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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Feuer im Inneren
     
    D ie Drachen erhoben sich in die Lüfte, sobald der Himmel hell genug zum Fliegen war. Die Gebirgsgipfel leuchteten, als würden sie lichterloh brennen, während die Hänge immer noch in dunkle Schatten gehüllt waren. Schneeflocke und der Aschgraue wussten ganz genau, wo ihr Ziel lag – ganz im Gegensatz zu Kemir. Er versuchte zwar angestrengt, das Tal der Alchemisten auszumachen, sah es jedoch erst, als Schneeflocke zwischen zwei Bergen hindurchflog und an einem schmalen Felsvorsprung senkrecht in die Tiefe sauste.
    Gesteinswände stürzten an beiden Seiten vorbei. Kemir versuchte zu atmen, aber der Wind war eisig, presste ihm die Luft aus den Lungen, und Tränen schossen ihm in die Augen. Er sah, wie der Erdboden auf ihn zuflog und verschwommene Gestalten umherhuschten. Dann erschauderte Schneeflocke, und Kemir schloss die Augen, da der Wind mit einem Schlag aussetzte. Die Luft begann zu knistern. Schneeflocke raste über die Siedlung hinweg und steckte alles in Brand: baufällige Steinhäuser, Bäume, kleine Innenhöfe, Männer, die schreiend davonliefen, während die Flammen nach ihnen leckten.
    Sogar Drachen befanden sich dort. Schneeflocke legte sich scharf in die Kurve und flog in ihre Richtung. Drei Gestalten warfen sich flach auf den Boden, als sie über sie hinwegflog und die Erde versengte. Wie aus einem Munde spuckten Schneeflocke und der Aschgraue Feuer auf die drei Drachen unter ihnen. Die Tiere hoben die Flügel schützend vor ihren Körper.
    »Können Drachen brennen?«
    Nur unsere Augen. Bald werden schon drei weitere unserer Art frei sein. Der Aschgraue landete im kärglichen Drachennest, zerschmetterte die Gebäude mit seinem Schwanz und brannte alles nieder, was aus den Häusern floh. Die drei angeschirrten Drachen beobachteten sie, wachsam und argwöhnisch, verhielten sich ansonsten jedoch völlig ruhig. Schneeflocke blieb am Himmel und zog ihre Kreise.
    Ich kenne die Drachen aus der Zeit, bevor ich erwacht bin. Ich erinnere mich an sie.
    Kemir blickte hinab, während Schneeflocke ein weiteres Mal über die Tiere hinwegflog. Es waren Jagddrachen, das konnte er mit Sicherheit sagen. Ansonsten glich ein Drache dem anderen: Alle drei hatten dunkelgraue oder schwarze Schuppen mit bisweilen aufleuchtenden, metallischen Blau- oder Grüntönen. Genau wie die Drachen im Lager in den Bergen.
    Verblüfft zuckte er zusammen, als seine Augen zu den drei Gestalten wanderten, die Schneeflocke verbrannt hatte. Anstatt reglos liegen zu bleiben und im Dreck vor sich hinzuschwelen, standen sie auf einmal auf und liefen weg. Einer von ihnen schien leicht zu humpeln.
    »Das kann doch nicht …«
    Schneeflocke nahm sie erneut unter Beschuss, und wiederum warfen sie sich auf den Boden. Dieses Mal hatte Kemir eine bessere Sicht auf die drei. Es waren Reiter. Alle drei steckten in Rüstungen aus Drachenschuppen, was erklärte, warum Schneeflockes Feuer ihnen nicht den Garaus gemacht hatte. Zwei von ihnen trugen große Schilde, die sie über sich hielten, um die schlimmste Hitzewelle abzuwehren. Kemir ließ sie nicht aus den Augen, während Schneeflocke an ihnen vorbeischoss. Sobald der Drache über sie hinweggeflogen war, sprangen die Reiter auf und liefen erneut los.
    »Reiter Rotznase!« Kemir verschlug es den Atem. »Heute ist aber mein Glückstag. Lass mich runter, Schneeflocke. Lass mich runter! Sofort !«
    Nein . Sie flog zurück zu den Gebäuden. Der Großteil dessen, was brennen konnte, stand bereits in Flammen. Kemir versuchte, den Blick auf die drei Reiter zu heften. Zwischen den Trümmern gab es immer noch ein paar Männer, die auf den Beinen waren und in den Schutz der großen Höhlen rannten. Schneeflocke landete inmitten der Ruinen, und Kemir verlor die Reiter hinter einer Rauchwolke aus den Augen. Es war schwierig, noch etwas anderes zu tun, als sich an Schneeflocke festzuhalten, während sie ausschlug und sich auf die Überlebenden stürzte und mit ihrem Schwanz um sich peitschte und alles abfackelte, was in ihrer Reichweite war, bis schließlich alles still wurde.
    »Lass mich jetzt runter.«
    Der Drache schien ihn überhaupt nicht zu hören, sondern trabte zu der größten Höhle, aus der ein Fluss entsprang. Vorsichtig tappte Schneeflocke durchs Wasser. Der Eingang war zwar groß genug für sie, doch schon bald verengte sich die Höhle. Schneeflocke zwängte sich so weit wie möglich hinein und spuckte Feuer in die tiefe Dunkelheit.
    Gedanken. Ich kann Gedanken erspüren.

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