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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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– vom Fenster aus habe man eine tolle Aussicht über die Altstadt, versprach sie ihm.
    Lucy legte sich bald ins Bett, platzierte ihren linken Arm vorsichtig auf einem weichen Daunenkissen und wandte den Kopf dem Sessel zu, in dem Gabriel sich niedergelassen hatte.
    »Kann ich die haben?« Gabriel hatte die Mini Schokoladentafeln bemerkt, die das Zimmermädchen jeden Abend auf das Nachtkästchen legte. Lucy, die darauf bedacht war, ihr tapfer reduziertes Gewicht zu halten – außerdem war sie auch nie eine » Chocoho lic « gewesen wie Judy –, hatte sie ordentlich auf dem Tischchen gestapelt.
    »Warum willst du Dr. O’Hanrahan sprechen?« fragte sie.
    »Ich hoffe, du wirst mir dabei helfen. Ich meine, es ist so wichtig, daß man ein festes Ziel hat in seinem Leben, nicht wahr?«
    Lucy hörte zu und fragte sich, warum sie im Wortschatz ihres Freundes bisher noch nie so viele NewAge-Modewörter entdeckt hatte.
    »Und bevor ich nach Hause gehe, will ich mich mit Patrick hinsetzen und wirklich mit ihm kommunizieren. Ich hoffe, daß wir eine Art von Band zwischen uns festigen können, bevor ich abfahre, weil ich trotz allem Schlechten, was zwischen uns geschehen ist, immer noch das Gefühl habe, daß unsere Zeit zusammen eine ganz besondere Erfahrung in meiner Entwicklung war, und ich will, daß er das weiß.«
    Hm, dachte Lucy, bei dieser Unterredung würde ich gerne Mäuschen spielen.
    »In Oxford war ich so deprimiert«, fuhr Gabriel fort. »Ich hätte alles darum gegeben, wenn ich jemanden gehabt hätte, mit dem ich über alles hätte re den können …« Ich war doch in Oxford, erinnerte sich Lucy.
    »Und ich glaube, ich muss mich für eine Weile vom Orden lösen und ein Ziel für mich verfolgen. Weißt du, immer ging es um die Kirche – ich tue nicht genug für mich.«
    Lucy gähnte. »Gabe, ich bin kurz vor dem Einschlafen, es ist nicht böse gemeint.«
    Gabriel sah geknickt aus. »Ach, wir haben gerade erst angefangen zu reden … Wie wäre es, wenn wir uns am Mittwoch treffen würden? Du und ich könnten uns dann die Stadt ansehen.«
    Lucy meinte, Mittwoch sei prima, O’Hanrahan wolle nämlich an diesem Tag alte Freunde in Tel Aviv besuchen.
    Gabriel begann darüber zu diskutieren, ob er vielleicht Kunstgeschichte als Hauptfach belegen sollte, wenn er zurück in Chicago war. »Gabe, ich muss jetzt ein bisschen schlafen. Rabbi Hersch wird heute Abend mit uns zum Essen gehen, und ich muss immer erst meine Batterien aufladen, bevor ich mich mit ihm auf einen Wortwechsel einlasse.« Gabriel las in diese Bemerkung mehr Gehässigkeit hinein, als sie beabsichtigt hatte. »Das merke ich. Je weiter weg du und Dr. O’Hanrahan von Rabbi Hersch seid, desto besser, glaube ich.«
    »Warum sagst du das?« »Ich meine, ich weiß, daß die Schriftrolle der Hebräischen Universität gehört und so weiter, aber ich traue dem alten Kauz nicht. Ich mag ihn nicht, und er mag mich nicht. Er mag überhaupt keine Katholiken. Hast du je sein Buch Nicht der Messias gelesen? Es ist wirklich antichristlich.«
    »Er hat ein Buch mit dem Titel Nicht der Messias geschrieben?«
    Gabriel erklärte, dieses Buch sei das Werk eines zionistischen Fanatikers. Dann fügte er hinzu: »Weißt du, ich habe im April in Rom doch versucht, den Matthias zu klauen. Der Rabbi hatte gesagt, er werde in Jerusalem bleiben, aber dann habe ich ihn schließlich in Rom gesehen. Ich habe mich mit diesen Kunsthändlern getroffen und war gerade auf dem Weg aus dem Hotel, wo Patrick und ich wohnten, als Rabbi Hersch und ich gleichzeitig um ein Hauseck kamen. Ich bin direkt in ihn hineingerannt. Ich habe ihm etwas zugerufen, aber er ist davongelaufen.«
    Lucy fiel ein, daß der Rabbi auch unerwartet in Rom auftauchte, als sie und O’Hanrahan dort waren.
    »Und ich habe Patrick dann nicht mehr gesehen, um ihm davon zu erzählen. Na ja, mittlerweile ist es wohl nicht mehr von Bedeutung.«
    Lucy stellte fest, daß sie wieder hellwach war. »Interessant.«
    YYY
     
    Am nächsten Morgen, nach einem fünfstündigen Nickerchen am Nachmittag und acht Stunden Schlaf in der Nacht, wurde Lucy aufgefordert, etwas zu arbeiten. O’Hanrahan stöberte sie um halb acht Uhr in ihrem Zimmer auf, wo sie hingerissen vor israelischen Fernsehsendungen saß, und schleppte sie mit zum Frühstück. Dann holten sie den Tisch aus Lucys Zimmer und stellten ihn neben den Tisch in O’Hanrahans Zimmer, so daß sie eine große Arbeits fläche hatten. »Wie geht es dem Arm heute?«
    »Ich habe

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