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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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Königin gesalbt worden. Sie sollte ihren Mann vertreten können, der gegen die Spanischen Niederlande ziehen wollte. Marias erste Entscheidung: Der Feldzug wird abgeblasen.
    Heinrichs Nachfolger, sein Sohn Ludwig XIII . (1601 bis 1643), ist zu diesem Zeitpunkt keine neun Jahre alt. Fünf Jahre später wird er mit der spanischen Infantin Anna von Österreich verehelicht. Auch nach diesem Coup der mit Habsburg liebäugelnden Maria von Medici behält die intrigante Matrone das Heft in der Hand, obwohl ihr Sohn schon mit 13 Jahren als volljährig gilt. Maria von Medici hat ihren verspielten Sohn aber unterschätzt. Eines Tages wehrt er sich gründlich und blutig: Ende April 1617 wird Marias Günstling Concino Concini ermordet, sie selbst aus Paris verbannt, nach Blois und in die Festung von Angers. Jahre später flieht sie schließlich nach Brüssel und Köln. Er habe sich, sagt der König beim letzten formellen Treffen vor der Abreise Marias, entschlossen, »nicht länger zu dulden, dass ein anderer als ich selbst in meinem Königreich befiehlt«.
    Bischof Richelieu hält sich bei diesem Gewaltstreich geschickt zurück. Weil Maria bei der großen Versammlung der drei Stände – Adel, Klerus sowie Bauern und Bürger – im Jahr 1615 seine rhetorische Brillanz bewundern konnte, wird er zunächst ihr wichtigster Berater. Er ist auch der hartnäckigste Vermittler im Streit zwischen Mutter und Sohn. Richelieu hält scheinbar loyal zu ihr, bespitzelt sie aber zugleich im Auftrag des Königs. Das Unglaubliche gelingt: Mutter und Sohn arrangieren sich, Maria kehrt in den Staatsrat zurück.
    Richelieu kann schließlich bei Hofe reüssieren, auch dank der Fürsprache der Königinmutter. 1622 erhält er die Kardinalswürde und ist damit höchster Repräsentant der französischen Kirche. Sein langjähriger treuer Diener Desbournais jubelt: »Wir sind Kardinal! Wir sind Kardinal!« 1624 wird Richelieu Minister und Mitglied des Staatsrats, 1629 offiziell »Principal ministre«, Premierminister. Bei dieser Beförderung verspricht er dem König, »die Partei der Hugenotten zu zerstören«.
    Die 1,2 Millionen meist gut ausgebildeten protestantischen Hugenotten im Inneren des Landes, die spanische Weltmacht außerhalb: Das sind die beiden Gegner, die den König um den Schlaf bringen. Der Kleinkrieg gegen den ewig aufmüpfigen Alt-Adel, der etwa um das Privileg der Vererbung gekaufter Ämter bangt, den König möglichst klein halten will und ständig mit seinem wankelmütigen jüngeren Bruder konspiriert, macht ihm zusätzlich zu schaffen. Kardinal Richelieu muss für den König vor allem diese Bedrohungen meistern. Hochburg der Hugenotten ist La Rochelle. Am Meer gelegen mit natürlich geschützter Hafenbucht, verfügt die Stadt über gewaltige Festungsmauern und hat stolze 28.000 Einwohner. Seit dem 1598 ergangenen Edikt von Nantes behaupten sie weitgehend ihre Autonomie, mit selbstgewählten Räten und Bürgermeistern, eigenen Soldaten und politischer Neutralität. Schon lange gilt der Ort als »das Herz und der Antrieb aller Rebellionen« im Königreich. Richelieu argumentiert: »Vom Fall La Rochelles hängt das Staatswohl ab, die Ruhe des Landes, die Festigkeit der Regierungsgewalt.« Einen »Staat im Staate« dürfe es nicht geben.
    Gegen die Widerstände im Hochadel schafft es Richelieu, den König von seinem Plan zu überzeugen. Mit einem Heer von rund 30.000 Mann belagert der zum Feldherrn mutierte Kardinal über 13 Monate lang, 1627/28, die stolze Stadt am Meer. La Rochelle sucht bei den calvinistischen Engländern Hilfe, und die schicken tatsächlich eine Flotte, welche die La Rochelle vorgelagerte Île de Ré besetzt. Glück für Richelieu: Die Einmischung der fremden Seemacht überhöht den religionspolitischen Kampf zum patriotischen Prestigeprojekt, das schwächt den Widerstand des Hochadels gegen den Feldzug und hält den – oft zögernden – König an der Seite des Kardinals. Die Belagerung zu Lande zeigt kaum Wirkung, solange La Rochelle mit Schiffen erreichbar bleibt, die nachts die Stadt mit dem Nötigsten versorgen können. Darum lässt Richelieu einen Sperrdamm in die Hafeneinfahrt bauen: Versenkte Schiffe werden mit Pfählen festgerammt, am Pfahlwerk entlang wird ein Steindamm aufgeschüttet. Nur ein schmaler Durchlass bleibt in der Mitte frei, für Ebbe und Flut, viel leichter zu kontrollieren als die breite Bucht.
    Der groß gewachsene Kardinal, »gelbhäutig, mit dem dunklen, eingesunkenen Blick«

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