Der Dreissigjaehrige Krieg
und Albrecht zunächst auf die Kronen Böhmens und Ungarns, später auch auf die österreichischen Erblande. Nun hat nur noch Philipp III . von Spanien – ebenfalls ein Enkel Kaiser Maximilians II . – dieselben Ansprüche. Für seinen Verzicht muss ihm Ferdinand im Vertrag von Oñate das Elsass und Reichslehen in Italien überlassen.
Erst nach zähen Verhandlungen und mehr Zugeständnissen, als ihm lieb ist, wählen die überwiegend protestantischen Stände Böhmens Ferdinand am 5. Juni 1617 zum König. Ein knappes Jahr später, am 16. Mai 1618, gestehen ihm auch die ungarischen Stände die Krone zu. Doch da bricht in Böhmen bereits der Aufstand los. Friedrich von der Pfalz lässt sich zum böhmischen König wählen. Bald taumelt ganz Mitteleuropa in den Krieg.
Im Winter 1618/19 zieht ein besonders hell leuchtender Komet über den Himmel und verbreitet Katastrophenängste. Kaum ist der Winter vorbei, stirbt der alte Kaiser Matthias; der Weg ist frei für Ferdinand. »Legitime certantibus corona« ist sein Wahlspruch: Den rechtmäßig Kämpfenden gebührt die Krone. Trotz allen Widerstands der Böhmen gewinnt Ferdinand die Wahl einstimmig. Als ihm am 9. September in Frankfurt die Bügelkrone auf das Haupt gesetzt und das Reichsschwert umgegürtet wird, hat er die volle Legitimation, gegen Unruhestifter vorzugehen. Auf dem Rückweg von Frankfurt ernennt Ferdinand Maximilian von Bayern zum uneingeschränkten Befehlshaber über die Katholische Liga und verspricht ihm – wenn auch vorerst nur mündlich – im Falle eines Sieges über die Rebellen die Kurwürde der Pfalz. Auch seinen spanischen Vetter Philipp III . und den sächsischen Kurfürsten Johann Georg kann er für seinen Kampf gegen die widerspenstigen Böhmen gewinnen – ebenfalls um den Preis territorialer Versprechungen.
Der katastrophalen Niederlage Friedrichs am Weißen Berg bei Prag – wo übrigens auch der spätere Naturforscher und Philosoph René Descartes als katholischer Söldner mitkämpfte – folgen drakonische Strafen. 28 Todesurteile unterschreibt Kaiser Ferdinand, angeblich mit zitternder Hand und Tränen in den Augen. Am 21. Juni 1621 beginnt das große Schlachten auf einer eigens aufgebauten Bühne vor dem Altstädter Rathaus. Trommler heizen die Menge an und machen solchen Lärm, dass die Todeskandidaten keine Abschiedsworte mehr an ihre Liebsten hinausschreien können. Vier Stunden lang arbeitet der Scharfrichter. Fünf Schwerter braucht er, so schnell werden die Richtwaffen stumpf. Ferdinand kniet unterdessen in Mariazell vor einem Bild der Gottesmutter und betet für die armen Seelen, die vom Rathausplatz in die Hölle fahren. Zwölf der Köpfe nageln die Henkersknechte später an den Brückenturm.
Doch damit nicht genug: Wer mit dem Leben davongekommen ist, verliert sein Land. Drei Viertel des böhmischen Bodens wechseln in der Folgezeit den Besitzer. Ferdinand verteilt die Besitztümer in alle Richtungen; für sich behält der Kaiser fast nichts. Neben der Machtpolitik wird Ferdinand von einem weiteren Anliegen beherrscht. Seit fünf Jahren ist er nun Witwer, aber mit 42 noch lange nicht alt genug, um die Hoffnung auf weitere männliche Nachkommen aufzugeben.
Unter den Kandidatinnen des europäischen Hochadels erscheint ihm Eleonore Gonzaga am geeignetsten, die jüngste Tochter Vincenzos I., Herzog von Mantua und Montferrat, und der Eleonora de’ Medici, Prinzessin der Toskana. Gesehen hat er die 23-Jährige noch nie, als er 1621 anfragen lässt, ob ihr Vater in die Heirat einwillige. Die beiden begegnen einander zum ersten Mal am 1. Februar 1622, vor dem Altar. Die Hoffnung auf weitere Kinder sollte sich für den Kaiser zwar nicht erfüllen. Doch wurde seine Ehe mit Eleonore ähnlich glücklich und zärtlich wie die erste mit dem Ännele. Genießen kann Ferdinand das wiedergefundene häusliche Glück allerdings kaum. Das Reich stöhnt unter den wachsenden politischen Spannungen. Die Natur scheint Leid und Krise zu reflektieren: Der Winter 1624/25 ist so unerhört mild, dass die Mandelbäume viel zu früh zu blühen beginnen. Doch mit dem Frühjahr kommen Springfluten und Erdbeben; dazu verbreiten Pestausbrüche Schrecken. Im Juni fällt Schnee und vernichtet die Ernte.
Quelle: BPK
Tod als Spektakel:
Das Prager Blutgericht am 21. Juni 1621
(Zeitgenössisches Flugblatt)
Und dann bricht eine Flut der anderen Art aus dem Norden über das Heilige Römische Reich herein. Christian IV . von Dänemark und die niedersächsischen
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