Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift
Satinlaken wälzte.
»Sylvie? Alles in Ordnung mit dir?«, rief ich.
»Scheiße«, sagte Hastings.
Nun betrat Sylvie, im leopardengemusterten BH passend zum leopardengemusterten Slip, die Szene. »Er glaubt, er hat einen Bandscheibenvorfall«, sagte sie durch den Türspalt.
»Hallo, Dr. Hastings«, rief ich in seine Richtung.
»Hauen Sie ab«, stöhnte er.
»Vielleicht ist das gar nicht so schlecht«, warf Sylvie ein. »Jetzt können wir beide dich in einen Rollstuhl verfrachten.«
»Ich kann nicht sitzen«, schrie er. »Was nützt mir da ein Rollstuhl?«
Sylvie löste die Kette. Als ich drinnen war, fragte ich sie, ob ihr Besucher gehen könne.
»Wir haben’s versucht. Er hat kein Gefühl im rechten Bein.«
»Das muss man sich im MRT anschauen«, verkündete ich.
»Ach nein?«, höhnte Hastings. »Dazu hab ich Sie jetzt gebraucht.«
»Halt die Klappe, Chuck«, sagte Sylvie. »Sie versucht doch nur zu helfen.«
»Ich dachte, jemand will dich vergewaltigen«, erklärte ich.
Sylvia zog Dr. Hastings die Decke bis zur Hüfte hoch. »Es war nur Show«, meinte sie. »Nur das Geheul des Mannes mit der niedrigsten Schmerzschwelle auf der ganzen Welt.«
» Ich … habe … ra-sen-de … Schmerzen !«, brüllte er. »Ich brauch was gegen die Schmerzen.«
Sylvie sagte: »Du kannst nicht laufen. Du kannst nicht sitzen. Wir haben zwei Dinge zur Auswahl: Wir rufen einen Krankenwagen oder wir holen eine fahrbare Trage.«
»Keinen Krankenwagen! Ich will direkt zum Röntgen. Und ich will nicht, dass so eine verfluchte Anfängerin sich meine MRT-Aufnahme anschaut. Ich will Klein oder Coughlin, Punkt. Mir ist egal, wer Bereitschaft hat.« Jetzt sah er mich richtig an. »Kenne ich Sie nicht?«
Das muss man sich vorstellen: Nach seinen Ausfällen coram publico, nach all dem Schaden, den er meiner Karriere und meiner Seele zugefügt hatte, besaß Charles Hastings noch nicht einmal so viel Anstand, sich meines Namens zu entsinnen.
»Ich bin Alice Thrift. Sie haben alles getan, damit ich rausfliege.«
»Ich. Habe. Ra-sen-de. Schmerzen!«, war seine Antwort. »Ihr blöden Weiber kapiert das anscheinend nicht.«
Sylvie rüttelte an dem Rahmen des Klappbetts, wie um ihn zu erinnern, dass selbiges sich aufrichten und noch schlimmeren Schaden an seiner Lendenwirbelsäule anrichten könne. »Und was glaubst du, wie weit du ohne uns blöde Weiber kommst? Nach Hause? In deinem tollen ausländischen tief gelegten Ledersportsitz?« Sie imitierte die Bewegungen beim Schalten mit einer Heftigkeit, die ohne weiteres ein Schleudertrauma hätten hervorrufen können.
Zu mir sagte sie: »Ich finde, die Strafe sollte dem Vergehen angemessen sein. Das eine blöde Weib zieht sich an und macht sich auf die Suche nach einer fahrbaren Trage, während das andere blöde Weib hier bleibt und Chuck Gesellschaft leistet.«
»Lass mich -«, begann ich.
»Nein. Das ist mein Problem. Wenn irgendjemand eine fahrbare Trage entführt, dann bin ich das.« Sylvie zwängte sich in ihre Jeans, förderte Schuhe unter ihrem Bett zutage, schnappte sich den ersten Pulli, den die Kommodenschublade bereithielt, und verschwand.
Hastings funkelte mich an, und ich sagte kein Wort. Nach einer Minute tat ich den ersten Schritt. »Sie hat sicher irgendetwas Entzündungshemmendes im Medizinschrank.«
»Ich vertrage kein Aspirin oder Ibuprofen. Ich habe Reflux.«
Ich setzte mich aufs Bett, so weit wie möglich von Hastings weg. Nach einer weiteren Pause fragte ich: »Ist das plötzlich gekommen?«
Er verzog den Mund und wandte sich ab.
»Wie ist es passiert?«, versuchte ich es noch mal.
»Beim Vögeln!«, schrie er. »Wollten Sie das wissen? Ein paar pikante Details, damit Sie Ihre Fantasie wieder ein bisschen beleben können?«
Mit großer Würde fragte ich ihn: »Glauben Sie, das war jetzt notwendig?«
»Haben Sie eine Ahnung, was das für Schmerzen sind? Hatten Sie schon mal einen Bandscheibenvorfall? Haben Sie schon mal jemand versorgt, der einen Bandscheibenvorfall hatte?«
»Nur zur Information: Ich war noch nicht in der Orthopädie.«
»Holen Sie mir meine Anziehsachen«, fuhr er mich an. »Das werden Sie ja wohl können!«
Langsam erhob ich mich und sammelte in aller Ruhe seine Boxershorts, seine Socken und sein Unterhemd ein. Alles zusammen warf ich ihm auf die Brust.
»Jetzt ziehen Sie mich an«, befahl er.
»Tut mir Leid«, sagte ich, »aber das kommt gar nicht in Frage.«
»Entweder Sie ziehen mich jetzt an oder ich reiche Beschwerde
Weitere Kostenlose Bücher