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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Egal ob Mann, Frau oder Kind, sobald sich jemand bewegte oder auch nur dachte, wurde er verbrannt. Ein paar von ihnen hatten sich retten können, und Kemir musste Schneeflocke regelrecht anflehen, damit sie ihnen nicht nachsetzte. Sie hatte ihm einen neugierigen Blick zugeworfen und einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den Kemir als eine Mischung aus Unverständnis und Gleichgültigkeit zu deuten wusste. Letztendlich hatte sie die Überlebenden verschont, doch die Erinnerung an das Massaker ließ ihn erschaudern. Es waren Outsider, was sie sozusagen zu seinen Leuten machte. Schneeflocke kümmerte das nicht. Sie hatte die Menschen mit dem Mitgefühl eines Kleinkinds zerquetscht, das allein des Spaßes wegen Ameisen zerdrückt.
    Sie waren wieder gen Süden geflogen, tief hinein in den Weltenkamm, immer noch auf der Suche nach den Alchemisten. Und dort hatte Schneeflocke in weiter Ferne einen einsamen Drachen gesichtet. Zuerst hatte ihn Kemir nicht ausmachen können, doch dann hatte er einen meilenweit entfernten, winzigen schwarzen Fleck am Himmel gesehen.
    Da ist ein Drache, Kleiner Kemir. Allein.
    »Wo ein Drache ist, gibt es auch einen Reiter. Vielleicht weiß ja der , wo sich die Alchemisten verstecken.«
    Schneeflocke kletterte höher und sauste durch die Luft. Der Drachenritter sah sie zwar kommen, schien jedoch nicht besonders besorgt zu sein, bis Schneeflocke herabschoss und beinahe auf dem Rücken des Drachen landete. Im nächsten Moment riss sie den Ritter aus dem Sattel. Der andere Drache kreischte erschrocken auf und tat, was die Tiere immer taten – er tauchte ab, um möglichst schnell den Boden zu erreichen. Schneeflocke folgte in halsbrecherischem Tempo, stürzte in einem senkrechten Spiralflug hinter ihm her. Der neue Drache war kleiner als Schneeflocke, aber schwerer, gedrungen und schwerfällig. Ein Kriegsdrache, entschied Kemir. Außerdem ein eher minderwertiges Exemplar: Seine Schuppen glänzten nicht und waren von einem matten Dunkelgrau, das an manchen Stellen sogar beinahe schwarz wirkte.
    Alchemisten! Wo sind die Alchemisten?
    Es kostete Kemir ein paar Sekunden, bis er begriff, dass sich Schneeflocke mit ihren Gedanken nicht an ihn gewandt hatte, sondern an den Reiter, den sie in ihren Klauen hielt. Die beiden Drachen wirbelten in Richtung Erdboden. Kemirs Finger bohrten sich in Schneeflockes Schuppen. Nadira, die hinter ihm saß, hatte die Arme wie einen Schraubstock um seine Hüften geschlungen und quetschte ihm die Luft aus den Lungen. Der peitschende Wind schlug ihm ins Gesicht. Nadira kreischte, doch Kemir hörte sie nicht nur, sondern spürte den Schrei mit jeder Faser seines Körpers.
    Wo?
    Sein Herz setzte für einen Schlag aus, als der Erdboden gefährlich nah auf ihn zuschoss – Kemir glaubte schon, Schneeflocke sei zu sehr damit beschäftigt, eine Antwort auf ihre Frage zu erhalten, als dass sie es bemerkte -, doch wie immer, im allerletzten Moment, breitete sie die Flügel aus, und Kemir wäre fast von ihrem Rücken gestürzt. Und dann waren sie plötzlich gelandet.
    Der fast schwarze Drache beäugte sie mit traurigem Blick. Schneeflocke warf ihm den Reiter zu. Das Tier roch an dem leblosen Körper und rollte schließlich den Schwanz um ihn herum, wobei er den Kopf die ganze Zeit über aufrecht und wachsam hielt. Er blinzelte kein einziges Mal, stellte Kemir fest.
    Deine Artgenossen sind einfach nicht robust genug , grummelte Schneeflocke.
    »Hast du eine Antwort erhalten?« Kemir zitterte, und Nadira schluchzte erbärmlich. Er wollte unbedingt von Schneeflockes Rücken absitzen und wieder festen Boden unter den Füßen spüren, doch beim Anblick des anderen Drachen blieb er lieber genau dort, wo er war. Es konnte genauso gut sein, dass Schneeflocke einfach fortflog und ihn hier allein ließ.
    Vielleicht , räumte Schneeflocke ein. Du warst mir allerdings keine große Hilfe .
    Kemir versuchte, nicht über die unterschwellige Bedeutung dieser Worte nachzudenken. »Nun, hat er dir nun was gesagt oder nicht?«
    Nein. Er hatte große Schmerzen und Angst und ist dann gestorben. Ich habe in seinem Bewusstsein einen Ort aufblitzen sehen. Er befindet sich irgendwo in dem Reich eines deiner Artgenossen namens Valgar.
    »König Valgar.«
    Du kennst den Mann?
    Kemir musste lachen. »Er ist ein König, Drache. Er kümmert sich nicht die Bohne um mich, und natürlich kennt er mich nicht. Aber ich weiß, wo er zu finden ist. Wir müssen wieder nach Norden. Wo wir bereits alles abgesucht

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