Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
Vom Netzwerk:
drängen, ihm den Oberbefehl anzuvertrauen: »Ein Potentat«, schrieb Kepler, »der dies alles wüsste, der würde ohne Zweifel einen solchen Obristen mit einer so stattlichen Revolution, wenn er auch seiner Treu versichert, wider jetzige ausländische Feinde schicken.« Die ausländischen Feinde, die Dänen, standen ja bereits im Land. So bat Wallenstein seinen Schwiegervater Harrach, ihm zu helfen, »daß Ihre Majestät wegen der Werbung nicht länger temporisieren«.
    Als Ferdinand das Angebot Wallensteins schließlich annahm, eine Armee gegen König Christian aufzustellen, verpflichtete er sich zur »Wiedererstattung dessen, so Sie in diesen unseren Diensten unentbehrlich aufwenden werden müssen«. Fürs Erste aber genügte eine Geste, die den Kaiser nichts kostete: Er ernannte Wallenstein zum Herzog von Friedland, 1628 auch zum Fürsten von Sagan in Niederschlesien. In dem von Wallenstein perfektionierten Kontributionssystem sieht der Marburger Historiker Christoph Kampmann »die Wurzel von Wallensteins einzigartiger, unabhängiger Machtposition«. Der Kaiser sei »zwar unabhängig geworden von seinen Verbündeten, jedoch nur, um in eine neue Abhängigkeit, jene Wallensteins, zu geraten«.
    Einerseits sei der Kaiser 1627/28 »auf dem Weg zu einer einzigartigen Machtstellung und Vorherrschaft im Reich« gewesen, »andererseits war er nicht einmal Herr seiner Streitkräfte, durfte keine Beförderungen aussprechen und war sogar in seiner innersten monarchischen Prärogative, dem Gnadenrecht, beschränkt«. Den Reichsfürsten war die Machtstellung Wallensteins nicht geheuer. Sie drängten den Kaiser immer stärker, sich von seinem Generalissimus zu trennen.
    Dabei lästerten sie auch über die Sternengläubigkeit des Feldherrn. So fragte Kurfürst Maximilian von Bayern, einer der ärgsten Widersacher Wallensteins, was denn von einem zu halten sei, der »seine actiones und der Catholischen Religion wohlfahrt mehrer auf die betrieglich Astrologia, alß auf daß verthrauen zu Gott fundieret«. Erschwerend kam hinzu, dass seit 1629 der junge italienische Astrologe Giovanni Battista Senno das Vertrauen Wallensteins gewonnen hatte. Von ihm, den Golo Mann »die junge Sumpfblüte aus Padua« nennt, ließ sich der Generalissimus konkrete Deutungen der Gestirne für den täglichen Gebrauch geben.
    Wallenstein verließ im Juli 1629 Mecklenburg in Richtung Süddeutschland. Nach einer ausgedehnten Kur im böhmischen Karlsbad kam er im Frühjahr 1630 wieder durch Eger. Auch diesmal nächtigte er im Haus des früheren Bürgermeisters Pachelbel, der freilich inzwischen, wegen seines protestantischen Glaubens, das rekatholisierte Böhmen verlassen hatte.
    Unterdessen traten in Regensburg die Kurfürsten zusammen, allerdings waren nur die vier katholischen anwesend. Diese forderten den Kaiser einhellig und ultimativ auf, Wallenstein zu entlassen. Sie redeten im Nachhinein die Gefahr, die 1625 bestanden hatte, klein: Eine große Armada sei damals ohne ihr Wissen aufgestellt worden, »als kein Feind fast mehr vorhanden gewest«. Ferdinand fügte sich dem Votum.
    Wallenstein erfuhr in Memmingen von seiner Absetzung, die er erstaunlicherweise widerspruchslos hinnahm. Er zog sich auf seine Güter in Friedland zurück. Die Region, die wegen ihrer Naturschönheit »böhmisches Paradies« genannt wird, war, seit Wallenstein das Areal erworben hatte, auch als »terra felix«, glückliches Land, bekannt geworden. Der Herzog hatte, wie der Wallenstein-Biograf Hellmut Diwald 1969 rühmte, »in kürzester Frist aus seinen Ländern tatsächlich einen eigenen Staat im Staate« geschaffen, »mit dem sich an Produktivität, Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit, Rentabilität und Gewinn überhaupt nichts im ganzen Heiligen Römischen Reich vergleichen lässt«.
    In diesem Musterstaat, der auch Künstler und Gelehrte anlockte, förderte Wallenstein Landwirtschaft und Handwerk. Alles, was er zur Kriegführung brauchte – Waffen, Munition, Uniformen, aber auch Vieh und Getreide –, lieferten, wenn irgend möglich, die eigenen Ländereien. Der Feldherr kümmerte sich persönlich um die ökonomischen Belange – und jetzt, da er vom militärischen Oberbefehl entbunden war, hatte er auch reichlich Zeit dazu. Aber nicht lange. Schon wenige Wochen vor seiner Absetzung, im Juli 1630, war auf der Ostseeinsel Usedom eine schwedische Armee gelandet, angeführt von König Gustav II. Adolf, einem begnadeten Strategen. Obwohl dadurch Mecklenburg, sein eigener

Weitere Kostenlose Bücher