Der Dreissigjaehrige Krieg
Stände rüsten gegen den Kaiser. Der aber hat kein Heer, das groß genug wäre, sich der Bedrohung aus dem Norden zu stellen. Auch die Liga ist nicht mächtig genug, den Dänen aufzuhalten. Da macht der böhmische Adlige Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, besser bekannt als Wallenstein, dem Kaiser das verlockende Angebot, innerhalb kürzester Zeit eine gewaltige Armee aufzustellen. Ferdinand schlägt ein. Damit verbünden sich zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ferdinand glaubt fest an Gott, Wallenstein an die Sterne. Ferdinand ist umweht von der Aura uralter Herrschertitel, Wallenstein hat sich selbst aus einem kleinen Adelsgeschlecht ins Rampenlicht der Geschichte emporgearbeitet.
Der dänische Spuk währt nicht lange. Im September des Jahres 1628 ist das Reich von den Küsten im Norden bis zum Bodensee wieder fest in Ferdinands Hand. Der Kaiser steht auf dem Gipfel seiner Macht. Und doch bleibt er bei allem Glanz der bescheidene, häusliche Mensch, der am liebsten daheim bei Frau und Kindern weilt. Bezeichnend für seine biedere Gutmütigkeit ist eine Anekdote aus jenem Jahr: Eines Abends kehrt er nach einem Jagdausflug heim. Seine Diener lösen die Sporen, ziehen ihm die schweren Reitstiefel von den Füßen. Doch dann sind plötzlich die Pantoffeln des Kaisers nicht zu finden. Ferdinand bleibt ganz gelassen: »Setzen wir uns zur Tafel. Was bedarf es der Pantoffeln, ist doch kein kaltes Wetter.« Spricht’s und streckt seine nackten Füße unter den Tisch.
Doch das ist schon eine der neckischsten Geschichten über sein Privatleben. Keinen Hauch eines Skandälchens leistet sich der Kaiser. Seine zweite Frau Eleonore beteuert, ihr Mann sei so treu, dass sie nicht einmal dann etwas Böses über ihren Gemahl dächte, wenn sie zufällig in seinem Bett ein junges Mädchen fände. Andererseits geht Ferdinands Prüderie auch so weit, dass er all jene Gemälde aus der gewaltigen Sammlung seines Vorvorgängers Rudolf II . verbrennen lässt, auf denen nackte Menschen dargestellt sind. Kunstwerke von unschätzbarem Wert gehen dabei in Flammen auf.
Aus Treue zu seinem Glauben begeht Ferdinand auch den schwersten politischen Fehler seines Lebens: Am 6. März 1629 verfügt er, sämtliche nach 1552 in protestantische Hand gelangten Kirchengüter seien den Katholiken zurückzugeben. Mit der Unterschrift unter dieses Restitutionsedikt verschiebt sich die Machtlage zwischen den beiden Konfessionen gewaltig. Der Streich geht so weit, dass er nicht nur die Protestanten in Erbitterung versetzt. Das Restitutionsedikt ist seit über 100 Jahren das erste Reichsgesetz, das der Kaiser ohne Abstimmung mit den Kurfürsten erlassen hat. Selbst die katholischen unter ihnen sehen ihre Rechte nun bedrohlich untergraben.
In Wallensteins Heer steht Ferdinand ein Druckmittel zur Verfügung, um seine Machtansprüche durchzusetzen. Schon im Jahr darauf gelingt den Kurfürsten der Gegenschlag: Sie zwingen den Kaiser, Wallenstein zu entlassen. Der Verzicht auf seinen Feldherrn ist für Ferdinand noch nicht einmal die einzige Niederlage. Auch im Erbfolgekrieg mit Mantua verweigern die Kurfürsten ihm die Unterstützung und treiben ihn dadurch in Friedensverhandlungen mit Frankreich. Obendrein stößt sein Herzenswunsch auf Widerstand: Ferdinand, nun 52 Jahre alt, will allmählich seinem Sohn den Weg zur Nachfolge auf den Kaiserthron bereiten. Doch das Gremium lehnt eine Krönung zum römischen König als Vorbereitung auf die spätere Kaiserwahl ab. Die Zeiten seien zu unsicher, erklären die Kurfürsten.
Während dieser Streitigkeiten landen an der Ostseeküste 13.000 Soldaten. Es ist das Heer des schwedischen Königs Gustav Adolf, der den Protestanten zu Hilfe eilt. Ernst nimmt ihn niemand. Was will der Schwede schon mit diesem kleinen Haufen gegen die 100.000 Mann starken kaiserlichen Truppen ausrichten? »Ham ma halt a Feindl mehr«, soll Ferdinand in breitem Steirisch die Ankunft des Schweden kommentiert haben. Doch der kleine Haufen wird bald zum ausgewachsenen Problem. Brandenburg und Sachsen schließen sich ihm unter Druck an. Im Herbst 1631 fällt Würzburg, im Dezember Mainz, und im Mai folgt München. Die Sachsen haben unterdessen im November Prag erobert. Das riesige kaiserliche Heer aber ist ohne Wallenstein nicht nur kopf- und kraftlos, sondern auch noch weit verstreut. Ferdinand weiß nur einen Ausweg. Er bekniet Wallenstein zurückzukommen.
Es bleibt ein Intermezzo. Die alten Feinde des selbstherrlichen
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