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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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O’Hanrahan ließ sich nicht dazu bewegen, ihm einen anzubieten. Der Colonel erhob sich, und Underwood folgte seinem Beispiel, während O’Hanrahan an sich halten musste , um nicht zum Ausdruck zu bringen, wie sehr sie ihn an Laurel und Hardy erinnerten. »Halten Sie sich raus aus der Sache, Mr. O’Hanrahan«, riet der Colonel abschließend, »und lassen Sie es uns wissen, wenn weitere islamische Gruppen versuchen, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Sie kennen viele von diesen Antiquitätenhändlern, und islamische Händler, die auf dem akademischen Schwarzmarkt so viel Geld machen, haben Kontakte zu Terroristengrupp en und radikalen Op positionseinheiten – es ist einfach am besten, sich ganz herauszuhalten.«
    »Griechenland ist eine Sache«, meinte Clem Underwood und fuhr sich mit der Hand durch das schüttere, sorgfältig über den Kopf gekämmte Haar.
    O’Hanrahan richtete seine Aufmerksamkeit auf den Ring an Underwoods rechter Hand; ein schwarzer Stein mit einem Emblem, das ihm bekannt vorkam, er hatte es sicher nicht zum erstenmal vor Augen. Auch Lucy hatte gesagt, sie habe dieses Zeichen schon einmal gesehen. » … aber Jerusalem ist ein anderes Kaliber«, Schloss Underwood unbehaglich, bevor er fragte: »Mr. O’Hanrahan, kann ich einen Keks haben?«
    »Sie werden da drin verkauft«, erwiderte O’Hanrahan und deutete auf den alten Torweg, in dem sich der palästinensische Teeladen befand.
    »Ich hole mir schnell ein paar, John«, sagte Underwood und schlängelte sich an ihnen vorbei in das Geschäft.
    O’Hanrahan beschloss , die Sache interessanter zu machen. »Colonel Westin«, sagte er vertraulich, »ich habe heute Morgen in Athen angerufen. Und es gibt keinen Clem Underwood, der für die Gesandtschaft in Griechenland arbeitet, weder in Athen noch in Thessaloniki. Die Botschaft hat das sehr gründlich nachgeprüft. Nicht bei der Kasse, nicht beim Zoll, nicht in der Verwaltung – nirgendwo.«
    Colonel Westin zuckte nicht mit der Wimper. »Das weiß ich«, fauchte er. »Sie dagegen, Colonel, sind tatsächlich beim US-Zollbüro registriert, daher habe ich das Gefühl, Ihnen vertrauen zu können. Wer ist dieser Underwood?«
    »Äh, wir sind noch dabei, das nachzuprüfen, Professor«, sagte er, als spreche er über eine geheime Kriegsmission. »Ich glaube, es ist besser, zu diesem Zeitpunkt nicht darüber …«
    O’Hanrahan unterdrückte ein Lächeln. Dieser Kerl hatte ganz offensichtlich nicht die leiseste Ahnung gehabt; er hatte zum erstenmal von Underwoods falscher Identität gehört.
    »Jawohl«, sagte Colonel Westin, offensichtlich nervös. »Das wird alles in die offizielle Akte über diese Angelegenheit kommen, Mr. O’Hanrahan … schsch, da kommt er.«
    »Haben Sie Ihre Kekse, Mr. Underwood?« fragte O’Hanrahan in einem Tonfall, der schon an Spott grenzte. »Mhhmh«, brummte der mit vollem Mund.
    Colonel Westin und Underwood gingen durch das Damaskustor; bei jedem Schritt Colonel Westins musste Underwood zwei Schritte machen. O’Hanrahan sah ihnen nach und nahm nun selbst einen Mandelkeks. Der Rabbi und Lucy kamen zurück. »Wer waren diese Typen?« fragte der Rabbi.
    »Der Große ist ein Colonel, den man eine Weile in die Sommerfrische geschickt hat, ein armer Beamter im diplomatischen Dienst, ich habe ihn überprüft. Er hat Angst, ich könnte Antiquitäten außer Landes schmuggeln. Der Kleine behauptet fälschlicherweise, bei der Botschaft zu sein, und hat sich aus irgendeinem Grund an den Colonel angehängt.«
    Lucy nahm einen Keks. »Haben Sie das Emblem auf seinem Ring bemerkt?«
    O’Hanrahan nickte. »Ja. Scharfe Augen, Schwester Lucy. Ich habe das auch schon einmal gesehen.«
    Der Rabbi sah finster drein. »Zu viele Leute interessieren sich in letzter Zeit für uns. Das ist nicht gut.« Er starrte seinen Freund durchdringend an. »Führst du etwas im Schilde, was ich besser wissen sollte?«
    O’Hanrahan lächelte seelenruhig; mit keinem Zeichen ließ er erkennen, daß man ihm an diesem Tag eine Million Deutsche Mark oder aber einen harim in Teheran angeboten hatte, wenn er Lucy und Mordechai, die ihm vollkommen vertrauten, betrog. »Nein«, antwortete er und lachte leise. »Hast du vielleicht was vor?«
    7. August
    O’Hanrahan hatte Stunden im vertrauten Moder-und Staubgeruch einer ausgezeichneten Bibliothek verbracht und beschloss , daß er eine Pause verdient hatte.
    O’Hanrahan hatte sich lange verkniffen, was er nun tun wollte, aber die Versuchung wurde unwiderstehlich. Er ging

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