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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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einen Angreifer gespürt hätte, halb ertrunken oder nicht.«
    »Vielleicht Zauberei?«
    Sie schüttelt den Kopf. Von Zauberei hat sie nichts gemerkt, und das wäre einer Frau mit ihren Fähigkeiten sicher nicht entgangen. Ich hatte ebenfalls nichts bemerkt. Es bleibt ein verwirrendes Rätsel. Und außerdem auch ein sehr verwirrendes Zusammentreffen, wenn ich genauer darüber nachdenke, weil es auch sehr unwahrscheinlich ist, dass sich jemand an Sarin die Gnadenlose heranschleichen kann, nachdem sie diese Kampfmönchausbildung absolviert hat. Und dennoch ist es passiert. Offenbar läuft jemand in Turai herum, der sehr gut im Anschleichen ist, und schlägt den Leuten mit Vorliebe harte Gegenstände auf den Hinterkopf. Bedeutet das vielleicht, dass dieselbe Person, die Marihana das Rote Elfentuch weggenommen hat auch die Boah-Säcke von Sarin geraubt hat? Ein sehr interessanter Gedanke.
    »Da war etwas, aber …«
    Ich sehe sie fragend an.
    »Ich kann es nicht genau beschreiben. Aber einen Augenblick bevor ich getroffen wurde, dachte ich, ich spüre etwas … na ja, ich weiß nicht… etwas nicht Menschliches.«
    »Vielleicht ein Orgk?«
    Sie kann es nicht sagen. Es ging zu schnell und sie war zuvor ja beinahe ertrunken. Etwas regt sich schwach in meinem Kopf, verschwindet aber wieder, bevor ich es identifizieren kann.
    Marihana nimmt noch einen Schluck und erhebt sich dann graziös. Sie muss los und nachsehen, wie die Dinge im Hauptquartier der Meuchelmördergenossenschaft stehen. Als Nummer Drei der Organisation ist Marihana wichtig genug, dass sie ein besonderes Zauberschutzamulett trägt, aber das gilt natürlich nicht für alle Meuchelmörder. Es dürfte recht interessant sein, zu sehen, was passiert, wenn ein Haufen Meuchelmörder vom Acht-Stadien-Schrecken in den Wahnsinn getrieben worden ist.
    Sie verschwindet. Ich öffne noch eine Flasche Wein. Der Keller ist kühl, und es ist das erste Mal seit Wochen, dass ich es mir gemütlich machen kann. Ich merke, dass ich einzuschlafen drohe, und habe meine liebe Mühe, mich aufzuraffen und wieder an die Arbeit zu gehen.
    »Aber wahrscheinlich immer noch besser, als auf einer Strafgaleere zu rudern«, knurre ich und rapple mich hoch.

29. Kapitel
    Die Prinzessin trägt eine frische Robe, die sie sich von Lisutaris geliehen hat, und hat ihr blondes Haar gebürstet und geflochten. Ihr hübsches Armband ist eingedellt, wo es von einem Stein getroffen wurde, und sie hat unterwegs einen Ohrring verloren. Aber alles in allem sieht sie für eine Frau, die einmal quer durch die Hölle kutschieren musste, gar nicht mal schlecht aus. Als ich aus dem Keller auftauche, den wohlverdienten Dank der Zauberer akzeptiere und ihre Gratulationen entgegennehme, ergreift schließlich auch sie das Wort. Zwar entschuldigt sie sich nicht direkt für ihre anfängliche Grobheit, aber sie lässt mich wissen, dass sie nun eine viel bessere Meinung von mir hat. Ich antworte ebenso höflich und geziert. Wie das geht, weiß ich noch sehr gut aus meiner Zeit im Palast.
    Die Zauberer erholen sich von all den Strapazen mit einer Festtafel voller Köstlichkeiten und einer großzügigen Auswahl aus Lisutaris Weinkeller. Ich merke, dass Lisutaris ein bisschen gereizt ist, vermutlich, weil wohl längst ein tiefer Zug an ihrer Wasserpfeife fällig ist. Andererseits wird sie sich sicher kein Thazis reinziehen wollen, solange die Prinzessin in Riechweite ist. Zwar glaube ich nicht, dass es Unsere Königliche Hoheit nach den Unruhen und dem ganzen Durcheinander noch sonderlich stören würde, aber ein Zauberer muss die höfischen Formen wahren, wenn er Karriere machen will. Das gilt auch für Zauberinnen. Als Prinzessin Du-Lackai aufbrechen will, bietet ihr Lisutaris eine Kutsche samt Eskorte zum Palast an. Aber anscheinend hat die Prinzessin nur auf meine Rückkehr aus dem Keller gewartet. Denn sie lehnt das Angebot freundlich ab und verkündet, dass sie sich mir anschließen will. Ach, ich wollte gehen? Ich schnappe mir noch schnell eine Pastete von der Tafel der Zauberer, und folge ihrer Königlichen Hoheit auf dem Fuße. Einige Dienstboten zerren die Kutsche aus dem Zierteich, spannen ein frisches und vor allem trockenes Pferd davor, und ich quetsche mich neben die Prinzessin auf den Kutschbock.
    Die Sonne glüht noch stärker als gestern. Die immer präsenten Flugratten hocken in den Bäumen, oder vielmehr in dem, was noch von diesen übrig ist. Nach der Kühle in Lisutaris Weinkeller ist diese Atmosphäre

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