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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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und den Hörer aufgelegt hatten, beschloss er, diese großzügigen Geldmittel einfach anzunehmen.
    »Wir versuchen, unseren Sponsor in den Bankrott zu treiben«, Schloss O’Hanrahan. »Wir hoffen, daß er dann sich und seine Motive zu erkennen gibt.«
    »Aha«, meinte der Rabbi und sah hinab auf seine gefalteten Hände. »Bisher scheinen wir das Limit der Karte nicht erreicht zu haben. Dabei haben wir auf Rhodos ein Vermögen ausgegeben. Schau nur auf meine neuen Klamotten.«
    Lucy begann zu kichern. »Ihre Kleider waren ja schließlich ruiniert.« Sie wandte sich an Rabbi Hersch: »Dr. O’Hanrahan ist in die Hafenbucht gefallen, und so haben wir unsere Fähre verpasst und mussten telefonieren und die Leute bitten, unser Gepäck auf Zypern zu lassen.«
    »Und auf Zypern habe ich mir dann diese neue Jacke gekauft«, ergänzte O’Hanrahan. »In einer absoluten Nobelherberge.«
    »Er fühlte sich als Koloss von Rhodos und versuchte, sich mit gespreizten Beinen über den Hafen zu stellen«, erklärte Lucy und goss sich Champagner nach.
    »Meine Liebe, ich bin ein Weltwunder.«
    »Ein Wunder der antiken Welt.«
    Feixend zeigten sie mit den Fingern aufeinander; Lucy prahlte, diesmal habe sie es ihm wirklich gegeben, während O’Hanrahan schwor, das werde sie noch büßen!
    »Ich nehme nicht an«, sagte der Rabbi trocken, »daß ihr auf dieser Vergnügungskreuzfahrt auf dem Mittelmeer irgendetwas zustande gebracht habt …«
    »Lucy wäre in Griechenland beinahe von einer islamischen Gruppe gekidnappt worden, Morey …« Liebevoll ließ er ihre Abenteuer in Griechenland Revue passieren.
    »Ich dachte, wir hätten Miss Dantan inzwischen aus der Gefahrenzone entfernt«, murrte der Rabbi.
    »Rabbi, Sir, ich bin zu Verstand gekommen. Mir ist klargeworden, daß meine akademische Laufbahn gesichert wäre, wenn Dr. O’Hanrahan die Schriftrolle übersetzt und ich seine Assistentin bin. Wo sollen wir hin? Harvard? Princeton?«
    »Nein«, widersprach O’Hanrahan, »nach Westen, Stanford oder Berkeley. Da will ich hin, weg vom Schnee und den sechs Monate langen Wintern.«
    Der Rabbi verschränkte die Arme. »Ich verstehe.«
    »Oder«, schlug O’Hanrahan mit belegter Stimme vor, »Sie könnten wieder zurückgehen ins liebe alte Chicago …«
    Lucy prustete verächtlich los, und O’Hanrahan antwortete ebenfalls mit einem Prusten. Beide bekamen einen Lachanfall und scheiterten bei dem Versuch, gleichzeitig laut zu prusten. »Ich bin hier wohl im Kindergarten«, meinte Rabbi Hersch.
    »Ich habe unsere Reise bis jetzt mit der Kamera festgehalten«, sagte Lucy.
    »Sie müssen mir erlauben, ein Bild von Ihnen zu machen, Rabbi, Sir, damit Sie nicht übersehen werden, wenn das Life Magazine einen detaillierten Bericht über das Matthäusevangelium haben will.« Der
    Rabbi stand traurig auf, ohne sein Champagnerglas angerührt zu haben. »Nununu, ich werde Ruhm und Geld euch beiden überlassen, während ich wieder das tue, was ich auch in den letzten Wochen ohne Hilfe von irgend jemandem getan habe: sehr hart arbeiten …«
    »Möchtest du dich bitte setzen«, beharrte O’Hanrahan, »und dieses Zeug trinken? Weißt du, das ist nicht gerade billiger Manischewitz-Fusel.« Er wandte sich an Lucy und schlug ihr vor, seine Zigarre zu probieren. »Das wichtigste ist«, er zündete die Dom Perignon mit dem Feuerzeug an, »Sie lassen den Rauch über Ihren Gaumen gleiten …«
    »Ich weiß, wie man eine Zigarre raucht.«
    O’Hanrahan hielt das kostbare Stück noch zurück. »Wann zum Teufel haben Sie eine Zigarre geraucht?«
    »Wir haben einmal eine aus dem Schrank von Onkel Liam geklaut, auf seinem Bauernhof in Kankakee, und sie gemeinsam in der Scheune geraucht«, erklärte Lucy. »Jetzt geben Sie schon her, und nerven Sie mich nicht noch länger!«
    »Lassen Sie den Rauch eine Weile auf Ihrem Gaumen …«
    »Geben Sie die Scheißzigarre schon her!«
    »Die Unverdorbenheit hat die Verdorbenheit angenommen«, kommentierte der Rabbi ernst. »Um ein Wort zu prägen.«
    »Was erwarten Sie?« fragte Lucy und blies den Rauch aus. »Nur zwei Monate mit dem ältesten lebenden Kobold der Welt, das ist alles.« Lucy begann mit vielen Ausschmückungen und Übertreibungen ihre verlorene Woche auf dem Mittelmeer zu beschreiben. »Um ihn davon abzuhalten, in Larnaka von Bord zu gehen, musste ich ihm eine Flasche Me taxa aufs Zimmer bringen …«
    O’Hanrahan unterbrach sie. »Sie tauchte auf mit der Flasche in der Hand und in einem Nachthemd, das

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