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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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wichtige Reichsstadt an der Donau in schwedische Hände. Der Heerführer argumentierte, in einem Winterfeldzug würden seine Soldaten »krepieren und desperieren«. Gegner Wallensteins unterstellten ihm indes eine Verschleppungstaktik, durch die er Zeit für seine Friedensgespräche gewinnen wolle.
    Unter den wichtigsten Einflüsterern des Kaisers waren hohe Offiziere Wallensteins: sein Stellvertreter Matthias Gallas sowie Octavio Piccolomini, Kommandeur seiner Leibgarde, und sein langjähriger Feldmarschall Johann Aldringen. Für Mitte Januar 1634 bestellte Wallenstein seine Obristen zu einem Kommandeurskonvent in sein Hauptquartier nach Pilsen. Dort stimmten die 47 Versammelten einem Dokument zu, das dem Kaiser starke Undankbarkeit gegenüber der Armee vorwarf. Zugleich bekundeten sie dem Generalissimus ihre Treue. Eine Loyalitätserklärung gegenüber dem Kaiser enthielt das Papier nicht. Was damit bezweckt wurde, ist unklar. Wollte Wallenstein Wien drohen? Dort deutete man den »Pilsener Revers« indes nicht als eine weitere der vielen Anmaßungen Wallensteins, sondern als Hochverrat.
    Piccolomini wollte gehört haben, Wallenstein sei entschlossen, »unser hochlöbliches Haus« Österreich »gänzlich auszurotten«. Dies ließ er in Wien mitteilen, ebenso, dass Wallenstein nach der böhmischen Krone strebe. Dessen Geheimniskrämerei, dem Hof jeglichen Einblick in seine Planungen zu verwehren, hatte dazu geführt, dass man auch die abenteuerlichsten Anschuldigungen gern glaubte. Nun fiel die Entscheidung: Ferdinand II. setzte Wallenstein ab, ernannte Gallas zum Nachfolger und gab Order, den angeblich verräterischen Generalissimus und seine engsten Gefolgsleute »aus der Zahl der Sterblichen zu eliminieren« – ein Mordauftrag, der den Tätern reichen Lohn aus Wallensteins Ländereien sowie Geld und Titel einbringen sollte.
    Als Wallenstein erfuhr, dass das Treuegelöbnis seiner Kommandeure nicht mehr zählte, versuchte er, schleunigst außer Reichweite der kaiserlichen Autorität zu kommen. Er zog mit 2000 Soldaten westwärts nach Eger; von dort aus, nahe der Grenze zu Sachsen und dem hohenzollerischen Franken, wollte der General mit den Feinden Kontakt aufnehmen. Er befand sich also wieder genau an dem Ort, wo er neun Jahre zuvor eine mächtige Armee für den Kaiser zusammengestellt hatte, an deren Spitze er in vielen Schlachten für die Interessen der Habsburger kämpfte. Die Kommandanten vor Ort – zwei protestantische Schotten und ein katholischer Ire – waren bei Wallensteins Ankunft am 24. Februar 1634 über dessen Ächtung durch den Kaiser informiert. Angesichts der verlockenden Belohnung verabredeten sie ein Mordkomplott.
    Sie luden Wallensteins engste Vertraute für den nächsten Abend zu einem Festmahl in die Egerer Burg ein. Der abgesetzte, von Gicht geplagte Feldherr selbst, der in einer Sänfte in die Stadt getragen wurde und wiederum im Pachelbel-Haus Quartier nahm, wollte zeitig zu Bett gehen. Während des Banketts wurden die Gäste plötzlich unter Hochrufen auf das Haus Österreich überrumpelt und getötet. Anschließend zogen Dragoner zu Wallensteins Unterkunft und drangen in sein Schlafzimmer ein. Vom Lärm aufgeschreckt, trat der geächtete Generalissimus den Häschern im Nachthemd entgegen. Einer der Soldaten, der Ire Walter Deveroux, beschimpfte Wallenstein: »Du schlimmer, meineidiger, alter rebellischer Schelm!« Dann durchbohrte er mit einer Partisane, einer langen Stoßwaffe, Wallensteins Brust.

BANKIER DES KRIEGES
    Der flämische Calvinist Hans de Witte
finanzierte Wallensteins Armee. Sein Ende war düster.
    Von
    Dietmar Pieper
    D as stattliche Adelshaus in der Brückengasse zu Füßen der Prager Burg kostete 7000 Schock Meißnisch, und der Käufer zahlte in bar. Hans de Witte, der neue Besitzer, war es gewohnt, mit Summen zu hantieren, die für die meisten seiner Zeitgenossen schwindelerregend hoch waren. In seinen Büchern führte er lange Kolonnen von fünf- und sechsstelligen Beträgen. Sie addierten sich zu Millionen, die nach heutigem Wert Milliarden bedeuteten. Als de Witte am 13. Dezember 1617 den Kaufvertrag für sein künftiges Wohn- und Geschäftshaus unterschrieb, hatte er bereits eine glänzende Karriere gemacht. Und sein Aufstieg ging immer noch weiter. Der Kaiser persönlich protegierte ihn. Wallenstein machte ihn zu seinem Hausbankier; der große Feldherr brauchte den großen Finanzmann, denn der Krieg fraß Leben genauso wie Geld.
    Wo und bei welchen Lehrmeistern

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