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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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sie Prinz Jehal.

57
     
    Die Höhlen
     
    D ie Morgendämmerung erreichte den Grund der Schlucht erst spät, und als die ersten Sonnenstrahlen herabfielen, regnete es gleichzeitig Feuer. Jaslyn stand wie benommen und völlig fassungslos da, als die Feste der Alchemisten explodierte. Kurz zuvor hatte sie zwei Drachen ausmachen können, einen fast schwarzen und einen makellos weißen. Ihre makellos Weiße! Da riss Reiter Semian Jaslyn auch schon zu Boden und legte sich schützend auf sie. Selbst die Luft schien in Flammen aufzugehen. Alles, woran die Prinzessin denken konnte, war der weiße Drache und wie lange sie nach ihr gesucht hatten, und im nächsten Moment versengte glühende Hitze ihr Gesicht. Ihre Rüstung aus Drachenschuppen hatte ihr das Leben gerettet, und als sie die Lider wieder aufschlug, hatte sie ihr Augenlicht nicht eingebüßt. Und sie sah die beiden Drachen, die das Nest der Alchemisten niederbrannten und die anderen drei Drachen in eine Feuerwolke einhüllten.
    Vidar!
    Jaslyn wollte losstürzen und sich zwischen sie und ihren kostbaren Vidar werfen, egal, was es kostete. Doch Reiter Semian zog sie zurück.
    »Die Höhlen«, hörte sie sich rufen. »Wir müssen zu den Höhlen!« Während des Laufens warf sie einen Blick über die Schulter. Vidar hatte sich keinen Zentimeter gerührt und schützte seinen Kopf mit den Flügeln, war ansonsten jedoch wie erstarrt. Solange die Angreifer in der Luft blieben, war das alles, was abgerichtete Drachen taten, und Jaslyn wusste, dass sie den Kopf unten lassen und sich allein mit Zähnen und Klauen und peitschenden Schwänzen verteidigen würden. Erst dann würde Vidar es ihnen heimzahlen.
    Auf der Weißen saß ein Reiter. Nein, zwei. Jaslyn verengte die Augen zu Schlitzen und versuchte, die Gestalten zu erkennen. Sie runzelte die Stirn. Der Dunkle hingegen schien keinen Ritter zu haben. Was unmöglich war. Sie musste sich getäuscht haben.
    Die Drachen kehrten zurück. Diesmal musste man Jaslyn nicht extra auffordern, sich auf den Boden zu werfen, und sie erinnerte sich auch daran, das Gesicht mit den Armen zu schützen. Ein zweites Mal überflutete sie ein Flammenmeer. Sobald die Drachen über ihre Köpfe hinweggeflogen waren, sprangen die drei auf und rannten weiter. Endlich erreichten sie die nächstgelegene Höhle.
    »Weiter«, keuchte sie. »Es wird Markierungen an der Wand geben, sobald wir tief genug sind und uns in Sicherheit befinden. Und Lampen. Alchemistenlampen.« Sie hasteten in die Dunkelheit und tasteten sich stolpernd an den Felswänden entlang. Der Höhlenboden war uneben und heimtückisch, doch letztlich erreichten sie den Punkt, an dem sich die Höhle verengte. Und kurze Zeit später erfühlte Jaslyn die Markierungen an der Wand, die ihnen bedeuteten, dass keine Gefahr mehr bestand. Auf dem Boden herumkriechend fand sie die Kiste mit Laternen, und als sie eine aufhob und ihr einen festen Schlag versetzte, entzündete sich allmählich eine kalte weiße Flamme. Sie reichte sie Semian, nahm dann eine weitere für Jostan und eine letzte für sich selbst mit.
    »Das war unsere Weiße«, sagte Jaslyn, sobald sie den ersten Schock überwunden hatte. »Lystras Hochzeitsgeschenk. Was tut der Drache nur hier?« Erwartungsvoll sah sie die beiden Ritter an, doch sie waren offensichtlich ebenso verwirrt wie die Prinzessin. »Was ist mit dem anderen? Das war keiner von unseren. Wem gehört er?«
    Immer noch keine Antwort.
    »Wer ist auf ihnen geritten? Wer war auf dem Rücken des Schwarzen? Ich habe zwei Reiter auf der Weißen ge – sehen, aber keinen auf dem Schwarzen. Wer sind sie?«
    Semian grunzte. »Als man die Weiße zuletzt gesichtet hat, war ihr Knappe bei ihr.«
    »Ein Knappe würde nie seinen eigenen Orden angreifen.« Jaslyn hielt ihre Lampe hoch und spähte in die Dunkelheit. Da zuckte ein orangefarbener Blitz am Höhleneingang, und ein heißer Windstoß erfasste sie. »Wir müssen wieder raus. Wir müssen zu Vidar und Matanizkan und Levanter. Es sind drei von uns gegen zwei von ihnen. Wir töten die Reiter und zwingen sie zur Landung.«
    »Eure Hoheit, es wäre unser sicherer Tod, wenn wir jetzt nach draußen gingen.« Jostans Tonfall war ruhig, aber bestimmt.
    »Feigling!« Jaslyn machte einen verärgerten Schritt auf ihn zu.
    »Reiter Jostan hat recht.« Zumindest hatte Semian nicht vergessen, den Blick unterwürfig zu senken. »Die Alchemisten verfügen über eigene Verteidigungsstrategien. Wenn wir allein dort hinausgehen, werden die

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