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Der dritte Berg

Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.F. Dam
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Börsen und einer perversen Verehrung für Bankkonten.
    Und dabei ist dieser Mann eine Gefahr. Redet zu viel, insgesamt ein Versager. Es wird sich zeigen, ob ich mir Mitwisser leisten kann.

    Die Stimmen am Treppenaufgang sind jetzt lauter. Gelächter. Ich laufe wieder zur Tür. Ich vergaß, sie aufzuschließen. Dann zurück, ich lese weiter.
    Hier der Tag, an dem ich Rehauge über den Weg gelaufen bin. Freispruch für Sophia. Rehauge hat mich beim Bengal-Star-Hotel gesehen. Ihrem Mangel an Humor verdanke ich drei Tage Gefängnis.

    Lasse Mukherjee machen. Er telefoniert mit diesem Polizeimajor, ich glaube, er heißt Sengupta. Ein äußerst kooperativer Mann, sagt Mukherjee und meint damit bloß Bestechung. Verlange, man dürfe keine unnötige Gewalt anwenden, immerhin handelt es sich um einen Freund. Aber diese lästige Laus muss ich loswerden!
    »Seien Sie unbesorgt«, meint Mukherjee. »Ein paar Tage genügen. Eine kleine, schmutzige Polizeistation bei dieser Hitze, sie erledigt härtere Knochen.«
    Willige ein. Das verschafft mir ein bisschen Zeit mit Sophia. Seltsam, aber vermisse sie doch tatsächlich.

    Vielleicht sollte mal jemand eine Rangliste der Niedertracht erstellen. Vielleicht sollte endlich jemand die Tür aufreißen, damit ich nicht die Wände anbrüllen muss. Vor Wut zerknülle ich ein paar Blätter des Notizbuchs, presse sie in meiner Faust zu Pappmaché, bis das dort Geschriebene komplett unleserlich ist und meine Hand weiß wie frischer Gouda.
    Doch bevor ich anfange zu randalieren, bevor ich mich an diversen anderen Gegenständen absolut unmoralisch vergreifen kann: Schritte auf der Treppe. Zu meiner eigenen Überraschung dauert es nur ein oder zwei, na ja, vielleicht vier Sekunden, bis mein wütender Puls auf hundertvierzig runter ist und ich eine kalte, beherrschte Entscheidung treffen kann. Eine, die es mir erlaubt, ein paar Trümpfe in der Hand zu behalten.
    In einer einzigen, großen, flatternden Bewegung verteile ich alle losen Blätter wieder so unordentlich wie möglich über den Tisch, lege zugleich die Notizbücher an ihren Platz und sprinte zum Fenster. Das schiebe, nein, ramme ich hoch und hechte hinaus auf ein Gesims. Ich ziehe das Fenster notdürftig zu und lange mit der anderen Hand zugleich in ein Rankgerüst aus Metallbändern, als Christian auch schon die Tür zu seinem Zimmer öffnet. Ich stehe auf dem Gesims, was ich irgendwie schaffe, obwohl es meinen ganzen Körper gewaltig durchschüttelt; ich kralle meine Hand eisern in das Stahlgitter, das voll mit Hibiskusblüten steht. Ich presse meinen Atem runter, atme so ruhig ich kann, langsam zeigt das Wirkung. Aus einem sehr spitzen Winkel kann ich auf den Schreibtisch in Christians Zimmer sehen. Christian tritt an den Schreibtisch heran. Ich sehe nur seine Hände. Dann verschwinden die Hände wieder. Das Schiebefenster ist einen Spaltbreit offen. Ich höre, wie Christian eine Schranktür aufstößt und in seinen Sachen zu kramen anfängt. Dann wieder seine Hände. Sie legen einen schweren Gegenstand auf den Schreibtisch. Stille. Ich sehe von dem Gegenstand nur eine dunkelgraue Spitze, nicht spitz, eher rund. Die Hände streichen über die Notizbücher, unentschlossen, dann sind sie wieder weg. Musik ertönt jetzt. Mahler. Irgendein Mahler. Ich warte ein paar Minuten ab. Nichts geschieht. Keine Geräusche, keine Türen, keine Hände. Dann lasse ich das Rankgerüst los, ich bin jetzt so weit, das riskieren zu können, fasse in die Fensterleibung und ziehe mich ein Stück hinüber. Ich neige meinen Kopf vor, so weit das möglich ist. Ich sehe: Christians Füße in Schuhen auf dem Bett, und eine Automatik-Pistole, es ist der dunkle Gegenstand, liegt auf dem Schreibtisch. Erneut beginnt es mich zu schütteln, doch diesmal ist es eher ein vibrierendes Zittern, das in meine in die Fensterleibung greifende Hand kommt. Ich bin auf keinen Fall imstande, es zu beenden.
    Steif schiebe ich mich wieder hinüber zu den Hibiskusblüten, steige langsam in die Flachstahlbänder des Rankgerüsts und klettere an ihnen hinunter. Ich schleiche an der Hauswand entlang, lese meine Schuhe auf und bewege mich hinüber zum Gärtnerhäuschen. Dort entledige ich mich meiner Verkleidung und renne auf die Grundstücksmauer zu. Fast springe ich in einem Satz über die Mauer und bin auch schon bei meinem Taxi.

    Noch immer zittere ich, schon auf dem Rücksitz, und der Taxifahrer mustert mich mit hochgezogenen Brauen.
    Zehn Minuten später stehen wir im frühen

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