Der Drachentoeter
heranzuschleichen«, beende ich meinen Satz. »Jemand, dessen Verstohlenheit berühmt ist.«
»Wie zum Beispiel?«
»Wie zum Beispiel ein Elf, Himmelherrgott! Die Elfen! Sie waren es! Die ganze Zeit! Kein Wunder, dass sie mir ständig vor den Füßen herumgelaufen sind! Und dann besitzen sie auch noch die Frechheit, mich zu engagieren, ihnen bei der Suche nach dem Tuch zu helfen! Prinzessin, kann ich mir Eure Kutsche ausleihen?«
Sie nickt. Wir sind mittlerweile auf dem Gelände des Palastes. Sofort strömen Wachen herbei und umringen die Prinzessin. Ich verabschiede mich schnellstens, zerre an den Zügeln und lasse das Pferd denselben Weg zurückgaloppieren, den wir im Zuckeltrab gekommen sind.
Ich hatte eigentlich vor, bei Zitzerius vorbeizuschauen und mir einen kleinen Vorschuss abzuholen, aber das wird warten müssen. Muss ich die Schuld bei der Bruderschaft heute oder morgen bezahlen? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Zu viel Aufregung. Und zu viel nächtliche Unruhen.
Die Elfen haben natürlich die Wahre-Schönheit-Chaussee längst verlassen. Ich laufe durch die schmucken Vorgärten und hämmere an Lisutaris Tür. Den Diener, der mir öffnet, überrenne ich einfach und stehe kurz danach vor Lisutaris, die sich gerade auf ihrer Ottomane mit ihrer Wasserpfeife zudröhnt. Glücklicherweise scheint sie noch nicht allzu lange dabei zu sein.
»Lisutaris, Ihr musst mir einen Gefallen tun, und zwar schnell.«
»Gern.«
»Könnt Ihr mir sagen, wo sich zur Zeit ein bestimmtes Elfenpärchen befindet?«
Ich beschreibe ihr die beiden. Lisutaris schließt für einige Minuten die Augen. Ein Ausdruck großer innerer Sammlung legt sich über ihr Gesicht. Mir juckt die Nase von dem übermächtigen Thazisgeruch, der im Raum hängt.
Schließlich schlägt sie ihre Augen wieder auf. »Sie sind im Hafen von Zwölf Seen. Und besteigen gerade ein Schiff.«
Sie ist wirklich eine mächtige Zauberin, diese Lisutaris, die Herrin des Himmels. Schade, dass sie so viel kifft. Ich überrede sie, mir noch einen Gefallen zu tun. Ihr ist klar, dass ich sie alle während der Unruhen gerettet habe. Minuten später donnere ich auf einem guten Pferd aus ihrem Stall durch Turai. Ich bin unterwegs, um zwei hinterlistige Elfen abzufangen.
Die Zustände auf den Straßen sind chaotisch. Überall liegt Müll herum. Städtische Leichenkarren fangen an, die Kadaver einzusammeln, aber es liegen immer noch eine Menge Tote zur freien Auswahl herum. Die Straßen in Richtung Süden sind von einem geborstenen Aquädukt überflutet. Die Sonne lässt die feuchte Erde dampfen. Ich brauche lange, bis ich endlich in Zwölf Seen ankomme. Und als ich den Hafen sehe, schwitze ich aus allen Poren und fluche wie ein Rohrspatz.
Ein Hüne von Mann tritt vor mich und packt die Zügel. Ich halte etwas abrupt an. Es ist ausgerechnet Conax.
»Du hast also die Unruhen überlebt«, knurrt er. »Sehr gut. Du hast noch drei Stunden, um zu bezahlen.«
»Conax, du Barbar. Du bist noch blöder als ein Orgk und hast nicht den geringsten Schimmer, wie sehr du mir auf den Nerv gehst.«
Ich hole mit meinem schweren Stiefel aus und pflanze ihm die Ledersohle mitten ins Gesicht. Er bricht auf der Straße zusammen. Ich gebe meinem Pferd die Sporen und kämpfe mich durch die hoffnungslose Menschenmenge von Zwölf Seen. Viele sind obdachlos, nachdem ihre elenden Hütten abgefackelt worden sind. Im Panorama klafft eine gewaltige Lücke, wo die sechsstöckigen Elendskasernen zu rauchenden Trümmern zusammengefallen sind. Die städtischen Feuerwehrleute begießen sie immer noch mit Wasser. Mein Pferd protestiert wiehernd. Anscheinend missfällt es ihm, in dieser glühenden Hitze auch noch meinen massigen Körper tragen zu müssen. Aber wir mühen uns weiter.
»Thraxas!«
Es ist Makri. In der einen Hand hält sie ein Schwert und in der anderen ein umfangreiches Manuskript. Anscheinend ist sie unterwegs zu ihrem Mathematik-Kurs.
»Makri, du bist verrückt! Heute gibt es keine Vorlesungen. Die Innungshochschule brennt immer noch, und die paar Professoren, die noch am Leben sind, hocken wahrscheinlich bibbernd in ihren Kellern …«
Sie ist enttäuscht.
»Sicher?«
»Sicher bin ich sicher. Wenn du das Ende des Falles miterleben willst, dann spring auf.«
Sie springt auf. Mein Pferd protestiert noch mehr. Zweifellos kann Lisutaris es hinterher wieder aufpäppeln.
»Wohin reiten wir?«
»Zum Kai. Ich jage die Elfen. Sie haben das Tuch. Und wahrscheinlich auch das Boah.«
Makri
Weitere Kostenlose Bücher