Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
Vom Netzwerk:
Bevölkerung umgebracht. Sadat, Amerikas Liebling, hat nicht mit Lob für Hitler gegeizt und zugleich die Christen im eigenen Land um die Ecke gebracht. Die Emire in Saudi-Arabien, die neuen Kumpels der USA – schauen Sie sich diese Diktaturen an. Als Frau wird es Sie interessieren zu erfahren, daß Sie nicht in die Randbezirke der Stadt fahren können ohne offizielle Bescheinigung mit der Erlaubnis Ihres Ehemanns, den öffentlichen Bus zu nehmen. Wie gefällt Ihnen das?«
    Lucy schwieg nachdenklich. Schließlich fragte sie: »Übrigens, wo gehen wir hin?«
    »Zu mir nach H ause und dann zu Golda’s zum Es sen. Sie, die Sie uns so sehr hassen, sollten Golda’s se hen, gefillte fisch essen, Borscht, Blintzes – es gibt dort mit Rahmkäse gefüllte Blintzes, die auch einen Heiden zur Beschneidung überreden würden …« Lucy bemerkte, daß die Frau, die wartend neben ihnen an der Bushaltestelle stand, ein Lächeln unterdrückte.
    »Ich hasse die Juden nicht«, zischte Lucy leise, »und würden Sie bitte a ufhören, dem ganzen Land das Ge genteil zu verkünden?«
    »Höre, o Israel!« begann der Rabbi, bevor Lucy ihn spielerisch auf den Arm schlug und sie in den Bus stiegen. Der Rabbi legte einige Schekel für sie beide hin.
    »Hier«, sagte er, »eine kleine Revanche für Ihre horrenden Steuerinvestitionen, okay?«
    Sie blieben stehen und überließen einer älteren Frau den letzten Sitzplatz. »Sind Sie zu allen Ihren Studenten so gemein?«
    »Oh, mit Ihnen bin ich sanft umgesprungen. Das ist noch nicht das jüdische Argumentieren in seiner vollen Stärke. Wenn ich richtig loslegte, würden Sie zusammenfallen wie ein Kartenhaus.«
    Lucy lächelte. »Ja, ich habe mir heute Morgen in Neu-Jerusalem Ihr Buch Nicht der Messias gekauft.«
    Der Rabbi wurde bleich, und das Lächeln schwand aus seinen Augen. »Oh, das. Ich dachte, die wären alle vergriffen.«
    »Ich habe es antiquarisch gekauft. Es ist sehr lehrreich zu der Frage, wie dumm die Christen waren, für einen Augenblick zu glauben, daß Jesus der Messias sein könnte …«
    »Tun Sie mir einen Gefallen – geben Sie mir das Buch, ja? Ich kaufe es Ihnen ab. Das Ding hätte nie gedruckt werden sollen.« Lucy bemerkte, daß die Erwähnung dieses Pamphlets, das er vor zwanzig Jahren verfasst hatte, den Rabbi gereizt machte.
    »Sie stellen Ihre Beweise gut dar. Ein bisschen sarkastisch und unfreundlich vielleicht …«
    »Bitte«, schnitt er ihr das Wort ab, »lassen wir dieses Thema. Verkaufen Sie mir das Buch.«
    »Warum?« fragte sie und freute sich, daß zur Abwechslung einmal sie ihm Unbehagen verursachen konnte. »Höre ich da einen Widerruf heraus?«
    »Bah! Alles, was ich geschrieben habe, ist wahr, ich hätte nur einfach so ein Ding nicht schreiben sollen …« Er brach ab. Lucy wartete, bis er schließlich weiterredete. »Verstehen Sie, kleines Mädchen, in den Jahren 1972, 1973 sind die ›Juden für Jesus‹ tief in die Hebräische Universität vorgedrungen, und ich hatte die Alptraumvision, daß der jüdische Staat seine Jugend verlieren werde. Ich habe es als Antwort auf Moishe Rosen und seine ›Juden für Jesus‹ geschrieben, aber meine Attacke … meine Attacke machte die Runde und war plötzlich veröffentlicht. Ich habe keinen Cent dafür bekommen.«
    Lucy überlegte. »Aber ich dachte, Sie haben ein Vorwort zu dieser Ausgabe geschrieben.«
    Der Rabbi, der sich schwach fühlte, schloss die Au gen. »Das ist richtig. Ich habe diese ganze Episode verdrängt. Eine limitierte Ausgabe wurde gedruckt, und – he! Zur Hölle damit. Sie geben es mir, und ich zahle Ihnen das Geld zurück. Es war nicht für ein christliches Publikum gedacht.«
    Lucy beschloss , ihn nicht weiter damit zu ärgern. Aber sie hatte auch nicht die Absicht, ihm das Buch zurückzugeben.
    YYY
     
    O’Hanrahan saß mittlerweile in dem weißen BMW. Aus den Augenwinkeln musterte er den Mann, der ihn mit in die Neustadt nahm: ein gutmütiger, kugelrunder Deutscher mit roten Wangen, blondem Haar und einem unmöglichen goldenen Bart à la Tutenchamun. Er steckte i n einem europäischen weißen Lei nenanzug, für seinen Körperumfang mühsam maßgeschneidert, und an mehreren Fingern trug er protzige Ringe. »Patrick O’Hanrahan, endlich lernen wir uns kennen!« Der Professor beäugte seinen Gastgeber weiterhin nur vorsichtig. Das Lachen des Mannes war höher als seine Sprechstimme. »Es ist sehr, sehr gut, daß wir uns kennenlernen … Wollen Sie so freundlich sein, ein Glas mit mir zu

Weitere Kostenlose Bücher