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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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mich nicht falsch, Rassismus ist eine schändliche Sünde, aber dieser Mann sollte nicht erhöht werden. Er war ein Ehebrecher.«
    »Zur Hölle, die Hälfte von euch Fernsehpredigern sind Ehebrecher. Aimee Semple McPherson, Jim Bakker, Jimmy Swaggart – alles Ehebrecher! Das muss an der amerikanischen Luft liegen. Sogar der alte John Wesley, der Begründer des Methodismus, wurde aus Georgia verjagt, weil man ihn mit der Nichte des Bürgermeisters von Savannah erwischte, als er gerade die Hosen heruntergelassen hatte.«
    Reverend Bullins hörte gar nicht hin. »Ihr Dr. King war außerdem ein Plagiator.«
    »Wissen Sie, eins ist mir bei euch Südstaatlern wirklich ein Rätsel«, sagte O’Hanrahan. »So wie gute, christliche weiße Amerikaner die Schwarzen in den fünfziger Jahren behandelt haben, können wir von Glück reden, daß überhaupt noch eine Stadt steht; und Martin Luther King war ein Mann, der die Macht gehabt hätte zu sagen: Okay, Leute, brennt dieses Land nieder. Aber er hat es nicht gesagt. Und nachdem einer aus dem weißen Pöbel im Süden ihn niedergeschossen hat, fällt euch nichts anderes ein, als ihn auch noch niederzumachen.«
    (Martin Luther King war ein Prophet Gottes. Alle diese Männer – Meese und Jesse Helms, Pat Buchanan und David Duke, Ronald Reagan mit seinen Witzen über »Martin Luther Nigger« –, denkt keiner von ihnen daran, daß es ein Strafgericht geben wird? Spüren sie nicht, daß der Tag der Abrechnung kommen wird?)
    Ohne aufzusehen, ordnete Bullins einige Papiere auf seinem Schreibtisch. »Ich hätte Sie nicht für einen Liberalen gehalten, Patrick. Wahrscheinlich sind Sie für Quotenregelungen, für die Diskriminierung des weißen Mannes und das ganze Zeug.«
    O’Hanrahan hatte keine Lust, seinen Atem an diesen Mann zu verschwenden.
    »Ich werde von der US-Regierung benachteiligt«, fuhr Reverend Bullins eindringlich fort. »Keiner meiner Studenten bekommt ein staatlich gefördertes Darlehen, um hierherzukommen. Warum? Weil wir, so wie die Bob Jones University und viele anderen, es verbieten, daß sich schwarze Jungs und weiße Mädchen miteinander verabreden. Es ist ein trauriger Tag in der Geschichte Amerikas, wenn gute christliche Männer und Frauen nicht von ihrer Regierung unterstützt werden können, ein Bibel-College zu besuchen, weil Liberale in Washington Druck auf uns ausüben, die Rassengrenzen zu verwässern.« Bullins wechselte das Thema und sah O’Hanrahan in die Augen, als wäre er Arzt. »Sie haben Gelbsucht. Ich schlage vor, morgen gehen wir beide ins TPL Medical Center und lassen Sie mal von den Jungs durchchecken.« O’Hanrahan wurde noch entschlossener, Ärzte zu meiden. »Dämonen sind in Ihrem Körper am Werk, mein Freund. Dämon Alkohol. Und Ihre Medikamente – unsere Putzfrau hat das Pillenröhrchen auf Ihrem Waschbecken gesehen …«
    Bevor weitere Moralpredigten folgen konnten, erhob sich O’Hanrahan schwerfällig. »Ich denke, Sie lassen mich jetzt einen Blick auf die Schriftrolle werfen, Bullins.«
    Er wurde in eine kleine Bibliothek mit einem Schreibtisch aus Eichenholz geführt, das private Arbeitszimmer des Reverends. Auch hier hatte O’Hanrahan den Eindruck, daß es frisch gestrichen und getüncht war, kein Zimmer, das benutzt wurde, sondern Eindruck schinden sollte. Bullins hatte den ehrlichen Wunsch, hilfsbereit zu sein. »Wenn Sie irgendein Buch brauchen, rufen Sie es auf dem Computer auf, und Jessica wird sich darum kümmern, daß es Ihnen aus der Hauptbibliothek gebracht wird.« Er gab Jessica Anweisung, die Schriftrolle aus dem Tresor für Wertsachen zu bringen.
    O’Hanrahan bemerkte einen bewaffneten Sicher heitsposten , der in der Tür stand, einen pensionierten Ex-Cop aus den Südstaaten, um die Sechzig, mit grauem Bürstenhaarschnitt. Reverend Bullins strahlte ihn an: »O hallo, Tom. Patrick, das ist Tom. Die Schriftrolle ist in diesem Zimmer vollkommen sicher
    – kein Dieb, kein rivalisierender Sammler wird Sie hier belästigen.« Mit einer kaum verhüllten Botschaft im Ton versicherte Bullins O’Hanrahan, daß die Schriftrolle auf keinen Fall den Raum verlassen könne, ohne daß der Schuldige erwischt werde.
    O’Hanrahan nickte. »Schon verstanden, Bullins.« Der Reverend segnete ihr gemeinsames Unternehmen und verließ O’Hanrahan, um sich um andere Dinge zu kümmern. Jessica brachte die Schriftrolle herein und legte sie vor O’Hanrahan auf den Tisch, einen Hauch ihres wunderbaren Parfüms zurücklassend. O’Hanrahan

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