Der Drachenthron: Roman (German Edition)
zu k-klug, um Euch nicht zu durchschauen, V-Viper. Ich will w-wissen, warum Ihr jemanden auf sie a-angesetzt habt. Und wie er sie u-umgebracht hat.«
»Ich habe nichts dergleichen getan.«
Die Folterknechte machten sich wieder über ihn her. Dieses Mal ließen sie erst nach langer Zeit von ihm ab. Jehal biss die Zähne aufeinander, doch am Ende schrie und weinte er so erbärmlich wie jeder andere vor ihm. Es gab nur eine Sache, an die er sich festklammern konnte: Ich habe niemanden auf sie angesetzt .
Schließlich hörte es auf. Jehal sackte erschöpft in sich zusammen. Hyram besah ihn sich von Kopf bis Fuß.
»K-Könnt Ihr mich noch hören, Viper?«
Jehal gab keine Antwort. Das Beste wäre wohl vorzugeben, er sei bewusstlos. Da ohrfeigte ihn Hyram.
»Z-Ziert Euch nicht so, mein Junge. Meine Männer w-wissen ganz genau, was sie da tun. Ich weiß, dass I-Ihr mich hören könnt. Wollt Ihr eine P-Pause, Jehal?« Hyram zog die Kohlenpfanne näher heran. Seine Hände zitterten.
»Ihr solltet Euch damit helfen lassen, alter Mann«, hauchte Jehal. »Bevor Ihr Euch noch selbst verletzt.«
»M-Meister Bellepheros hat jedem in E-Eurem Drachennest den W-Wahrheitsrauch verabreicht.«
»Meister Bellepheros erklärte vor dem gesamten Hofstaat meines Vaters, vor König Silvallan, Königin Shezira, König …«
»Ja, ja. Er hat n-nichts gefunden. K-Königin Shezira hat nichts gefunden. Sie hat s-sogar ihre Tochter losgeschickt, damit sie Euch a-ausfragt, während Ihr unter dem Einfluss der J-Jungfrauenreue gestanden seid, und hat n-nichts gefunden.«
Ach so! Das steckte also dahinter! »Weil es da nichts zu finden gibt, alter Narr!«
Hyram schob die Kohlenpfanne näher an Jehal heran und streute Staub über die Asche. Weiße Rauchfähnchen kringelten sich in die Luft. »Ich werde ihnen zeigen, w-wie man es richtig macht. Meister Bellepheros konnte den R-Rauch nicht zu Euch bringen. V-Verboten. Aber ich kann es. Atmet tief ein, Prinz V-Viper. Die Folter war nur zu m-meinem Vergnügen. Jetzt werdet Ihr alles g-gestehen und hängen. Ich g-gewinne.« Hyram trat auf wackeligen Beinen zur Seite.
»Ihr zettelt einen Krieg an, Sprecher. Jeder wird sich gegen Euch wenden. Jeder !«
»N-Nein, das werden sie nicht.« Hyram schien beinahe zu lächeln, doch sein unkontrolliertes Zucken verzerrte sein Gesicht zu einer spöttischen Fratze. »Selbst wenn ich mich i-irren sollte. N-Niemanden würde es kümmern. Warum sollte ich mir S-Sorgen machen? In ein paar M-Monaten verabschiede ich mich s-sowieso, auf die eine oder andere Art.«
»Wenn das Wahrheitsrauch ist, alter Mann, dann fragt mich nach dem Elixier, das ich mitgebracht habe. Das die Schmerzen meines Vaters lindert. Das Euer Leiden kurieren könnte. Fragt mich danach, alter Krüppel, und dann fragt mich, was es Euch kosten würde, damit ich es Euch irgendwann einmal gäbe. Fragt mich, was Ihr mir bieten müsstet. Ihr seid krank. Ihr liegt im Sterben, und es ist der langsamste, demütigendste Tod, den man sich nur vorstellen kann. Ich werde jeden Tag Eures erniedrigenden Todeskampfes in vollen Zügen genießen. Nun fragt mich schon, Hyram!«
Hyram schien leise zu lachen. »W-Wie kommt Ihr zu der Annahme, dass ich Euch überhaupt irgendetwas g-geben müsste?« Er ging fort, und Jehal blieb allein zurück. Der Rauch, der von der Kohlenpfanne aufstieg, wurde immer dichter. Er roch süßlich, mit einer sonderbar widerwärtigen Note. Wahrheitsrauch.
Und jetzt? Wahrheitsrauch war nicht unfehlbar. Die Alchemisten gaben gerne vor, dass es so war, doch ein gerissener und willensstarker Mann konnte einen unerfahrenen Menschen zum Narren halten. Oder verbreiten die Alchemisten absichtlich diese Gerüchte, damit wir sie für das Wahrheitssuchen bezahlen, anstatt es einfach selbst in die Hand zu nehmen? Egal. Ich bin gerissen. Ich bin willensstark. Ist Hyram unerfahren? Nein. Er ist ebenfalls gerissen. Aber was wäre, wenn … Ich muss ihn dazu bringen, dass er sich tölpelhaft anstellt. Aber wie? Wie kann ich das erreichen? Mal sehen …
Der Rauch zeigte seine Wirkung. Jehals Kopf wurde leicht, und er verlor jegliches Zeit- und Raumgefühl. Ich habe Aliphera nicht umbringen lassen. Sie ist vom Drachen gefallen. Es war ein Unfall. Ich war nicht dort. Ich lag krank im Bett. Er hielt inne. Er konnte sich nicht mehr erinnern, worüber er gerade nachgedacht hatte. Es befand sich noch jemand im Raum. Er konnte sich nicht bewegen, wusste aber nicht, weshalb. Und er war verletzt. Er konnte
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