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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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über die Brüstung blickte, konnte er die Nachtwachen in der Stadt der Drachen am Schein ihrer Laternen erkennen. Jenseits der Stadt glitzerte der Mond am Himmel und tief unten in den Spiegelseen. Die Purpurnen Berge erhoben sich wie eine massive schwarze Mauer, dehnten sich vom Horizont bis hoch in den Himmel aus und fraßen auf ihrem Weg die Sterne auf. Königin Sheziras Festessen war köstlich gewesen, viel besser als das von Sprecher Hyram. Jehal war satt, zufrieden und entspannt. Außerdem freute es ihn diebisch, dass Königin Shezira das genaue Gegenteil war. Sie schritt unruhig auf dem Dach auf und ab, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
    Er lächelte. »Hyram ist ein Mistkerl«, fügte er hinzu. »Wusstet Ihr, dass er mich wegen Königin Aliphera herzitiert hat und mich dann, als ich mich pflichtbewusst einfand, gefoltert hat? Ich wollte kein großes Aufheben machen, als es noch so aussah, als würde er eines sehr langsamen und qualvollen Todes sterben. Ich dachte, die Natur hätte für Gerechtigkeit gesorgt. Jetzt hingegen …« Seufzend schüttelte er den Kopf. »Welchen Unterschied kann ich denn machen? Hyram wird Eurer Herausforderung trotzen, ebenso wie seine Familie. Ihm wird sich Zafir anschließen, Narghon und Silvallan. Und ich sollte es auch. Ein Sprecher aus dem Süden ist längst überfällig, und ich habe keinen Grund, Königin Zafir abzulehnen. Wie schon gesagt, das Problem ist, dass ich nicht wichtig genug bin.«
    Königin Shezira hielt mitten in der Bewegung inne und sah ihm direkt ins Gesicht. Auf ihren Wunsch hin waren sie vollkommen allein auf der Galerie. Niemand, hatte sie erklärt, sollte hören, was sie sich zu sagen hatten. Selbst die Zimmer direkt unter dem Dach waren geräumt worden, und der Treppenaufgang wurde von ihrem zuverlässigsten Reiter bewacht. Und einem von Jehal, sodass sich die beiden gegenseitig im Auge behalten konnten.
    »Ihr seid wichtig. Ich habe bereits König Valgar und noch jemanden auf meiner Seite. Valmeyan ist nicht hier und kann damit keine Stimme abgeben. Genauso wenig wie die Syuss. Ich habe nur eine Frage an Euch. Was wollt Ihr?«
    Jehals Lächeln wurde breiter. »Das habe ich Euch doch schon gesagt, meine liebste Königin. Das Problem ist, dass ich nicht wichtig genug bin.« Er hielt ihrem Blick stand. Wenn sie zu beschränkt war, seine Worte richtig zu interpretieren, verdiente sie seine Hilfe nicht.
    Sie war nicht beschränkt. Bedächtig nickte sie. »Der Ring des Sprechers. Ihr wollt mein Nachfolger werden, sobald meine Amtszeit vorüber ist.«
    »Das wäre eine sehr verlockende Aussicht.«
    »Und die naheliegendste Gegenleistung. Ja.«
    »Und Ihr werdet Lystra zu Eurer Thronfolgerin bestimmen? Damit sie Eure Krone erbt, wenn Ihr Hyrams Ring nehmt, und sich nicht weiter über mein habgieriges Pack von Cousins zweiten Grades Sorgen machen muss, die nach dem Thron meines Vaters lechzen?«
    Sie schürzte die Lippen. »Vielleicht. Wenn Ihr mir Euer Wort gebt, dass Ihr den Ring des Sprechers an Lystra weiterreichen werdet, sobald Eure Zeit um ist, und Almiri an ihrer Stelle zur Königin des Sandes und Steins gekrönt wird.«
    Jehal nickte und heuchelte dann Besorgnis. »Einen Augenblick. Entschuldigt vielmals, aber ist das nicht genau dieselbe Zusicherung, die Hyram Euch gegeben hat? Sein Wort?«
    »Nennt Ihr mich eine Lügnerin, Jehal?«
    Er verschränkte die Arme. »Lasst es mich einmal so formulieren: Ich bin immer noch ein wenig verschnupft, dass Ihr mich vor zwei Nächten von Hyrams Tisch verwiesen habt. Es könnte sich einem der Eindruck aufdrängen, Ihr gebt Hyram mit seinen Anschuldigungen recht, dass ich König Tyan vergifte. Vielleicht vergifte ich Hyram ebenfalls? Aber wenn Ihr das glauben solltet, müsste ich mich doch fragen, wie viel Euer Wort wert ist. Ein Versprechen, das Ihr einem Prinzen gebt, mag Euch binden, aber einem Giftmörder gegenüber? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Euch viel bedeuten würde.«
    »Wenn ich denken würde, dass in Hyrams Verdächtigungen auch nur ein Körnchen Wahrheit steckt, hätte ich Euch niemals meine Tochter anvertraut, Jehal.«
    Ein Gefühl der Wärme machte sich tief in seinem Innersten breit. Jehal lächelte wieder. »Vielen Dank, Eure Heiligkeit. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie viel mir Euer Vertrauen bedeutet. Ihr werdet mich also zu Eurem Nachfolger erklären, wenn Ihr Königin Zafir herausfordert? Vor allen anderen?«
    »Ja.«
    Jehal verbeugte sich. »Dann gehört König Tyans Stimme Euch,

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