Der Drachenthron: Roman (German Edition)
wäre so einfach, oder nicht? Loszulassen und emporzusteigen und sich all der Probleme zu entledigen. Dann gäbe es keinen Hyram mehr, keine Shezira. Keinen Vater, der den eisigen Weg des Todes hinabkroch. Keine andauernde geistige Auseinandersetzung mit den Taiytakei und all den anderen Schmarotzern, die ihm Honig ums Maul schmierten, während sie gleichzeitig vergiftete Dolche hinter dem Rücken verbargen. Keine …
Keine Zafir. Er drehte sich um und blickte ihr tief in die Augen. »Nun?«
»Nun was?«
»Hat dir Hyram erzählt, dass er mich gefoltert hat?«
»Nein. Er sagte, er habe sich dir gegenüber nicht gerade von seiner königlichsten Seite gezeigt.« Sie spuckte aus.
»Als wäre das etwas Neues!«
»Nun, er ist kein König, also sollte uns das nicht allzu sehr überraschen. Er war außerdem kein besonders guter Foltermeister. Vielleicht sollte ich ihm das nächste Mal einen von meinen vorbeischicken. Vielmehr war er derart unbeholfen, dass ich ihm zeigen musste, wie man es richtig anstellt. Wir haben uns nun nichts mehr zu sagen, er und ich. Ich denke, ich werde meine Drachen zusammentrommeln müssen, sobald ich zurück in den Süden reise.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin verblüfft. Eine solche Dreistigkeit hätte ich ihm nie zugetraut.« Jetzt lachte er. »Für einen kurzen Moment flößte er mir sogar Respekt ein. Doch dann ließ er mich laufen. Hätte er mich ohne viel Federlesens getötet und die Konsequenzen auf sich genommen, hätte ich ihm vielleicht sogar applaudiert. Und dann muss ich daran denken, wie er es nach meiner Abreise mit dir getrieben hat, und ich will einfach nur den Palast mit seinem Blut tränken.«
»Nicht!« Zafir schauderte. »Er verdient es nicht einmal, dass du überhaupt einen Gedanken an ihn verschwendest.«
»Ach.« Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Du bist sehr süß, meine Geliebte.«
Zafir zog ihre Hand weg. »Fass mich nicht an! Ich will von niemandem berührt werden. Ich habe versucht, an dich zu denken, als ich mich ihm hingegeben habe, und jetzt muss ich bei deinem Anblick an ihn denken.« Sie erzitterte. »Es ist schrecklich.«
»Antros wurde nachgesagt, dass er ein sehr guter Liebhaber gewesen sein soll. Hyram hat dieses Talent wohl nicht geerbt?«
»Er war betrunken, egoistisch, linkisch und erbärmlich. Ich musste alles selbst machen. Hast du uns mit deinem taiytakischen Spielzeug etwa nicht beobachtet?«
»Ich habe gesehen, wie du dich gewunden und geschlängelt hast. Außerdem habe ich dich stöhnen gehört. Du hast eine bemerkenswerte Show abgezogen.«
»Die glücklicherweise nicht lange gedauert hat.« Sie verzog das Gesicht. »Wenn du aber sowieso alles gesehen hast, brauchst du nicht weiter in mich zu dringen. Was führt Shezira in den Purpurnen Bergen im Schilde? Sie macht Hyram nervös, und deine Reise zu ihr hat ihn nicht gerade beruhigt.«
Jehal lachte. »Wirklich? Das wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Ja, ein bisschen Misstrauen zwischen den beiden kann nicht schaden, aber leider war Königin She – zira bereits zu ihrem eigenen Drachennest zurückgekehrt. Stattdessen habe ich meinen Charme an ihre entzückende Tochter vergeudet.«
»Almiri?«
»Nein, nicht die Nette, sondern diejenige, die aus demselben harten Holz wie ihre Mutter geschnitzt ist. Diejenige, die sich für einen Drachen hält, der fälschlicherweise in Menschengestalt zur Welt gekommen ist. Jaslyn. Diejenige, die mich gefragt hat, ob ich meinen Vater vergifte, während die Jungfrauenreue meine Sinne benebelt hat.« Er lachte. »Ich sollte mich noch bei Königin Fyon bedanken. Sie ist eine Spur klüger, als ich ihr zugetraut habe. Nein, gelinde gesagt wurde mir ein frostiges Willkommen zuteil. Vielleicht habe ich aber auch die eine oder andere unpassende Bemerkung von mir gegeben. Wer weiß, womöglich hat sie das meinen Strapazen der vergangenen Tage zugeschrieben.« Er lachte erneut. »Sie sind immer noch auf der Suche nach dem vermissten Drachen, und jetzt haben sie einen zweiten verloren.«
Zafir hob erstaunt eine Augenbraue.
»Anscheinend haben sie die Weiße aufgespürt, und das Tier hat sie attackiert. Prinzessin Eiszapfen hat alles darangesetzt, dass ich nichts weiter herausfinde, aber dort im Gebirge gibt es einen Drachen mit einem gebrochenen Flügel. Sie haben einen Alchemisten verloren, und ich habe einen Reiter in einem ziemlich ramponierten Zustand gesehen. Jemand hat ihm einen Pfeil ins Bein geschossen, also fliegt die Weiße nicht ziellos und
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