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Der Drachentöter

Der Drachentöter

Titel: Der Drachentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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zerschnitt sie in vier breite Streifen, die er aneinanderknotete. Ein Ende dieses provisorischen Seils befestigte er am Bett, das andere ließ er aus dem Fenster gleiten. Und dann hantelte er sich in die Tiefe.
     
    *
     
    Das Fenster, das ein Stockwerk tiefer lag, war verschlossen. Jemand hatte die Vorhänge zugezogen. Retief stützte sich mit einem Fuß auf den Fenstersims und schlug mit dem anderen die Scheibe ein. Vorsichtig zog er sich ins Innere.
    »Wer ist da?« fragte eine scharfe Stimme aus dem Zimmer. Ein hagerer Mann mit offenem Hemd starrte Retief verwirrt an.
    »Retief? Wie kommen Sie hierher? Ich hörte, daß niemand von meinen Mitarbeitern die Botschaft verlassen dürfte – das heißt, ich stimmte der Schutzhaft natürlich zu …«
    »Die gesamte Belegschaft ist hier hilflos eingeschlossen, Herr Botschafter. Ich nehme an, daß man uns hier festhalten will, bis die Kabinettsversammlung vorbei ist. Offensichtlich haben das die Krultch arrangiert.«
    »Unsinn! Ich habe eine feste Zusicherung vom Minister, daß man keinen Entschluß treffen wird, bevor man uns nicht gehört hat.«
    »Und inzwischen stehen wir unter Hausarrest – nur damit wir nicht die Gelegenheit erhalten, einige Kabinettsmitglieder auf unsere Seite zu bringen.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ich illegale Maßnahmen protestlos hingenommen habe?« Botschafter Sheepshorn warf Retief einen durchdringenden Blick zu, doch dann senkte er den Kopf. »Es wimmelte einfach von Bewaffneten«, sagte er seufzend. »Was hätte ich tun sollen?«
    »Ein paar schrille Wutschreie hätten vielleicht geholfen«, mutmaßte Retief. »Es ist immer noch nicht zu spät. Ein rascher Besuch beim Außenminister …«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden? Haben Sie die Stimmung der Bevölkerung beobachtet? Man würde uns in Stücke reißen.«
    Retief nickte. »Höchstwahrscheinlich. Aber was wird man dann erst morgen mit uns anfangen, wenn die Bewohner von Gaspierre mit den Krultch einen Vertrag geschlossen haben?«
    Sheepshorn schluckte. »Retief, Sie glauben doch nicht …«
    »Und ob ich glaube. Die Krultch brauchen ein Symbol – und sie würden die Einheimischen gern in ihre Schurkereien einbeziehen, um sie stärker an sich zu binden. Wenn sie einen Trupp von Terry-Diplomaten in die Eisminen schicken, ist beiden Teilen gedient.«
    »Wie furchtbar.« Der Botschafter seufzte. »Dabei hätte ich in neun Monaten in Pension gehen können.«
    »Ich muß jetzt fort«, sagte Retief. »Die Verfolger könnten jeden Moment auftauchen, und ich möchte ihnen die Arbeit nicht allzu sehr erleichtern.«
    »Verfolger? Sie meinen, daß die Leute die Entscheidung des Kabinetts nicht einmal abwarten werden?«
    »Oh, das ist eine persönliche Sache. Ich habe etwas Marineeigentum der Krultch beschädigt und einem Gaspierre-Polizisten Halsschmerzen verursacht.«
    »Ich hatte schon immer Bedenken wegen Ihres Charakters, Retief«, sagte der Botschafter ernst. »Am besten ist es, wenn Sie sich selbst stellen und um Milde bitten. Mit etwas Glück müßte es Ihnen gelingen, uns in die Minen zu begleiten. Ich werde persönlich ein gutes Wort für Sie einlegen …«
    »Leider wäre das nicht im Sinne meiner Pläne«, sagte Retief. Er ging zur Tür. »Ich werde versuchen zurückzukommen, bevor die Einheimischen unüberlegt handeln. Sie müssen inzwischen hier die Festung halten. Wenn die Soldaten kommen, werfen Sie ihnen ein paar scharfe Proteste an den Kopf. Ich bin sicher, daß sie das entmutigen wird.«
    »Pläne? Retief, ich verbiete Ihnen …«
    Retief schloß die Tür hinter sich und versäumte dadurch einen Großteil von Sheepshorns Rede. Ein Polizist, der im Korridor lümmelte, schreckte hoch und wollte etwas sagen.
    »Schon gut, Sie können jetzt gehen«, sagte Retief akzentfrei in der Landessprache. »Der Boß hat seine Meinung geändert. Er fand, daß eine Verletzung des Diplomatenstatuts zu gefährlich sei. Schließlich haben die Krultch noch nicht gesiegt.«
    Der Polizist starrte ihn an und nickte. »Ich dachte mir schon, ob man da nicht die Rikscha vor dem Kuli aufgestellt hatte.« Er zögerte. »Aber was wissen Sie darüber?«
    »Ich unterhielt mich eben mit dem Hauptmann, der ein Stockwerk höher postiert ist.«
    »Na, wenn er Sie laufenließ, dann hat es wohl seine Richtigkeit.«
    »Wenn Sie sich beeilen, erreichen Sie die Kaserne noch, bevor der allgemeine Ansturm beginnt«, riet ihm Retief und winkte lässig.
     
    *
     
    Als Retief das Erdgeschoß erreicht hatte, betrat er

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