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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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Colonel Westin sog zischend Luft durch die Zähne. »Könnten wir …« Er brach ab, als sei seine Bitte offenkundig. »Sie wissen? Ein Wort unter vier Augen.«
    Sehr langsam standen Lucy und Rabbi Hersch auf, als deutlich wurde, daß O’Hanrahan nicht die Absicht hatte, sich höflich vom Tisch zu entfernen. »Wir kaufen Ihnen ein anständiges Halva, kleines Mädchen«, schlug der Rabbi vor. »Ich weiß einen guten Laden.« Lucy schnappte sich noch einen Mandelkeks und folgte ihm. Underwood und Colonel Westin setzten sich auf die frei gewordenen Stühle.
    Colonel Westin verschränkte kopfschüttelnd die Hände. »Anscheinend müssen Sie sich immer Ärger einhandeln, Mr. O’Hanrahan.«
    »Ich bin mir nicht bewusst , daß ich irgendetwas Schlimmes getan hätte, Colonel.«
    Underwood und der Colonel wechselten einen blasierten, verschwörerischen Blick, als teilten sie einen Witz, den nur sie verstanden. »Was ist so lustig?« fragte O’Hanrahan.
    »Sehen Sie, ich weiß, was Sie vorhaben, Professor«, sagte Colonel Westin vertraulich und sog wieder Luft durch die Zähne. »Clem hat es nicht kapiert, aber ich habe es ihm gesteckt. Ihr Spielchen ist bei mir gut aufgehoben.« Während Underwood einen wissenden Gesichtsausdruck aufsetzte, klopfte Westin dem Professor auf den Arm.
    »Sie sind mir also auf die Schliche gekommen?« fragte O’Hanrahan.
    »Miss Dantan und Ihnen. Oh, ich akzeptiere das, in Ihrem Alter … hehe. Ich habe ein paarmal mit Chicago telefoniert. Sie brennen mit Geldmitteln des Fachbereichs und einer jungen Dame durch und besuchen dann die Strände Italiens und Griechenlands. Ihre El tern und die Universität melden das Mädchen bei Interpol als vermisst, und natürlich ist sie zusammen mit Ihnen in einem kleinen Liebesnest. Hätte es nicht die-se dumme Geschichte mit den entstellten Ikonen gegeben, wäre Ihre kleine Ferienreise nie entdeckt worden, nicht wahr? Ich habe das Szenario richtig getroffen, nicht wahr?«
    O’Hanrahan ließ ihn in dem Glauben, daß es so sei. »Najaaa, in Ihrem Mund klingt das so … schmutzig.«
    »Wie ich sagte, hehe, in Ihrem Alter, Sir! Viel Erfolg!« Auch Underwood strahlte ihn wohlwollend an.
    »Aber ich wollte über etwas anderes mit Ihnen sprechen«, erklärte Colonel Westin. »Es würde uns beim Zoll helfen …«
    »Und uns von der Botschaft«, warf Underwood ein. » … wenn Sie so nett wären und keine ruchlosen Kontakte mehr pflegten, Mr. O’Hanrahan. Sie können sich vorstellen, wie besorgt wir sind.«
    »Was für ruchlose Kontakte meinen Sie, Colonel?«
    Der Colonel sog zischend Luft durch die Zähne und schüttelte den Kopf, als wolle er ihn ausschelten. »Sie wissen, wen wir meinen. Mustafa al-Waswasah im Hotel El-Khodz.«
    O’Hanrahan zügelte seinen Ärger. »Er ist kein gefährlicher Mann, Colonel. Er handelt mit seltenen Gebrauchsgegenständen und antiken Texten.
    Ich kenne ihn seit den Tagen der Qumran-Rollen«, fügte er hinzu und erinnerte sich an den schwarzen Mercedes, der versucht hatte, ihm zu folgen.
    Underwood hatte einen Notizblock und eine Lesebrille hervorgezogen und setzte eine amtliche Miene auf. »Wir haben aus glaubwürdiger Quelle erfahren …«
    Colonel Westin tat, als müsse er sich laut räuspern.
    »Was?« flüsterte Underwood.
    Der Colonel fuhr fort, sich zu räuspern, bis Underwood begriff, daß er eben gewarnt wurde, die Quelle preiszugeben.
    »Ich habe ihm nicht gesagt, von wem wir es haben«, flüsterte Underwood.
    »Sagen Sie es bloß nicht laut.«
    »Hatte ich nicht vor.«
    »Also«, setzte Underwood von neuem an, »egal, wo wir das gehört haben, aber wir haben mitbekommen, daß Mr. Waswasah einige illegal erworbene Antiquitäten als Hehler übernommen hat, insbesondere einige römische Münzen.« Underwood seufzte und sah sehnsüchtig auf die puderzuckerbestreuten Mandel Kekse .
    »Römische Münzen«, wiederholte O’Hanrahan.
    »Ja«, bestätigte der Colonel. »Ich will nicht sagen, daß sein ganzes Unternehmen illegal ist, aber wie ich höre, behauptet er, einen Numismatik-Handel mit Münzen aus der Antike zu betreiben, und manche dieser Stücke stammen eindeutig nicht aus der Quelle, die er angibt. Wir sind nicht sicher, woher er sie bekommt, aber wenn die israelische Regierung seine Quelle findet, wird das Konsequenzen haben. Wir wollten sichergehen, daß Sie nicht in die Sache verwickelt werden.«
    »Vielen Dank für die Warnung, Gentlemen.«
    »Diese Kekse sind ziemlich gut, nicht wahr?« fragte Underwood.

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