an. In Wirklichkeit lebten die Knappen jedoch in ihrer eigenen winzigen Welt, die nur aus ihnen, ihren Drachen und wenig mehr zu bestehen schien.
    Sein Magen begann zu rumoren. Er wagte einen erneuten Versuch. »Knappe! Ähm. Hast du etwas zu essen?«
    Der Knappe nickte und reichte ihm ein Stück Brot. Huros kaute daran und kochte innerlich. Unter keinen Umständen durfte sich ein Drachengeschwader aufteilen, ohne dass vorher der ranghöchste anwesende Alchemist befragt wurde. Da Huros der einzige Alchemist war, den Königin Shezira als wichtig genug erachtet hatte, um sie zu begleiten, war das zwangsläufig er . Er würde ihnen die Leviten lesen, dachte er ergrimmt. Jawohl, die Leviten. Und zwar klar und deutlich.
    Sie flogen viele Stunden, und mit jeder verstrichenen Stunde ballte Huros die Fäuste noch fester zusammen. Schließlich kam ihm der Gedanke, dass Königin Shezira ihre Pläne aufgrund der Neuigkeiten über Königin Alipheras tragisches Ableben geändert haben mochte. Huros konnte sich zwar keinen Reim darauf machen, aber andererseits hatte er der Angelegenheit auch keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Er hatte seine eigenen Pläne gehabt, die ihn voll und ganz in Beschlag genommen hatten. Außerdem hätte der Umstand trotzdem keine Rolle spielen dürfen. Man hätte ihn zu Rate ziehen müssen . So wollte es die Tradition! Er hatte schon längst die Orientierung verloren und wusste lediglich, dass die Gipfel des Weltenkamms zu seiner Rechten lagen und sich vor ihm weitere Gebirgszüge abzeichneten. Was bedeutete, dass sie immer noch Richtung Süden flogen und sich vom Bergfried entfernten. Er runzelte die Stirn. Oder war es anders herum, und die Gebirge hätten sich links von ihm erheben müssen?
    Der Druck auf seiner Blase nahm zu. Er presste die Beine zusammen und biss sich auf die Lippe, aber letztlich musste er der Natur freien Lauf lassen. Drachenritter taten das ständig, ermahnte er sich, und begann, die Riemen zu lösen, mit denen er auf den Drachen geschnallt war. Selbst der Knappe war in aller Seelenruhe aufgestanden, hatte sich in eine Flasche erleichtert und dann wieder festgebunden. Doch als Huros es ihm gleichtun wollte, riss der Wind derart an ihm, dass er beinahe fortgeblasen worden wäre, und nun packte ihn eine Todesangst, dass sich alles in ihm verkrampfte und er sein Bedürfnis nicht verrichten konnte. Der Druck verwandelte sich allmählich in einen kaum auszuhaltenden Schmerz, und als sie schließlich landeten, war Huros so mitgenommen, dass er nicht in der Verfassung war, irgendjemandem die Leviten zu lesen. Er vergeudete keine Zeit, um sich die Umgebung näher anzusehen, sondern stolperte taumelnd in Richtung des erstbesten Baums.
    Noch bevor er fertig war, machten sich sein Drache und die Reiter schon wieder auf den Weg. Das Tier trampelte über die Ebene und schlug mit den Flügeln, bis es die nötige Geschwindigkeit erreicht hatte, um sich schwerfällig vom Boden zu erheben. Einen kurzen Herzschlag lang fürchtete Huros, man habe ihn ausgesetzt, doch erleichtert erblickte er den Knappen und zwei sonderbar anmutende Soldaten, und als er den Kopf hob, waren die anderen Drachen ebenfalls noch da, wenn auch hoch am Himmel. Der Knappe saß am Rand eines riesigen, mit unzähligen Steinen übersäten Feldes, neben einem Stapel Kisten und Säcke, die wahrscheinlich den Drachenreitern gehörten. Hier und da schlängelte sich ein sprudelnder Bach wie ein funkelndes Band durch die Steinlandschaft und grub sich durch silbrig glänzenden Sand. Dürre Grasbüschel, vielleicht einen Steinwurf entfernt, säumten den Hauptfluss, bevor der Wald ihn verschluckte.
    Die beiden Soldaten kamen, eine seltsame Vorrichtung tragend, langsam auf Huros zu. Von der Art, wie sie gingen, musste der Apparat schrecklich schwer sein. Einen kurzen Moment fragte sich Huros, wohin der kostbare weiße Drache der Königin verschwunden war, als er genau über seinem Kopf durch die Luft schoss, sodass der Baum neben ihm erzitterte und der

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