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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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Delinquenten, während der Angeklagte sodomisiert wurde. Sie sehen, warum ein Verhalten dieser A rt eine Reihe von heiligen Män nern davon überzeugte, daß er ein Bote Allahs war.«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie von den Drusen-Milizen im Libanon gehört? Die Drusen, die in Nordisrael und Syrien gelebt haben? Das ist die Quelle ihrer auf dem Islam basierenden Religion. Sie glauben, daß al-Hakim, der
    eines Tages auf seinem Maultier fortritt und nicht mehr gesehen wurde, die Letzte Erscheinung Gottes war und daß er zurückkommen wird, um zu sehen, wer gezweifelt und wer geglaubt hat.«
    Jetzt war Lucy sprachlos. »Was – Sie – Syrien will diese Drusen wirklich in seiner Armee haben?«
    »Oh, sie sind sehr loyal. Als die Golanhöhen israelisch wurden, hörten sie auf, für die Syrer zu kämpfen, und ergriffen die Waffen für Israel. Sie schwören dem Land, in dem sie gerade sind, absolute Treue. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es sie noch gibt.« O’Hanrahan zuckte zusammen, als der Taxifahrer eine Zwiebel schälte, während der Verkehr stockte. Dann fuhr er fort: »Al-Hakim war ein Bilderstürmer par excellence. Er war der einzige Mensch, der verrückt genug war, nach Mekka zu gehen und die Masjidu al-Haram zu zerstören, die Moschee mit dem Hadschar, dem schwarzen Stein. Es gibt alle Arten von apokryphen Geschichten über Bruchstücke von diesem heiligen Stein, die nach Europa gelangt sind, um bei der Kabbala als Stein der Weisen verwendet zu werden und – nun, Sie können es sich vorstellen. Dann zog Hakim nach Jerusalem und zerstörte die Grabeskirche. Dank dieser Tat ist nur noch ein Fragment der ursprünglichen Grabplatte übrig. Hätte es ihn nicht gegeben, wäre es fraglich, ob der heilige Bernhard genug Argumentationsmaterial gehabt hätte, um einen Kreuzzug auf die Beine zu stellen.«
    »Jetzt, wo sie mir von diesem Typen erzählt haben, habe ich wegen der Kreuzzüge kein ganz so schlechtes Gefühl mehr. Wie konnte man ihn als Boten Gottes bezeichnen?«
    »Es steht im islamischen Gesetz, daß wahnsinnige Menschen nicht für ihre Sünden und Häresien zur Verantwortung gezogen werden, tatsächlich werden sie sogar als erleuchtete Geschöpfe betrachtet. Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Johannes der Täufer und vielleicht sogar Jesus selbst: dem äußeren Anschein nach alle verrückt. Der Prophet Mohammed mit seinen Kopfschmerzen, der in Trance fiel und Verse ausspuckte. Denken Sie an die mittelalterlichen Heiligen mit ihrem Masochismus und ihrem wahnsinnigen apokalyptischen Gefasel – Religion und Wahnsinn haben mehr als eine Zehe zusammen im Wasser.«
    Die heutige muslimische Welt sei nicht sehr viel anders, fuhr O’Hanrahan fort. »Der Pöbel auf der Straße erhebt sich für einen Schlächter wie Saddam Hussein, und der Westen kapiert nicht, warum. Wir werden den Geist des Orients nie verstehen, weil wir den Geist der Antike nicht verstehen.«
    »Ja, Saddam Hussein«, sagte der Taxifahrer.
    O’Hanrahan und Lucy erstarrten, da sie angenommen hatten, der Fahrer spreche nur Arabisch. »Sie sprechen Englisch, Sir?« fragte O’Hanrahan nach einer Schrecksekunde.
    »O ja!« erwiderte der dicke Fahrer stolz und kaute jetzt auf einer Lauchstange herum.
    Lucy lehnte sich zurück, um dem starken, zwiebelartigen Geruch auszuweichen. Sie begriff, daß der Mann ihre Diskussion über schwarze Sudanesen, die man ihrer Neigungen wegen importierte, verstanden hatte. »Saddam Hussein, ein großer Mann, ein sehr, sehr großer Mann!«
    »Glauben Sie, daß er vielleicht der Mahdi ist?« erkundigte sich O’Hanrahan.
    »Ein sehr großer Mann«, erwiderte der Fahrer. »Vielleicht der Mahdi, ja.«
    Hmm, dachte O ’Hanrahan, ich möchte nicht ver antwortlich dafür sein, eine solche Idee angeregt zu haben!
    »Wollen Sie zum Grab des Mahdi?« fragte der Fahrer rasch und dachte an das Geld, das es ihm einbringen würde, wenn er sie zu den Mündungen der bei den Nile nach Omdurman fuhr. »Haben Sie die tanzenden Derwische gesehen?«
    O’Hanrahan lehnte höflich ab und fragte: »Sir, warum essen Sie diesen Lauch? Schmeckt er sehr gut?«
    »Nein«, erwiderte der Mann sachlich, »er ist nicht gut.« Er klopfte sich auf den kugelrunden Bauch. »Er hat keine … wie sagt man?« Er nannte die arabische Entsprechung für »Kalorien«, und nach einigen arabischen Erklärungen übersetzte er Lucy diese Diät. Der Fahrer hielt eine kleine Tüte mit Frühlingszwie beln hoch und kurvte dabei riskant um die Ecke. »Das hat auch keine

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