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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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hier durchmache?«, fragte Hastings.
    »Brauchen wir überhaupt ein Seil?«, überlegte Aaron.
    »Ich habe eines, das der Vormieter hinterlassen hat«, verkündete ich.
    »Nee«, meinte Aaron. »Wir wickeln ihm noch ein Laken herum wie einer Mumie. Dann können wir ihn für die Fahrt hinunter stillhalten. Alles klar, Ladys?«
    »Das ist Dr. Thrift«, sagte Sylvie. »Vielleicht sind Sie ihr schon begegnet?«
    Von der anderen Seite des Bettes streckte ich dem riesigen Aaron meine Hand entgegen. »Bitte nennen Sie mich Alice.«
     
    Nachdem er sämtliche jüngere Kollegen beschimpft, den Dienst habenden Oberarzt umgangen und darauf bestanden hatte, dass nur der Chef der Abteilung in Frage käme, wurde Hastings in ein eigenes Zimmer gebracht. Sylvie und ich blieben nicht bei ihm.
    Ich stand vor der Telefonzelle, von der aus Sylvie Mrs. Hastings anrief. »Wird das jetzt eine Beichte?«, fragte ich sie.
    »Aber nein«, versicherte mir Sylvie. »Das ist rein geschäftlich. Das geht so: ›Hallo, Mrs. Hastings. Dr. Schwartz am Apparat. Ihr Mann wurde mit erheblichen Schmerzen im unteren Rücken in die Orthopädie eingeliefert …‹«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist doch nicht deine Sache. Der soll seine Frau selbst anrufen.«
    »Er weigert sich. Sagt, sie erwarte ihn nicht einmal.«
    »Weil …?«
    »Weil er sie so abgerichtet hat, dass sie glaubt, er arbeitet rund um die Uhr.«
    »Jeden Tag?«
    »So oft es ihm in den Kram passt. Außerdem wohnen sie draußen in Marblehead. Die ideale Ausrede - zu weit, um nach einem getürkten Notfall nach Hause zu fahren.«
    Nach langem Klingeln und einleitenden Floskeln, die anscheinend beim Anrufbeantworter landeten, hob Mrs. Hastings ab. Sylvie fing noch einmal von vorne an - Name, Position und vorsichtiges Einbringen des Satzes: »Ihr Mann liegt in der Klinik.«
    »Er wollte kein Aufhebens machen«, erklärte sie, »und wird fürchterlich wütend sein, dass ich Sie angerufen habe.« Darauf folgte eine kurze Pause. Dann wiederholte Sylvie: »Schwartz. Sylvie Schwartz … Nein, Innere Medizin … andere Abteilung … Nein, wahrscheinlich nur Bettruhe, aber das wird sich herausstellen.« Mrs. Hastings hatte wohl angedeutet, dass ihr Mann in Wahrheit ein Schmusekätzchen war, oder dass sein Gebell schlimmer war als sein Biss, denn Sylvie sagte sehr leise: »Das ist eine Seite, die wir jüngere Kollegen selten an ihm zu sehen bekommen.«
    Gemeinsam gingen wir durch den Tunnel zurück. Ich fragte Sylvie, ob sie Lust auf eine Tasse Tee habe, doch sie verneinte. Ein absolut grauenhafter Abend, und sie würde jetzt das Bett frisch beziehen und versuchen, ihre eigenen sexuellen Entgleisungen zu vergessen.
    Ich sagte: »Vielleicht kommt beim MRT ja heraus, dass er einen Gehirntumor hat, der heftige Schwankungen im Verhalten verursacht und ihn schlimmer macht, als er eigentlich ist.«
    »Ja, das wär’s«, meinte Sylvie. »Aber leider beschränkte sich die Untersuchung auf die Lendenwirbelsäule.«
    Ich fragte, ob sie glaube, er würde einen Weg finden, uns büßen zu lassen.
    »Wofür? Dafür, dass wir Hilfe geholt haben? Dass wir so viel Ballast elf Stockwerke abwärts begleitet und einer MRT-Koryphäe übergeben haben?«
    »Nicht dafür. Dafür, wie wir mit ihm geredet haben. Für den Einblick in die Filmbibliothek. Für den Hinweis auf die Existenz seiner Frau. Dafür, dass ich ihm sein Handy auf die Hoden geworfen habe.«
    Sylvie umarmte mich stürmisch. »Wir sind unantastbar. Wir sind eine wandelnde Sammelklage. Also mach dir keine Gedanken von wegen büßen lassen. Er hätte Grund zur Beunruhigung. Wenn er dich schief anschaut, ist er ein toter Mann.«
    Toter Mann. Der Ausdruck gefiel mir. Ich speicherte ihn ab.

21
    SOZIALARBEIT
    Leo ließ auf sich warten. Aber es war nicht dramatisch - etwas über zehn Minuten -, und ich hatte von Ray gelernt, dass dies eine Verspätung war, über die man auch bei einer Tischbestellung im Restaurant noch gnädig hinwegsehen würde. Als es elf Minuten nach halb klopfte, öffnete ich die Tür und lächelte einladend, als käme er auf die Sekunde pünktlich - wer jedoch vor mir stand, im voluminösen schwarzen Mantel mit einem Filzsombrero auf dem Kopf, war Meredith, die sich mit roten Lederhandschuhen Kühlung in ihr gerötetes Gesicht fächelte.
    »Fertig?«, fragte sie mich. Sie zeigte das professionelle Lächeln eines Reiseführers, der einen Kunden abholt.
    Ich fragte, wo Leo sei, und bekam zur Antwort: »Parkt unten in zweiter Spur.«
    »Ich

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