Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Dann wandte sie sich an Hockster. „Was ist nur in dich gefahren? Ich brauche das Gold!“
Hockster zuckte die Schultern. „Madigan, bitte, er ist der König. Er irrt nie. Er steht zu seinem einmal gegebenen Wort und setzt alle Untertanen da ein, wo sie ihm am Besten dienen können. So ist es doch, nicht wahr, Eure Majestät?“
„In der Tat“, erwiderte Serkal jovial.
Hocksters siegessicheres Schmunzeln entging ihm dabei völlig. Madigan sah es aber sehr wohl und verdrehte die Augen. Ihr Mund formte lautlos die Frage: „Was hast du denn jetzt schon wieder vor?“
Hockster sah, wie sie den Mund verzog und vermutete, dass sie ihm etwas mitteilen wollte, hatte aber keine Ahnung, was. Da war ihm die Zeichensprache mit Tippet ja fast noch lieber. Oder lag es daran, dass sie auch dem weiblichen Geschlecht angehörte und von vorneherein Zeichensprache weder verstehen noch übermitteln konnte?
„Du verstehst das nicht, bist ja nicht von hier“, sagte Hockster. „Das ist auch der Grund, weshalb seine Majestät uns mit der ehrenvollen Aufgabe betraut hat, so schnell wie möglich nach Tazkys zu reisen und Beweise für die Existenz der Glasarmee zu beschaffen. Das habe ich getan.“ Hockster lächelte Madigan froh an. „Oh, da fällt mir ein ...“, er drehte sich um, ging zu Serkal und beugte vor ihm das Knie. „Eure Majestät, im Zuge der Ausführung Eures weitsichtigen und klugen Befehls der Beschaffung und Überführung schlagkräftiger Beweise der Existenz einer im Besitz der Chetekken befindlichen Glasarmee wurde es aus Gründen unserer persönlichen Sicherheit, meiner und Tippets, und einer nicht unerheblichen Zeitersparnis erforderlich, den Rückweg über Trenadil zu wählen. Es besteht die Möglichkeit, dass andere diesen Umstand zu ihrem Vorteil genutzt haben und mir gefolgt sind. Ich bin sicher, dass Ihr diese Möglichkeiten vorausgesehen habt und vorbereitet seid.“
Serkal ballte die Faust und für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte er sie Hockster in den Nacken hauen. Aber er schluckte seine Wut herunter, lächelte sogar säuerlich. „Das ist das zweite Mal, dass du mich vorführst, Beltrim. Wäre es dir beim letzten Mal nicht gelungen, Nokdan Eutarus als Chetekken zu enttarnen, würde ich dich jetzt töten. Aber ich vertraue auf deine Intuition und deine Weitsicht. Steh auf!“
Serkal wandte sich an Madigan. „Ich kann dich zwingen, mir zu helfen.“ Es klang wie ein Versuch, herauszufinden, wie weit er gehen konnte. Hockster verzog das Gesicht, doch Madigan blieb ruhig.
„Das weiß ich. Aber ich weiß auch, dass Ihr ein Ehrenmann seid.“
„Sag mir nicht, wer oder was ich bin, das weiß ich besser als jeder andere.“
„Ich bitte um Vergebung, Eure Majestät“, sagte Madigan. „Seid versichert, dass ich Euch wertschätze.“
Serkal brummte zustimmend. Es gefiel ihm nicht, aber er wusste auch, wann er geschlagen war. „Wann brichst du auf?“, fragte er stattdessen.
„Sobald ich 10.000 Goldstücke erhalten habe. Das ist der Preis!“
Im Nebenraum wurde eine Tür geöffnet. Lantel kam herein und verbeugte sich. „Das Gold!“, sagte er. Zwei weitere Diener traten nacheinander ein, jeder trug einen schweren Beutel und stellte ihn auf einem Tisch ab.
„Gespenstisch!“, sagte Hockster leise. Oder die 10.000 Goldstücke waren genau der Preis, den Serkal gerade noch akzeptieren konnte und schon seit Madigans Eintreffen bereitstanden.
Lantel sah Hockster an und zauberte den Rucksack hinter seinem Rücken hervor. Mit einer leichten Verbeugung gab er ihn zurück. „Nur die Glasköpfe wurden herausgenommen.“
„Danke!“, sagte Hockster.
„Ich habe mir erlaubt, den Vorrat an Käse wieder aufzufüllen.“
Madigan hob die Prothese an den Mund und sagte ein einziges Wort.
Aus dem anderen Raum schwebte Karl herein, griff sich die beiden Beutel und verschwand auf demselben Weg.
„Es ist ein Vergnügen, mit Euch Geschäfte zu machen“, sagte Madigan froh. Sie knickste und verließ den Raum. Im Türrahmen blieb sie noch einmal stehen und schaute zurück. Sie suchte und fand Hocksters Blick. „Ich habe noch einen Platz frei. Wenn du willst, gehört er dir.“
15. Tippets Lied
Es war ein angenehmer Nachmittag vor den Toren der Stadt Idenhal. Eine leichte Brise wehte aus dem Süden und die Sonne schien von einem nahezu wolkenlosen Himmel herab.
Der Hügel, auf dem sie Stellung bezogen hatten, lag in mittelbarer Nähe zum Stadttor. Er war nicht sehr hoch, ein
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