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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Angst.
    »Sie sind alle auf der Suche nach dem weißen Drachen. Ihr habt sie nicht besonders freundlich empfangen, als sie vorbeikamen, und deshalb haben sie uns stattdessen geschickt. Sobald sie haben, was sie wollen, sind sie weg. Sie fliegen nicht für den König der Felsen, ebenso wenig wie wir.«
    Kemir spuckte aus. »Was aber nicht heißt, dass sie euch nicht abfackeln, wenn sie mit leeren Händen nach Hause gehen müssen.«
    »Und wenn wir euch helfen sollten, den weißen Drachen zu finden? Was springt für uns dabei heraus?«
    »Nicht als Grillfleisch zu enden?«
    Sollos funkelte seinen Cousin böse an. »Was wollt ihr?«
    »Geld.« Der Lockenbart setzte einen trotzigen Gesichtsausdruck auf. »Hundert Golddrachen.«
    »Ihr habt ihn also gesehen.«
    Der Lockenbart nickte. »Schon möglich. Könnte sein, dass wir jemanden kennen, der ihn gesehen hat.«
    »Also schön. Hundert Golddrachen. Aber jetzt sollte ein echter Knaller kommen.« Sollos spürte, dass sich Kemir hinter ihm kaum mehr zurückhalten konnte.
    »Ich will das Geld im Voraus.«
    Sollos schnaubte verächtlich. »Du glaubst wohl, ich bin ein Idiot.«
    »Der weiße Drache ist ein paarmal draußen in den Tälern gesichtet worden. Nicht hier, sondern woanders. Ich kann euch dort hinbringen, wo sie ihn gesehen haben. Aber das ist alles, was ihr bekommt, bis ich das Gold in Händen halte.«
    »Wenn du lügst, wird euer Dorf niedergebrannt. Das ist dir doch sicher klar?«
    »Das passiert vielleicht sowieso. Also nehme ich lieber zuerst das Gold, wenn das in Ordnung ist.«
    Sollos zuckte mit den Achseln. »Na gut. Ist ja eh nicht meins.«
    Zehn Minuten später waren sie frei. Eine weitere halbe Stunde, und sie saßen in einem Boot und ruderten mit Lockenbart und zwei seiner Freunde über den See. Diese Outsider sind schon ein verwahrloster Haufen , dachte Sollos. Ihre Kleidung war schäbig und zerschlissen, eine Mischung aus Tierfellen und billigem Stoff, der durch die andauernde Feuchtigkeit modrig roch. Alles, was sie besaßen, sah abgenutzt und alt aus. Das Heft ihrer Messer war speckig und glatt, und ihre Handabdrücke hatten sich in die Oberfläche eingegraben. Ein paar Männer besaßen Gürtel, doch das Leder war hart und eingerissen, die Schnallen matt und verbogen. Andere mussten sich mit Stricken behelfen. Die meisten der Outsider, bemerkte Sollos, waren durch Narben entstellt oder anderweitig versehrt: Einigen fehlten Finger, anderen ganze Gliedmaße, und selbst die Gesichter mancher waren zum Teil deformiert und verunstaltet. Das Leben als Outsider war offensichtlich brutal. Brutaler als er in Erinnerung hatte.
    Sollos war irgendwo hier draußen geboren und aufgewachsen. Eigentlich hätte er Verständnis für die Menschen haben müssen, aber das hatte er nicht, da er sich mit aller Gewalt dagegen sträubte. Was würde es auch bringen, wo doch alles vor langer Zeit zerstört und niedergebrannt worden war?
    Lockenbart ruderte sie zu der Kiesbank, auf der Sollos und Kemir gelandet waren. Sie warteten den halben Vormittag, standen geduldig im gleichmäßigen Regen, bis Lockenbart um die Mittagszeit zum Himmel zeigte. Ein Drache schoss über den See auf sie zu. Im nächsten Moment waren die drei Outsider verschwunden, brachten sich unter den Bäumen in Sicherheit. Sollos stand da und beobachtete den Drachen. Dann winkte er.
    »Ich hoffe, es ist einer von unseren«, murmelte Kemir mit einem sehnsüchtigen Blick zum Wald, in dem sich die Outsider verbargen. »Jetzt wäre der passende Augenblick, denjenigen zu treffen, der uns das alles eingebrockt hat.«
    Der Drache flog einen weiten Kreis über ihren Köpfen, blieb jedoch nah genug, sodass Sollos ihn erkannte, und setzte dann zur Landung an. Durch den Flügelschlag stob eine Kieselwolke in die Luft. Reiter Semian winkte sie zu sich. Er machte sich nicht einmal die Mühe abzusteigen.
    »Ich hab euch schon beinahe aufgegeben«, brüllte er ihnen durch den Regen zu. Sollos entging nicht, dass der Drache ein wenig dampfte.
    »Nun, wir sind froh, dass Ihr es nicht getan habt«, rief Sollos zurück. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er sich zu verbeugen hatte.
    »Und? Gibt es Neuigkeiten?«
    »Sie behaupten, die Weiße gesehen zu haben. Sie behaupten, sie wüssten, wo sie ist.«
    »Wo?«
    »Nicht hier, aber sie behaupten, sie können uns zu ihr führen.« Sollos zögerte. »Sie wollen Gold.«
    »Wie viel?«
    »Zweihundert Drachen.«
    Reiter Semian zuckte nicht einmal mit der Wimper, doch sein Drache schnaubte

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