Der Dreissigjaehrige Krieg
Aufsteigers überzeugen Ferdinand, dass der Feldherr einen Militärputsch plane, und provozieren so sein Todesurteil. Nach dem Mord an Wallenstein lässt der Kaiser 3000 Messen für sein Seelenheil lesen. Der Krieg aber geht weiter. Wallensteins Nachfolger wird Ferdinands Sohn, der spätere Ferdinand III . Im September 1634 schließlich gelingt es ihm, bei Nördlingen die Schweden und ihre Verbündeten zu besiegen und anschließend ganz Süddeutschland wieder unter kaiserliche Kontrolle zu bringen.
Die protestantischen Fürsten haben nun genug. Sie wollen Frieden mit Ferdinand. Doch den lassen sie sich teuer bezahlen. Als er am 30. Mai 1635 den Prager Frieden unterzeichnet, verpflichtet sich der Kaiser, für 40 Jahre das Restitutionsedikt auszusetzen. Frieden im Reich schafft er aber auch damit nicht. Längst hat der Krieg eine Eigendynamik entwickelt. Anstelle der protestantischen Fürsten tritt nun Frankreich auf die Seite Schwedens. Und die blutigste Zeit des Krieges wird erst noch beginnen.
Diese Phase jedoch bleibt Ferdinand erspart. In seinem letzten Lebensjahr gewähren die Kurfürsten dem alten Kaiser sogar noch die Gunst, seinen Erben zum römischen König zu wählen. Fast hätte Ferdinand diesen festlichen Augenblick nicht mehr erlebt. Schon länger plagt die Wassersucht seinen Körper. Beine und Unterleib sind unförmig angeschwollen. Am 8. November 1636 verliert der Kaiser das Bewusstsein – zwei Stunden lang liegt er ohnmächtig da. Doch dann ist das Koma überwunden. Am 22. Dezember kann Ferdinand im Dom zu Regensburg befriedigt dabei zusehen, wie seinem Sohn die römische Königskrone aufs Haupt gesetzt wird. Die Nachfolge ist gesichert. An der Spitze des Reiches wird, wie schon seit Generationen, ein Habsburger stehen.
In Wien geht es dann mit seinem Wohlbefinden rapide bergab. Am Morgen des 15. Februar schließt der Herrscher, der Europa in den Dreißigjährigen Krieg führte, für immer die Augen. In seinen Händen hält er eine geweihte Kerze. Seinen Leichnam bestattet man in einem Mausoleum in seiner alten Heimatstadt Graz. Nur das Herz wollte Ferdinand dort nicht liegen wissen. Es sollte ruhen, wo es zu Lebzeiten für ihn stets hingehört hatte – an der Seite seiner Mutter.
KURZES GLÜCK AUF DER PRAGER BURG
War Friedrich von der Pfalz verblendet
oder nur ungeschickt? Zeitgenossen jedenfalls
spotteten über den »Winterkönig«.
Von
Katharina Stegelmann
H interher hieß es, die Frau sei schuld gewesen: Elisabeth Stuart habe ihren Ehemann angestachelt. »Konntest du dich vermessen … die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man freiwillig dir entgegenbringt?«, lässt der Dichter Friedrich Schiller die Engländerin indigniert fragen. Daraufhin, so Schillers Version, habe Friedrich V ., Kurfürst von der Pfalz, entgegen allen guten Ratschlägen die Wahl zum König von Böhmen angenommen.
Es war ein Schritt ins Desaster, für das Land und für ihn selbst. Der von Größenwahn und Minderwertigkeitskomplexen getriebene Fürst starb macht- und mittellos mit nur 36 Jahren, von seinen Zeitgenossen als »Winterkönig« verspottet. Denn was heute so romantisch klingt, war damals keineswegs freundlich gemeint: Der Beiname »Winterkönig« war entstanden, weil Friedrich nur wenig mehr als einen Winter lang die Macht der Wenzelskrone innehatte.
Nach einer bombastischen Hochzeit 1613 in London hatten die jungen Eheleute in Heidelberg groß Hof gehalten. Elisabeth ließ einige Stücke Shakespeares ihre Deutschland-Premiere feiern, Friedrich trat mit Harnisch bei einer Ballettaufführung auf die schlosseigene Bühne. Sie kümmerten sich gemeinsam um die prunkvolle Ausstattung der Residenz und gingen auf die Jagd. Überhaupt erschienen sie vielen Zeitgenossen – entgegen den späteren Unterstellungen Schillers – einander sehr zugetan. Doch während die beiden das Leben genossen und jede Menge Geld ausgaben, verschlechterte sich die politische Lage. Die Kurpfalz, damals ein Vorposten des Calvinismus, geriet in den folgenden Jahren immer stärker ins Abseits. Der reformatorische Eifer brachte neben den Anhängern des Papstes immer mehr Lutheraner gegen die Pfälzer auf. Auch Mitglieder der protestantischen Union, gegründet von Friedrichs Vater, wandten sich ab.
Bei politischen Entscheidungen verließ der Kurfürst sich vor allem auf den Rat seines Kanzlers. Christian von Anhalt, ein glühender Verfechter der Lehren Calvins, wollte das katholische Kaisertum der
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