Der Drachenthron: Roman (German Edition)
einen von Feldmarschall Nastrias Söldnern zu erkennen.
»Lass ihn los!«, knurrte der Mann mit dem Messer. »Lass ihn los, oder ich töte deinen Reiter.«
Wo sind die Alchemisten? Der Gedanke traf Kailin wie ein Hammer. Wo sind sie? Verbrennen! Ich werde sie alle verbrennen!
Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht! Tief in seinem Inneren rollte sich Kailin zu einem kleinen Ball zusammen und wollte einfach sterben.
Wo sind die anderen? Wo sind sie?
»Ich weiß, wo sie sind!«, rief der Mann mit dem Messer. »Ich weiß, wie man sie finden kann.«
Das Feuer in Schneeflockes Augen erstarb. Sie fauchte und wedelte mit dem Mann, den sie fest mit ihrem Schwanz umschlossen hielt, in der Luft. Kailin konnte ihn jetzt deutlich erkennen, und es war tatsächlich einer von Nastrias Söldnern. Sollos. An den Namen des anderen konnte er sich nicht erinnern.
Dann mal los!
Kailin blinzelte. Hoch am Himmel glaubte er ein oder zwei schwebende Punkte auszumachen, die sich dunkel gegen die Wolken abzeichneten.
34
Jehals Heiltrank
E s waren sieben oder acht Männer, die alle das Gesicht hinter Schleiern verbargen. Sie zerrten Jehal aus dem Bett und durch den gesamten Palast. Er schrie wie am Spieß, doch sie ignorierten ihn. Als er sich wehrte, schlug ihn einer von ihnen so fest, dass seine Lippe aufplatzte und ein Zahn wackelte. Sie brachten ihn hinaus in den Innenhof, stießen ihn in die Glaskathedrale und zu einer verborgenen Treppe hinter dem Altar. Tief unten zogen sie ihn durch dunkle, mit Rauch verhangene Gänge in einen düsteren, höhlenartigen Raum. Ein paar Fackeln spendeten gerade genug Licht, damit Jehal die Folterwerkzeuge an den Wänden erkennen konnte. Hyram saß genau in der Mitte der Kammer. Eine kleine Kohlenpfanne glühte neben ihm.
»Seid Ihr verrückt, alter Mann?«, rief Jehal. »Habt Ihr völlig den Verstand verloren?«
Hyram erwiderte nichts, sondern sah schweigend zu, wie die verschleierten Wachen Jehal an ein Rad ketteten.
»Niemand wird das widerspruchslos hinnehmen – weder Narghon noch Silvallan, Zafir, Königin Shezira oder König Valgar. Selbst die Syuss werden sich aus dem Sand erheben und Euch mit der Faust drohen.«
Hyram, der leicht zitterte, schaute ihn nur an. Die verhüllten Wachen beendeten ihre Arbeit und verschwanden in der Dunkelheit. Jehal und Hyram waren allein.
»I-Ihr habt jemanden vergessen.«
»Ja, sogar der König der Felsen wird von seinem mächtigen Thron steigen, falls er jemals herausfinden sollte, dass Ihr einen Drachenprinzen eingesperrt habt.«
»I-Ich hatte einfach nicht geglaubt, dass I-Ihr kommen würdet.« Hyram stand schmerzgepeinigt auf und schnippte mit den Fingern. »I-Ich sperre Euch nicht ein, Jehal. Ich f-foltere Euch. Und wenn ich fertig bin, k-könnt Ihr gehen.« Zwei Männer tauchten aus den Schatten der Zimmerecke auf. »Ich h-habe Briefe von Königin Z-Zafir erhalten. S-Sie behauptet, Ihr und Königin Aliphera h-hattet ein Verhältnis.« Jehals Herz setzte für eine Sekunde aus. Briefe von Zafir? Verflucht noch mal! Was hatte sie nur getan?
Hyram schritt in der Kammer auf und ab. Die zwei vermummten Männer standen geduldig da und warteten ab. »Z-Zafir beschuldigt Euch. Sie denkt, dass ihre M-Mutter Selbstmord begangen hat, weil Ihr eine a-andere heiraten wolltet. Hattet Ihr ein Verhältnis mit A-Aliphera?«
Jehal spuckte ihn an. »Rührt Euer Interesse an meinem Bett daher, dass Eures schon lange leer ist, alter Mann?«
»Hattet Ihr ein V-Verhältnis, Jehal?«
»Das geht Euch eigentlich nichts an, Sprecher, aber ja, ich vögelte sie in nur jeder erdenklichen Stellung. Sie konnte einfach nicht genug kriegen.« Selbst in dem fahlen Dämmerlicht konnte er sehen, wie sich Hyrams Gesicht verkrampfte. Der Sprecher nickte kaum merklich, und die beiden Folterknechte machten sich an die Arbeit. Einer riss Jehal den Kopf nach hinten, damit er nicht sehen konnte, was der andere tat. Doch er spürte sie, die Wellen des Schmerzes, die durch ihn hindurchschossen.
»Nein!«, kreischte er. »Nein, wir hatten kein Verhältnis!«
Hyram nickte erneut. Die Folterknechte ließen den Prinzen los und traten beiseite. Jehals Kopf hing schlaff herab. Erst allmählich kam er wieder zu Atem, während der Schmerz verebbte. Schweiß rann ihm das Gesicht herab. Er wusste nicht einmal, was der zweite Folterknecht mit ihm angestellt hatte. Haben sie mich gebrandmarkt? Entstellt? Wenn ja, werde ich es ihnen tausendfach heimzahlen.
»Nein. K-Königin Aliphera war
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