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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Drache, der nicht nach Hause wollte. Kailin watete durch den seichten, rauschenden Fluss, als hätte er Bleigewichte an den Füßen.
    »Das reicht!« Der Drachenritter neben Meister Huros hob eine Hand. Kailin blieb stehen. Sie waren immer noch gut sechs Meter voneinander entfernt. Die anderen Reiter wichen zurück und schlichen langsam in Richtung der Bäume.
    Er hörte Schneeflockes Stimme in seinem Kopf. Du musst ihnen klarmachen, dass ich nicht zurückkomme. Jedenfalls noch nicht. Sie sollen ihre Jagd auf uns einstellen .
    Kailin zuckte zusammen. Ich weiß nicht, wie mir das ge – lingen soll. Sie werden mir nicht zuhören .
    »Äh, wie lautet dein Name, Knappe?«, rief Meister Huros.
    Kailin blickte auf seine Füße, zu sehr war er daran gewöhnt, seinen Meistern nicht direkt ins Gesicht zu sehen. »Kailin«, sagte er.
    »Knappe Kailin. Wir … äh … sind hier, um dich nach Hause zu bringen. Dich und deinen Drachen.«
    »Königin Shezira wird dir persönlich danken«, rief der Ritter. »Ihr Drache ist unversehrt und nicht verschollen. Sie wird hocherfreut sein. Vielleicht gibt es sogar eine Be – lohnung.«
    Kailin wusste nicht, was er erwidern sollte. Er schüttelte den Kopf. Die Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Sobald er ihnen freien Lauf ließe, würden die Reiter ihn töten. Sie würden ihn zurück zum Bergfried bringen, ihn vor allen anderen Knappen aufknüpfen und dann ganz langsam hinrichten. Das geschieht mit einem Knappen, der nicht gehorcht.
    Sag ihnen, dass wir nicht mitkommen!
    Zitternd und mit flehenden Augen sah er den Drachenritter und Meister Huros an. »Das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wie mir das gelingen sollte. Was wäre … Schneeflocke will nicht …«
    »Das ist keine Bitte, Knappe«, rief der Ritter. »Das ist ein Befehl!«
    Meister Huros trat vor, schritt auf Kailin zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Äh … hör mir zu, Knappe. Was auch immer hier draußen geschehen ist, spielt keine Rolle. Egal welch nichtiges Verbrechen du begangen haben solltest, es wird dir verziehen. Die Regeln, nach denen wir leben, beziehen sich nicht auf außergewöhnliche Vorkommnisse wie diese. Du hast deine Pflicht getan und dein Bestes gegeben. Der Drache ist unversehrt, aber … äh … er muss augenblicklich zurück ins Nest.«
    Kailin konnte sich immer noch nicht überwinden, dem Alchemisten in die Augen zu schauen. »Ich kann nicht. Sie will nicht.«
    Sag ihnen, dass wir nicht mitkommen! Oder ich werde es tun.
    »Knappe, du verstehst das nicht. Es gibt … äh … Dinge, die du nicht weißt. Sie muss zurück in ein Nest. Wenn sie nicht mitkommt, wird sie sich verwandeln. Womöglich sind dir bereits erste Veränderungen in ihrem Verhalten aufgefallen. Wir müssen sie zurückbringen.«
    Veränderungen? Kailin spürte, wie Schneeflockes Neugierde geweckt war.
    »Ich hätte dir nicht einmal so viel verraten dürfen, Knappe. Es sind die Geheimnisse unseres Ordens, aber du musst mir glauben, dass sie sich ohne das Elixier, das ich und die anderen Alchemisten im Nest für sie zubereiten, verändern wird. Sie wird sich in ein wildes Tier verwandeln. Sie würde eine Gefahr darstellen, nicht nur für dich, sondern für uns alle.«
    Was genau meint er damit? Frage ihn, was genau er meint!
    Kailin spürte den schrillen Unterton in Schneeflockes Gedanken, den Argwohn, das Entsetzen, die aufkommende Wut. Ebenso wie in sich selbst. »Nein! Aufhören!« Er war nicht sicher, ob die Warnung an Meister Huros oder Schneeflocke gerichtet war.
    Der Alchemist sah auf einmal sehr überrascht aus. »Ja«, sagte er. »Ja, das stimmt. Intelligenter. Eigenständiger. Woher weißt du das?«
    Kailin erstarrte. »Meister, Meister Huros, bitte …!«
    Lass ihn!
    »Woher weißt du das, Knappe?« Die Stimme des Alchemisten senkte sich zu einem Flüstern, und er warf den Rittern hinter sich einen raschen Blick über die Schulter zu. »Ja. Sie erinnern sich an Dinge. Genau das geschieht, und das darf nicht sein, das dürfen wir einfach nicht zulassen ! Aber, aber das dürftest du eigentlich gar nicht wissen. Woher weißt du das?«
    Schlagartig veränderte sich die Atmosphäre. Die Wut in Kailins Kopf wuchs, tobte in ihm, fraß ihn auf. »Meister Huros! Sie ist in Eurem Kopf! Sie kann Eure Gedanken lesen! Sie weiß alles!«
    Er erhaschte einen Blick auf das abgrundtiefe Entsetzen in den Augen des Alchemisten, und dann bewegte sich Schneeflocke so blitzschnell, dass Kailin nicht mitbekam, was genau

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