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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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amüsieren. Mit unheilvoll gesenkter Stimme las sie: »Unsere nächste Auswahl stammt aus diesem erhabenen literarischen Werk und der zweifellos auf Tatsachen beruhenden Geschichte Die ruhmreichen Heiligen und Märtyrer der Kopten. Die Wunder des heiligen Bishoi«, kündigte sie an. O’Hanrahan stöhnte nur leise.
    »Nach langem Fasten und großer Frömmigkeit hatte Sitt Bishoi eine seltene und kostbare Vision des Herrn. Der Herr erschien ihm am Kreuz und stieg mit der Hilfe von Engeln vom Kreuz herab; Blut strömte von seinen Händen und Füßen. Bishoi wurde erlaubt, die Qual der eiternden, entzündeten Wunden der Stigmata zu betrachten …«
    »Hoffentlich wird das noch besser.«
    Lucy amüsierte sich. »Es wurde Sitt Bishoi gestattet, die Füße des Erlösers zu waschen, und liebevoll säuberte er mit duftendem Wasser und seinen eigenen Tränen die ei tergefüllten Wunden, wusch den Schmutz von den Füßen
    des Erlösers, bis das Wasser von Blut und Schmutz braun war. In seiner Güte bat der Herr Bishoi, dieses himmlische Gebräu zu trinken, was Bishoi freudig tat.«
    O’Hanrahan spürte, wie es ihn würgte. Er rollte sich vom Bett und eilte zur Toilette. Lucy schlug sich die Hand vor den Mund. Sie war erschrocken, aber sie konnte sich doch das Lachen nicht verkneifen, als sie ihn in seinen Boxershorts und schwarzen Socken sah, die er bis zu den Knien hinaufgezogen hatte. »O Gott, es tut mir leid, Sir!«
    Sie zuckte zusammen, als sie hörte, wie er sich erbrach. »Ich wollte nur … wollte Ihnen nur die ganzen Geschichten in Italien heimzahlen.« Lucy schlich aus dem Zimmer, bevor O’Hanrahan sich rächen konnte!
    21. August 1990
    Auf Lucy gestützt, ging O’Hanrahan die Stufen hinunter, die vom Hotel auf die Straße führten. Nach einer Menge von Aspirin, Durchfallmedizin und, wie Lucy argwöhnte, auch einer Dosis Percodan war er entschlossen, ein Taxi zu nehmen und in die Nationalbibliothek zu fahren. Das Matthäusevangelium war in seiner Mappe.
    »Was sagten Sie über al-Hakim?« soufflierte sie, als sie im Taxi saßen, denn sie hatte um eine unanständige sudanesische Geschichte gebeten. »Al-Hakim?« Die Miene des Professors hellte sich auf. »Ich dachte, ich hätte Ihnen die Stories über diesen Burschen in Kairo erzählt.«
    »Sie haben angefangen, aber dann ist etwas dazwischengekommen.«
    »Je nachdem, wie man ihn betont, bedeutet sein Name ›ein gerechter Herrscher‹ obwohl er alles andere war als das. So wie ich war er eine Art Nachtmensch. Als Kalif der Fatimiden in Kairo erklärte er im 11. Jahrhundert die Tagesstunden für ungesetzlich, und jeder musste nachts herumschleichen – seine Geheimpolizei brachte jeden um, der untertags aus
    dem Haus ging. Er hasste Frauen und verbot sie ebenfalls.«
    »Wie wurde dann die Hausarbeit erledigt?«
    »Gar nicht. Das Reich ging vor die Hunde, wie Nero ließ er aus einer Laune heraus Städte abbrennen und heilige Männer enthaupten, ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden. Er war Saddam Hussein plus Caligula plus Herodes der Große. Er liebte nur sein Maultier, das Mond hieß: Qamar. Wenn ich Zeit hätte, würde ich untersuchen, ob unser Begriff ›mondsüchtig‹ seinen Ursprung in dieser Mondbesessenheit hat. Und er liebte seinen sudanesischen Sklaven, das Ergebnis einer gründlichen Suche in diesem Landstrich nach einer ganz spezifischen Länge …«
    »Sie brauchen das nicht näher auszuführen, Sir.«
    »Man befand, daß sein Sklave Masoud von allen lebenden schwarzen Männern das längste Glied hatte. Angesichts der arabischen Neigungen wurde Masoud ganz sicher nicht nach einer völlig lustlosen Suche entdeckt. Ähnlich wie die Vermessung, die Tiberius aus demselben Grund in Afrika hatte durchführen lassen, seine ›Sammlung‹ auf Capri.«
    »Lampridius schreibt, daß Kaiser Elagabalus zum selben Zweck Boten nach Afrika ausgesandt hat«, ergänzte Lucy.
    O’Hanrahan war einen Augenblick sprachlos. »Lucille! Haben Sie das mit Ihrer Gelehrsamkeit angefangen – spätrömische Schmutzliteratur wie Lampridius gelesen?«
    Lucy warf den Kopf zurück und lachte. »Das ist der einzige Grund für jeden, die alten Sprachen zu studieren – die Schmutzliteratur.«
    »Ich werde Sie in einem völlig anderen Licht sehen müssen. Was war das ganze Erröten am Anfang unserer Bekanntschaft?«
    »Was wollten Sie sagen, Sir?«
    »Masouds riesiges Organ diente auch zur Bestrafung von Verbrechern, Schwester Lucy. Hakim stellte sich auf den Kopf des

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