Der Drachenthron: Roman (German Edition)
Worte kamen so leise, dass Shezira sie kaum verstand. »Weil Prinzessin Jaslyn jeden Moment von den Alchemisten zurückkehrt, und wenn sie das tut, ist Prinz Jehal erledigt. Benutzt ihn jetzt, Heiligkeit, und lasst ihn anschließend fallen.«
»Seid Ihr sicher?«, formte sie mit dem Mund.
»Todsicher, Eure Heiligkeit.« Nastria richtete sich wieder auf und drehte sich zum Tisch um.
Shezira folgte ihrem Beispiel. Perfekt . Es fiel ihr schwer, ein Lächeln zu unterdrücken. Sie blickte erst Hyram und dann Jeiros an. »Ich stimme zu.«
Hyram lächelte sie an. »Nein. Ich sage, wir warten.«
Jeiros sah zu Königin Zafir. Und Zafir nickte. Jeiros schien sich unwohl in seiner Haut zu fühlen. »Verzeiht vielmals, Lord Hyram, aber das ist eine Sache, die allein den Königen und Königinnen der Neun Reiche obliegt. Ihr habt kein Mitspracherecht mehr.« Er wich Hyrams Blick aus. »Hat jemand einen Einwand vorzubringen?« Alle schwiegen, und er seufzte. »Also schön. Königin Shezira, Königin Zafir, Ihr werdet der Reihe nach einen Monarchen aufrufen, der Euer Anliegen unterstützt. Wen auch immer die Könige und Königinnen bestimmen, wird der nächste Sprecher.« Als er geendet hatte, sah Shezira rasch zu Zafir. Das ist deine letzte Chance, dieser Farce ein Ende zu setzen und dich nicht zu blamieren. Doch Zafirs Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Sie hielt Sheziras Blick für einen Moment stand, und ihr Ausdruck gab keinerlei Emotionen preis. Langsam ging sie auf Hyram zu und stellte sich vor ihn. Shezira nahm ihren Platz neben dem Alchemisten und dem Priester ein.
Jeiros verbeugte sich vor ihr. »Königin Shezira, Ihr seid die Herausforderin. Welchen König oder welche Königin ruft Ihr an Eure Seite?«
»König Valgar.«
Valgar machte sich nicht einmal die Mühe, etwas zu sagen. Er stand einfach auf und kam auf Shezira zu. Jeiros verneigte sich über den Tisch hinweg vor Königin Zafir. »Welchen König oder welche Königin ruft Ihr an Eure Seite?«
Zafir schwieg. An ihrer Stelle antwortete Hyram. »König Sirion. Meinen Cousin.«
Sirion stand genau neben Hyram, was bedeutete, dass er nicht sah, was Shezira sehen konnte. Er sah nicht Sirions angespannten Gesichtsausdruck, das Weiß seiner Knöchel. Als Sirion nichts sagte, drehte sich Hyram langsam zu ihm um.
»Es tut mir leid, Cousin. Ich habe immer gespürt, dass die Krone nicht wirklich mir gehört, dass ich für dich nur als Platzhalter fungiere und auf diesen einen Tag warte. Aber ein Pakt ist ein Pakt. Ich muss für Königin Shezira stimmen.«
Die wohlige Wärme des Sieges durchströmte Königin Shezira. Zwei von zweien. Hyram wirkte entsetzt, sein Gesicht war vor Schreck wie gelähmt. Selbst Jeiros sah überrascht aus. Die Einzige am Tisch, die nicht fassungslos schien, war Königin Zafir. Vielen Dank, Jaslyn. Endlich einmal hast auch du dich nützlich gemacht.
»König Tyan«, sagte sie. Obwohl sie es mit aller Kraft zu vermeiden suchte, lag in ihrer Stimme ein Hauch von Siegesfreude.
Jeiros verbeugte sich vor Prinz Jehal. »Als König Tyans Prinzregent habt Ihr das Recht, in seinem Namen zu entscheiden.«
»Ja.« Jehal grinste. Er stand auf, lehnte sich über den Tisch und sah Hyram direkt in die Augen. »Alter Mann, Ihr habt mich verleumdet und sogar gefoltert. Nichts wäre mir lieber, als zusehen zu dürfen, wie alles, was Euch lieb und teuer ist, vor Euren Augen in Schutt und Asche zerfällt.« Er warf Shezira einen Blick zu. »Eure Heiligkeit, werdet Ihr nun Euren Nachfolger bestimmen? Hier und jetzt? Ein Pakt, so wie der, den Hyram gerade zu brechen versucht? Wozu auch immer ein solches Abkommen gut sein mag.«
Shezira nickte. »Euch, Prinz Jehal. Ich bestimme Euch zu meinem Nachfolger.« Die Worte hinterließen einen bitteren Beigeschmack in ihrem Mund. Aber wenn Nastria recht behält, kann ich diesen Pakt jederzeit lösen. Wenn ich abdanke, kann Valgar mir nachfolgen. Almiri wird seinen Thron bekommen, und Jaslyn und Lystra könnten immer noch Königinnen werden. Falls du mir zusehen solltest, Antros, hoffe ich, dass du nun lächelst.
Als Jehal zu Hyram blickte, war sein Lächeln so breit, dass es von einem Ohr zum anderen ging. »Wie gefällt Euch das? Ohne Euren Verrat wäre mir das hier nie gelungen. Ihr habt Eure Verbündeten betrogen. Eure eigenen Cousins haben sich gegen Euch gewandt. Welchen möglichen Grund könnte ich haben, mich auf Eure Seite zu stellen? Denkt einen Moment darüber nach. Denn genau das werde ich nun tun. Ich
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