Der Drachentoeter
und ihre Wunden zu lecken. Die halbe Stadt liegt in Schutt und Asche, aber die Zauberer, die noch am Leben sind, scheinen sie jetzt wieder unter Kontrolle zu haben. Und die Zivilgarde ist mit allen Mann schwer im Einsatz.«
»Wo ist Marihana?«
»Nebenan. Die Zauberer brauchten lange, um ihre Wunden zu heilen.«
»Sie hätten sie sterben lassen sollen.«
Makri deutet ziemlich unverblümt an, dass ich da ein bisschen undankbar bin. Ohne Marihana hätte der verrückte Mob uns überwältigt.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich glaube, ich hatte die Lage ganz gut unter Kontrolle. Na gut, ich denke, es wird Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.«
»Ach ja?«
Ich nicke. »Ich habe den Brief des Prinzen zurückgeholt und vermutlich genug Informationen über das Boah gesammelt, um Zerberius vor einem öffentlichen Prozess zu bewahren. Was die Prinzessin angeht, bin ich noch nicht ganz sicher. Wir können nur hoffen, dass Bischof Gabrielius die Behörden davon überzeugen kann, dass sie den Drachen nicht aufgeschlitzt hat. Dann ist da noch die Sache mit dem Tuch … Ich habe viel darüber nachgedacht … Gehen wir mal zu Marihana.«
Makri will nicht mitkommen. Sie möchte unbedingt zur Rächenden Axt zurück und dort nach dem Rechten sehen. Sie macht sich Sorgen, dass sich vielleicht jemand während der Unruhen mit dem Geld aus dem Staub gemacht haben könnte, das sie für die Vereinigung der Frauenzimmer gesammelt hat.
»Was soll ich machen, wenn meine Aufzeichnungen aus der Philosophievorlesung verbrannt sind?«
Makri stürmt los und überlässt es mir, Marihana einen Besuch abzustatten. Die kleine Meuchelmörderin liegt nicht nebenan, aber ich finde sie im Weinkeller mit einer Flasche in der Hand. Ihre schwarze Robe hängt als Folge des erbitterten Kampfes in Fetzen von ihrem zierlichen Körper herunter, aber sie scheint wie ich nach ihrer Heilung in guter Verfassung zu sein.
»Sieh an«, sage ich. »Das sind ja schon zwei überraschende Dinge an dir an einem Tag.«
»Was meinst du?«
»Erstens können dich die Ereignisse so sehr erschüttern, dass du einen Drink brauchst, um deine Nerven zu beruhigen.«
»Ich brauche nichts zu trinken, um mich zu beruhigen«, erwiderte Marihana kühl.
»Ich schon«, gebe ich zurück, suche mir eine Flasche aus und öffne sie mit dem Korkenzieher, den ich an meinem Schlüsselring trage. Dann setze ich mich neben sie auf den Boden. »Wir haben vorhin mehr Verrückte bekämpft, als man von zwei Menschen vernünftigerweise erwarten kann. Es war sicherlich eine großartige Angelegenheit, wenn ich das mal so sagen darf. Danach hat jeder eine Flasche Wein verdient, selbst eine Meuchelmörderin, die darauf trainiert wurde, gefühllos zu sein.«
»Und warum sagst du das?«
»Du hast mein Leben gerettet. Ich bin gerührt.«
»Dafür gibt es keinen Grund. Ich habe dich nur gerettet, weil ich deine Hilfe brauchte, um den Mob zu bekämpfen.«
Ich verfolge das Thema nicht weiter. Vermutlich sagt sie die Wahrheit. »Weißt du, Marihana, ich laufe dir in letzter Zeit ziemlich häufig über den Weg. Bis jetzt bin ich noch nicht dahintergekommen, warum das so ist. Aber ich muss trotzdem sagen, dass du für die Nummer Drei der Meuchelmördergenossenschaft gar nicht so schlecht bist. Vielleicht etwas distanziert, das schon, aber he, für eine Frau, die einmal in einem Wintersturm die glatten Wände des Schlosses Mänhersatt erklommen hat, nur um Konsul Pavius zu meucheln, bist du gar keine so schlechte Gesellschaft. Ist es wahr, dass du einmal an einem Tag einen Zauberer, einen Senator und einen Orgk-Lord getötet hast?«
»Die Meuchelmördergenossenschaft diskutiert nicht mit Außenseitern über ihre Arbeit«, antwortet Marihana spröde.
»Zum Wohl«, sage ich und hebe meine Flasche.
Sie hebt die ihre unmerklich und wir trinken zusammen. In dem Regal um uns herum lagern ausgezeichnete Weine, aber leider sehe ich nirgendwo ein Fässchen Bier. Ich leere eine Weinflasche und öffne die nächste, wobei ich mir den besten Jahrgang aussuche, den ich finden kann.
Ich schenke mir die Frage, warum Marihana hinter dem Tuch her war. Sie würde es einfach abstreiten. Aber ich sage ihr, wie überrascht ich war, dass ich sie bewusstlos am Strand gefunden habe.
»Auch wenn du in diesem Abwasserkanal halb ertrunken bist, dachte ich, es wäre einfach unmöglich, sich unbemerkt von hinten an dich heranzuschleichen.«
Sie wirkt etwas bedrückt. »Das hätte ich auch gemeint. Ich schwöre, dass ich
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