Der Drachentoeter
strömen immer mehr Angreifer in meine Suite und fangen an, uns zu umkreisen. Es bleibt nur wenig Zeit, nachzudenken, aber ich bemerke, wie Makri zwei Kerle mit einem Schlag umsäbelt, den Hieb eines anderen überspringt und ihm dann ihre Hacke ins Gesicht bohrt. Ich pariere einen weiteren Schlag, aber bevor ich kontern kann, purzeln meine Sinne durcheinander. Ich spüre Magie, und zwar mächtige Magie, und die ist auch noch sehr nah. Ich bemerke eine große Gestalt mit einem Umhang in der Tür, die einen Arm hebt. Im nächsten Moment zuckt ein greller Blitz auf, und ich segle rückwärts gegen die Wand. Neben mir krachen Makri und Marihana in den Putz. Wir sacken zu Boden, ringen nach Luft und bluten. Ich weiß nicht, was das für ein Zauber war, aber er hat tadellos funktioniert.
»Tötet sie«, ermuntert der Zauberer seine Spießgesellen, als er den Raum betritt.
Plötzlich stürzt Ghurd in mein Büro. Der Lärm hat ihn geweckt, und er schwingt seine Streitaxt hoch über seinem Kopf. Zwei Männer fallen tot um, bevor sie auch nur einen Schrei ausstoßen können. Ich rappele mich auf, als Ghurd in einem Mahlstrom von Klingen und Körpern verschwindet. Aber er hat unsere Gegner genau die wenigen Sekunden abgelenkt, die Makri und Marihana brauchten, um sich zu erholen. Ein Messer blitzt plötzlich in Marihanas Hand auf, und durchbohrt einen Mann, während sie einen anderen geschickt in den Rücken sticht. Makri hackt sich einen Weg durch das Dickicht aus Leibern zu Ghurd hindurch. Ich folge ihr. Unser ungestümer Gegenangriff zeigt Wirkung und die Reihe unserer Angreifer bricht auseinander. Noch ein kleines bisschen … Erneut wirbeln meine Sinne durcheinander, und mir wird klar, dass wir einen neuen Zauberangriff erleben. Verdammt sollen alle Zauberer sein!
Schließlich wird unser kleines Scharmützel von schrillem Pfeifen in der Gasse unter meinem Fenster beendet. Die Zivilgarde ist da. Es herrscht ein vollkommenes Chaos, als unsere Angreifer die Treppe hinunterfliehen. Ich mache mir nicht die Mühe, sie zu verfolgen. Ich kann kaum noch aufrecht stehen. Die Anstrengung des Kampfes und die Wirkung des Zaubers haben mich ziemlich erschöpft. Außerdem habe ich einen schlimmen Kater.
»Was war das denn?«, wollte Ghurd wissen, während die Zivilgardisten in meine Zimmer poltern.
Ich schüttle dumpf den Kopf. Woher soll ich das wissen. Müde sehe ich mich nach meinen Waffengefährten um. Makri geht es gut. Gelassen reinigt sie ihr Schwert an den Kleidern eines unserer vielen toten Gegner vom Blut. Von Marihana ist nichts zu sehen.
»Was war das denn?«, wiederholt Hauptmann Rallig Ghurds Frage.
»Keine Ahnung.« Ich keuche. »Aber ich freue mich wirklich, Euch zu sehen.«
»Wir hätten sie auch ohne euch Heinis in die Flucht geschlagen«, behauptet Makri verächtlich.
Makri kämpft mit einem Schwert in jeder Hand, oder auch mit einem Schwert und einer Streitaxt. Es ist eine höchst ungewöhnliche Technik, und zudem in Turai vollkommen unbekannt, und ihre vollendete Beherrschung dieses Kampfstils macht sie praktisch unbesiegbar, solange sie gegen unsere Im-Dutzend-billiger-Straßenkämpfer antritt.
»Seht doch, Hauptmann!«, ruft einer der Gardisten, hält den abgetrennten Arm eines der Opfer hoch und deutet auf eine Tätowierung. Der Hauptmann tritt näher, um sie zu inspizieren. Zwei verschränkte Hände.
»Der Freundeskreis«, stellt er fest. »Womit bist du denen denn auf die Zehen getreten, Thraxas? Schuldest du ihnen etwa auch Geld?«
Ich schüttle den Kopf. Ich wusste nicht, womit ich die Kreise der Freunde gestört haben sollte. Ich versuche eigentlich immer, den großen kriminellen Vereinigungen nicht in die Quere zu kommen.
Dafür, dass da neun Leichen in meiner Zimmerflucht herumliegen, macht die Zivilgarde reichlich wenig Aufhebens. Die Tätowierungen der Angreifer weisen sie alle als Mitglieder des Freundeskreises aus, und dieser Kreis verursacht hier unten im Territorium der Bruderschaft wenig Ärger. Die Zivilgarde hat nicht vor, allzu viel Zeit mit dem Thema zu verschwenden, vor allem, da ich bloß ein Privatdetektiv bin. Allerdings kann sich Hauptmann Rallig beim Abschied die Bemerkung nicht verkneifen, dass ich den Überfall wahrscheinlich verdient habe, ganz gleich aus welchem Grund.
Ghurd ist sauer über den Schaden, den seine Behausung genommen hat, aber er ist trotzdem nicht allzu entsetzt über die ganze Angelegenheit. Er hat schon seit langer Zeit keine richtige Metzelei mehr
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