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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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alberner kleiner Kerl, der mir in Khartum irgendein Geschwätz über Freimaurer aufgetischt hat. Sie wirken auf mich nicht wie der Typ für freimaurerische Verschwörungen, Mr. Merriwether.«
    Merriwether lachte freundlich. »Bullins ist kein Verrückter, Mr. O’Hanrahan, sondern ein Scharlatan. Er glaubt ungefähr die Hälfte von dem Unsinn, den er verzapft, und die andere Hälfte der Zeit über richtet er den Blick auf seine Profitspanne. Man häuft kein steuerfreies Privatvermögen von hundert Millionen Dollar auf, wenn man ein Verrückter ist. Ihre Schriftrolle ist noch ein paar zusätzliche Millionen wert. Egal, was er Ihnen sagt – glauben Sie nicht, daß ihm diese Tatsache entgangen ist. Der gute Reverend hat in Louisiana Beziehungen wie kein zweiter. Wir haben einen Handel abgeschlossen. Ich sollte für seine absurde Mission vom Ende der Welt und für seine übergeschnappten Kumpane vom CIA das Matthäusevangelium , diese sogenannte Falsche Prophezeiung, beschaffen. Als Gegenleistung wollte er es mir erleichtern, fast ein Drittel aller existierenden Ölrechte im Golf von Mexiko aufzukaufen.«
    O’Hanrahan erriet das Folgende: »Und da der Irak in Kuwait einmarschiert ist, steigen die Ölpreise auf …«
    »Auf 24 Dollar pro Barrel. Schon 80.000 Arbeiter auf Bohrinseln in Louisiana sind wieder an der Arbeit. Dieser kleine Wirbel in Kuwait ist gut für das amerikanische Geschäft.«
    »Ich nehme an, Ihre Investition hat sich blendend ausgezahlt, Mr. Merriwether. Aber wie werden Sie sich fühlen, wenn diese Unheilstifter, die Sie unterstützen, wirklich einen großen Krieg anfangen, um ein Armageddon mit Stars and Stripes herbeizufüh ren, Mr. Merriwether?«
    Merriwether lachte. »Kommen Sie, Underwood und Colonel Westin können sich kaum selbst die Schuhe zubinden. Ich fürchte, jede Theorie von einer weit angelegten Verschwörung, bei der ich die Trompeten von Armageddon blase, ist zum Scheitern verurteilt.« Der Gedanke an Colonel Westin belustigte ihn. »In Langley hat man jedes Dokument zerrissen, auf dem Colonel Westins Name steht. Die Leute dort wollen von seinem Unsinn nichts wissen.«
    O’Hanrahan hatte den Besucher durchschaut und stellte bitter fest: »Und es ist Ihnen egal, daß es Tausende von Toten geben könnte, wenn Saddams Kriegsmaschinerie über die arabische Halbinsel fegt.«
    »Was habe ich Ihnen gesagt? Ich befasse mich mit Tatsachen, Mr. O’Hanrahan.« Merriwether faltete erneut die Hände über dem Bauch. »Krieg ist eine Konstante in diesem Teil der Welt«, erklärte er leichthin. »Diese Länder bekriegen sich gegenseitig. Mit oder ohne unsere Waffen, mit oder ohne unsere Einmischung – im Nahen Osten wird es immer wieder Kriege geben; die Araber sind versessen darauf, andere Araber umzubringen. Wir haben die Wahl, entweder die Hände zu ringen wie Jimmy Carter und zu sagen: Huch, wie ist das alles schrecklich! – oder aber zu versuchen, den Ausgang zu beeinflussen, und wenn das scheitert, Profit dabei zu machen, etwas Gutes dabei herauszuholen.«
    »Und es beunruhigt Sie nicht, daß Saddam Hussein böse ist?«
    Ein Ausdruck des Überdrusses glitt über Merriwethers Gesicht, bevor es wieder die gewohnte höfliche Leutseligkeit ausstrahlte. »Gut. Böse. Das sind mittelalterliche Begriffe aus Magie und Aberglauben; Worte, die von Menschen gebraucht werden, die nicht fähig sind, das Funktionieren der Welt in der richtigen Perspektive zu sehen. Es gibt nur Pläne, die funktionieren, Mr. O’Hanrahan, und Pläne, die nicht funktionieren.«
    O’Hanrahan nickte. »Und es ist Ihr Plan, den Golf von Mexiko aufzukaufen. Damit Sie dank Bullins immer noch genügend Mittel haben, um vielleicht eine neue Gesellschaft zu gründen und von vorn anzufangen, selbst wenn die Merriwether Industries Ihnen den Laufpass geben.« Merriwether erhob sich. »Wenn ich nur noch einmal neu anfangen könnte – alles neu anfangen. Eine neue Frau, neue Kinder.« Scheinbar zerstreut blickte er aus dem Fenster. »Natürlich reicht die Zeit nicht, um Vater eines neuen Erben zu werden, der … nein, ich nehme an, das ist keine Möglichkeit.«
    »Wenn Sie gesund sind.«
    »Ich bin nicht gesund«, erwiderte Merriwether mit kalter Schlichtheit und sah wieder aus dem Fenster. »Nun, zumindest nicht mehr sehr lange.« Endlich kam Merriwether auf das Thema zu sprechen, das O’Hanrahan am meisten interessierte: den Grund seines Besuches. »Ich wollte Sie kennenlernen, Mr. O’Hanrahan«, sagte er leise, legte die

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