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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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Besitz, bedroht war, blieb Wallenstein in seinem Stammland – entgegen der Erwartung der Kurfürsten, der abgehalfterte Generalissimus werde schon aus egoistischen Gründen gegen die Schweden kämpfen.
    Die brachten den Streitkräften des Kaisers und der katholischen Liga bald eine Reihe von Niederlagen bei, am schlimmsten war das Debakel Tillys in der Schlacht bei Breitenfeld nördlich von Leipzig im September 1631. Damit kehrten sich die Machtverhältnisse im Reich wieder um: Die Schweden zogen bis nach Böhmen und standen plötzlich an den Grenzen der habsburgischen Erblande. In seiner Not blieb Ferdinand II . nichts anderes übrig, als Wallenstein zurückzurufen. Seit Dezember 1631 befehligte der Herzog von Friedland wieder die kaiserlichen Heere, ausgestattet mit mehr Vollmachten als je zuvor.
    Manche Historiker, die der habsburgfreundlichen Richtung folgten, behaupteten, Wallenstein habe aus Rache für die erlittene Schmach von Regensburg von nun an entschieden auf Hochverrat hingearbeitet. Diese These vertrat vor allem der tschechische Historiker Josef Peka ř in seinem 1937 auf Deutsch erschienenen Werk »Wallenstein 1630 – 1634. Tragödie der Verschwörung«. Ausgeschlossen sei dies nicht, meint der Marburger Geschichtswissenschaftler Kampmann, »weil eindeutige Selbstzeugnisse fehlen und es vereinzelte Aussagen Dritter gibt, die auf Hochverratspläne Wallensteins hindeuten«. Zwar sei Wallenstein »mehrfach in Verhandlungen mit der Gegenseite bis an die Grenze des Verrats gegangen«, aber für einen langgehegten Hochverratsplan gebe es keine Beweise, »ebenso nicht für hochfliegende politische Pläne«. Wallenstein, »ein genialer Militärorganisator«, sei vielmehr »ein zuweilen verblüffend unpolitischer Militär« gewesen.
    Schon Friedrich Schiller, der als Historiker in seiner »Geschichte des Dreißigjährigen Krieges«, verfasst zwischen 1790 und 1792, den Generalissimus als Verräter schildert, hat geahnt, dass sein Wallenstein-Bild von fragwürdigen Zeugen beeinflusst war: »Denn endlich muss man zur Steuer der Gerechtigkeit gestehen, dass es nicht ganz treue Federn sind, die uns die Geschichte dieses außerordentlichen Mannes überliefert haben.« In seinem dramatischen Hauptwerk, der »Wallenstein«-Trilogie, setzt Schiller auch andere Akzente. Hier war der Feldherr »nicht mehr der eindeutige Verräter aus eigennützigen Motiven« (Kampmann), und schon im Prolog relativiert er das Urteil in den berühmten Versen: »Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt / Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.«
    Nachdem Wallenstein sein zweites Generalat angetreten hatte, schien sich seine Strategie des Abwartens auszuzahlen. Die Schweden erlitten schwere Verluste, als sich Wallensteins perfekt aufgestellte Truppen bei Zirndorf, westlich von Nürnberg, endlich der Schlacht stellten. Gustav Adolf musste schmachvoll den Rückzug antreten. Die Schlacht bei Lützen südwestlich von Leipzig im November 1632 hatte zwar keinen eindeutigen Sieger, aber der Tod Gustav Adolfs bedeutete für die Schweden eine erhebliche Schwächung.
    Der Kaiser und der Hofkriegsrat drängten Wallenstein, nun eine endgültige Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu suchen. Doch obwohl die Verletzbarkeit der Schweden deutlich sichtbar geworden war, verzichtete der Feldherr das ganze Jahr 1633 auf größere militärische Operationen. Das erschien in Wien als schiere Obstruktion. Offenbar hielt Wallenstein die Zeit für reif, den Krieg, bei dem es nach seiner Einschätzung keinen militärischen Sieger geben konnte, durch Verhandlungen zu einem Ende zu bringen. Dem sächsischen Feldmarschall Hans Georg von Arnim schrieb er: »Denn zuletzt, wenn die meisten Länder werden in Asche liegen, wird man Fried machen müssen, wie uns denn diese in die 14 Jahr continuierten Kriegs-Exempel genug vor Augen stellen.«
    Zu Sondierungen mit dem protestantischen Kurfürsten von Sachen hatte ihn der Kaiser zwar bevollmächtigt, aber Wallenstein verfolgte auch eigene Pläne und verhandelte, wohl hinter Ferdinands Rücken, auch mit Schweden und Franzosen – er wollte, so Golo Mann, zum »Schiedsrichter über Krieg und Frieden« werden. Derweil ging der Krieg immer weiter, und die Gegner erzielten Geländegewinne. Vollends ins Abseits bei Hofe geriet Wallenstein deshalb, als er im Herbst 1633 nichts unternahm, der von Schweden belagerten Stadt Regensburg zu Hilfe zu kommen, obwohl ihm der Kaiser dies befohlen hatte. Im Dezember fiel die strategisch

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