Der Dreissigjaehrige Krieg
hören.
Die Liebe zur Musik wird ihm erhalten bleiben. Zwar lernt er nie, ein Instrument zu spielen, doch für Hofmusik ist stets Geld da. 1626 wird er für den Unterhalt seiner Musikkapelle so viel aufwenden, dass die Steuern der Steiermark und Kärntens kaum ausreichen, die Kosten zu decken. Die Freude an Musik gibt er auch seinem Sohn Ferdinand III . weiter, der sich später sogar als Komponist hervortut. Zur Musik kommen die prunkvollen Prozessionen, an denen er mit Hingabe teilnimmt. So schwankt der schwächliche Junge schon einmal, nur mit dem Büßergewand bekleidet, unter der Last eines riesigen Kruzifixes durch die Gassen Ingolstadts – seine Art der Vergnügung. Ein großzügiges Taschengeld, das seine Mutter ihm zu Fasching sendet, stiftet Ferdinand lieber für einen Altar.
Weder Sohn noch Mutter haben in den kommenden Jahren viel Interesse daran, den künftigen Landesherrn nach Graz zurückzuholen. Denn kaum ist Ferdinand in Ingolstadt angekommen, stirbt daheim sein Vater. Nun machen die Grazer Protestanten, wegen ihrer Unterstützung gegen die Türken unentbehrlich, den Katholiken das Leben schwer. Als Ferdinand endlich in die Erblande zurückkehrt, hat jedes Lager seine Vorstellung davon, wie der junge Herrscher sein Land zu regieren habe. Der Papst zum Beispiel würde gern in den innerösterreichischen Ländern die Inquisition einführen. »Es ist das Ärgste zu befürchten, wenn das Kinder-, Weiber- und Pfaffenregiment erst angehen wird«, sorgt sich prompt der protestantische Landmarschall von Kärnten, Bartholomäus Khevenhüller.
Protestanten grüßen ihren künftigen Landesherrn nicht einmal, wenn sie ihm auf der Straße begegnen. Sich offen gegen einen Habsburger auflehnen können sie jedoch auch nicht. Und so schwören die Stände schließlich am 12. Dezember 1596 im großen Festsaal der Grazer Burg »dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Ferdinand als dem rechten und natürlichen Erblandesfürsten Treue und Gehorsam«.
Was wurde Ferdinand für ein Regent? Lange stritten Historiker: Für die Katholiken war er ein großer Herrscher, freigiebig und gerecht; die protestantische Version schilderte einen Despoten. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Neue Forschungen zeigen etwa: So tief Ferdinands Handeln im Katholizismus wurzelte, er überschritt damit nicht die Grenzen üblichen Herrscherverhaltens, selbst wenn viel Blut dabei floß. Was wie Abhängigkeit von Beratern wirkt, kann man auch Umsicht nennen. Zeit seines Lebens war es dem Habsburger wichtig, Ratssitzungen persönlich beizuwohnen.
Vor Regierungsantritt macht Ferdinand allerdings erst die standesgemäße Bildungsreise nach Italien. In Ferrara trifft er Papst Clemens VIII . und verbringt eine volle Woche bei ihm. Im Wallfahrtsort Loreto soll er gelobt haben, alle seine Untertanen wieder zum katholischen Glauben zu führen, notfalls mit Gewalt. Anschließend kauft er als Souvenir für seine Mutter geweihte Rosenkränze. Heimgekehrt, beginnt er sein Gelübde wahr zu machen: Am 23. September 1598 verfügt er, dass binnen acht Tagen alle protestantischen Prediger, Schulrektoren und Schuldiener die Erblande verlassen müssen. Unter den 19 Männern, die es in Graz trifft, ist zunächst auch der geniale Mathematiklehrer der Stiftsschule, Johannes Kepler. Leider treibe, wie der Herrscher im April 1601 bedauert, sein Befehl »fast die Vermöglichsten« aus dem Land.
Ferdinands Ehe mit der Cousine Maria Anna von Bayern, die er dank regelmäßiger Besuche am Münchner Hof gut kennt, gilt sogleich als Zweckbündnis. Vier Jahre älter ist sie als er, zudem »leibesblöd« – oft kränkelnd und nicht gerade eine Schönheit. Doch die beiden bleiben einander treu, bis 1616 der Tod sie scheidet; Ferdinand liebt sein »Ännele« aufrichtig. So schreibt er ihr beispielsweise vom Regensburger Reichstag, dem er 1607/08 als kaiserlicher Kommissar beiwohnt, während sie daheim hochschwanger auf die Geburt ihres vierten Kindes, des späteren Kaisers Ferdinand III ., wartet: »Wenn mir unser Herr die Gnad täte, dass ich bei Ihrer Niederkunft sein könnte, so wollte ich alsdann gern alle allhie ausgestandene Unlust vergessen.«
Sieben Kinder sind der Dank; die Kaiserkrönung ihres Mannes wird das Ännele jedoch nicht mehr erleben. Da weder der seit 1612 regierende Kaiser Matthias noch seine männlichen Geschwister Erben haben, wird Ferdinand zum attraktivsten Anwärter auf die Nachfolge. Ihm zugunsten verzichten Matthias’ Brüder Maximilian
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