Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift
will mein Handy. Ich habe schon vor einer halben Stunde um mein Handy gebeten.«
Ich fand sein hauchdünnes Handy und warf es ihm in den Schoß. Er fing es mit einem Schmerzensgejaule und keifte ins Mikrofon: »Klinik - Vermittlung.«
Ich trank einen Schluck aus einem verwaisten Weinglas und hoffte, es sei Sylvies. Dann fiel mir mein Moussaka wieder ein. Eine äußerst angenehme Erinnerung.
»Wenn wollen Sie anrufen?«, fragte ich.
»Ich versuche Schwartz anzupiepsen. Verdammt. Ich hänge in der Warteschleife. Was mach ich jetzt?«
»Bin gleich wieder da«, sagte ich und schlüpfte hinaus. Eilig holte ich mir die Schalen mit meinem Essen und kehrte zurück. Ich schenkte mir Wein nach und setzte mich, absichtlich so, dass er mich nicht sehen konnte. Sylvies Küche besaß im Gegensatz zu meiner ein Fenster, dazu ein Vogelhäuschen und die Aussicht auf einen Innenhof mit einer Lampe, die eine Holzbank beleuchtete.
»Wo, zum Teufel, ist sie?«, wiederholte Hastings. »Und wo, zum Teufel, sind Sie?«
»Hier. Ich beende mein Abendessen. Ich würde Ihnen ja was anbieten, aber ich glaube, Sie sollten im Liegen lieber nichts essen.«
»Leck mich!«
»Es schmeckt köstlich. Griechisch. Sylvie hat mir das Lokal empfohlen. Mykonos. Ich glaube, ich schmecke Minze in der Salatsauce.«
»Ich habe Durst«, war seine Antwort. »Und mir ist kalt. Wo ist der Thermostat?«
Ich hörte das Ping des Fahrstuhls im Flur. Ein paar Sekunden später ging die Tür auf, und Sylvie verkündete, als ob sie es auf der Fahrt nach oben geprobt hätte: »Also. Die Trage hat nicht in den Aufzug gepasst, und das ist auch ganz O. K., wenn man sich’s überlegt, schließlich sind das Aufzüge in einem Wohnhaus -«
»Hast du jetzt eine Trage oder nicht?«
Sylvie rief über die Schulter in den Flur hinaus. »Aaron?«
Ein Koloss von einem Mann mit rasiertem Schädel, in der grünen Uniform eines Pflegers und mit dem Bizeps eines treuen Stammkunden in der Muckibude, kam herein. »Hi, Doc«, sagte er. »Wie geht’s denn?«
»Die Trage steht unten«, erläuterte Sylvie. »Wir müssen dich nur in die Eingangshalle schaffen. Er macht Kraftbank … was haben Sie mir erzählt? 230 Kilo?«
Aaron lachte. »Fast: an die 120 an einem guten Tag.«
»Na egal, jedenfalls ist es für ihn eine Lappalie, dich zu tragen«, meinte Sylvie.
»Wo ich doch nicht sitzen kann? Bist du wahnsinnig?«
»Was bleibt Ihnen anderes übrig, Doc?«, fragte Aaron. »Das Geländer runterrutschen?«
Sylvie wandte sich an mich. »Wir haben einen Plan. Wie schaut’s mit deinem unteren Rücken aus?«
Das Spektakel wollte ich mir nicht entgehen lassen - der ätzendste Tyrann der ganzen Klinik würde sich an einem hektischen Samstagabend mit seinen Beschwerden, die als nicht lebensgefährlich eingestuft werden würden, in die Schlange stellen müssen. Ziehen Sie eine Nummer, Prof. Dr. Hastings . O. K., sagte ich, ich bin dabei.
Sylvie ging zum Besenschrank. Nachdem sie sich erfolgreich einer Lawine von Einkaufstüten entgegengestemmt hatte, schleppte sie ein Bügelbrett heran.
»Hast du den Verstand verloren?«, fragte Hastings sie.
»Was wir hier haben, ist eine kreative Lösung für einen Notfall«, erklärte Aaron. »Was ist schon dabei? Dass Sie zwei Minuten auf einem Bügelbrett liegen müssen? Haben Sie schon mal wo gekämpft? Glauben Sie, die Verwundeten machen ein Theater wegen dem Ding, auf dem sie zum Helikopter transportiert werden?« Er grinste. »Na ja, vielleicht, wenn auf dem Ding orange Teflon-Gänseblümchen drauf wären.«
»Ich passe da nicht drauf. Es ist zu schmal und zu kurz.«
»Wir werden dich draufbinden«, sagte Sylvie.
»Haben Sie eine Schnur?«, erkundigte sich Aaron.
»Gürtel hab ich«, sagte Sylvie.
»Wie Terroristen, die in einem Flugzeug ruhig gehalten werden«, bemerkte ich.
»Bringen Sie mir ein paar«, sagte Aaron.
Sylvie förderte drei Gürtel zutage - einen, der mit Nachbildungen antiker Münzen bestückt war, einen aus Leder geflochtenen in Herbstfarben, einen aus schwarzem Wildleder mit Silberfransen.
»Haben Sie vielleicht Bungee-Seile?«, fragte Aaron jetzt.
»Nicht eines.«
»Krawatten?«
»Nur seine.«
Aaron sagte: »Das gefällt mir, Doc - Sie haben sich schön gemacht für Ihr Rendezvous.«
Ich sah, wie Hastings an sich halten musste, dass ihm nicht ein weiterer Kraftausdruck entfuhr.
»Ich zieh auch gern ein schickes Sakko und eine Krawatte an, wenn ich eine Dame ausführe -«
»Kapiert eigentlich jemand, was ich
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