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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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den Königen und Königinnen der Reiche geteilt wurde. Semian war schlau genug, nicht nachzufragen, was genau die Aufgabe der Alchemisten war, doch er wusste, dass es etwas mit dem Zähmen der Drachen zu tun hatte. Jeder wusste das.
    Prinzessin Jaslyns Wut war noch immer nicht verraucht, und die Alchemisten waren schweigsam und argwöhnisch. Als die drei endlich wieder aufbrachen, war Semian erleichtert. Und auch gelangweilt. Neben der Prinzessin zu fliegen war eine Ehre und sicherlich besser, als sich einen Turm mit einem Blutmagier zu teilen, doch nach einer Weile sahen alle Berge gleich aus. Im Palast würden schon bald die Turniere und Spiele beginnen. Dort konnte man zu Ruhm und Ehren gelangen und noch dazu Gold gewinnen. Hier draußen gab es nichts. Nichts zu tun und nichts zu sehen.
    Überhaupt nichts.

46
     
    Der Valeford-Pfad
     
    S chneeflocke tauchte aus der Sonne. Auf dem Gebirgspfad reihten sich fünf Wagen auf. Ein paar Männer auf Pferden ritten vorneweg, vielleicht ein Dutzend Soldaten bildeten die Nachhut.
    »Verbrenn zuerst die Soldaten«, rief Kemir in dem Versuch, sich über dem heulenden Wind bemerkbar zu machen. Sie hatten seit Kurzem einen Sattel, und er und Nadira saßen nun auf Schneeflockes Rücken, anstatt in ihren Klauen befördert zu werden.
    »Du musst nicht brüllen«, schrie Nadira ihm ins Ohr. Kemir schloss die Augen. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Schneeflocke die Gedanken regelrecht aus seinem Kopf pflückte.
    Nein .
    Schneeflocke würdigte die Soldaten keines Blickes. Stattdessen zielte sie mit ihrer ersten Feuersalve auf die Reiter weiter vorne. Die Männer hatten womöglich den Windstoß gespürt, denn genau in dem Moment, als Schneeflocke sie angriff, glaubte Kemir zu bemerken, wie einer von ihnen hochblickte und sich dann umdrehte. Ein Schwall heiße Luft traf Kemir im Gesicht, und er klammerte sich an Schneeflockes Hals fest.
    Sie haben deinen Schrei gehört.
    Schneeflocke landete. Die Luft roch verbrannt. Kemir setzte sich wieder aufrecht hin und sah, dass der Drache rittlings auf dem Gebirgspfad saß und den Soldaten den Weg versperrte. Der erste Wagen brannte bereits lichterloh. Zu beiden Seiten des Pfades stiegen Rauchwolken von angesengtem Heidekraut und Stechginster empor. Schneeflocke ließ sich auf alle viere fallen und gab den Blick auf Kemir und Nadira frei. Dann spuckte sie einen zweiten Feuerschwall zu den übrigen Wagen und Soldaten. Unvermittelt packte sie ein totes Pferd und riss es in zwei Teile, bevor sie das Endstück mit einem Bissen verschlang.
    Einem Reiter war es irgendwie gelungen, am Leben zu bleiben. Schwankend zog er sich aus der Asche hoch und begann zu schreien. Seine Kleidung hatte sich ihm ins Fleisch gebrannt, jeder Teil seines Körpers war entweder geschwärzt oder aufgeplatzt und rot. Und er war offensichtlich blind. Kemir gab ihm mit einem Pfeil den Gnadenschuss.
    Der Rauch und die Flammen von Schneeflockes Feuersturm lichteten sich. Alle Wagen loderten vor sich hin. Die Soldaten weiter hinten waren jedoch verschont geblieben. Sie hatten sich hinter einer Mauer aus übereinanderlappenden Schilden formiert, und noch während Kemir sie betrachtete, glitt die erste Reihe an Schilden für einen kurzen Moment nach unten. Hinter den Schilden hatten die Soldaten eine Armbrust postiert. Eine riesige.
    Und sie zeigte auf ihn .
    »Verdammt!« Kemir presste sich flach an Schneeflockes Hals, doch was ihn in Wahrheit rettete, war der Drache selbst. Sie hob genau in dem Augenblick den Kopf, als die Armbrust abgefeuert wurde. Anstatt Kemir zu treffen, bohrte sich der Bolzen in Schneeflockes Schulter. Kemir spürte den Schock, die Überraschung, den unerwarteten Schmerz. Der Bolzen musste so lang wie sein Arm sein, und die Armbrust war mächtig genug, um Schneeflockes Schuppen zu durchstoßen und das Geschoss tief in ihr Fleisch zu rammen.
    Dann kam die Wut. Sie wuchs tief in Schneeflockes Innern, ballte sich und breitete sich in einer Hitzewelle in ihr aus, bis sie nicht mehr klar denken konnte. Und während der ohnmächtige Zorn den Drachen erfüllte, erfüllte er auch gleichzeitig Kemir. Der Söldner begann hastig die Gurte zu lösen, um mit seinen Messern auf die Soldaten losgehen zu können. Dann hielt er mitten in der Bewegung inne. Schneeflocke machte einen riesigen Satz nach vorne, zerschmetterte die fünf Wagen und schleuderte die brennenden Trümmerteile in alle Himmelsrichtungen. Die Soldaten stoben auseinander. Einige

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