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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich die erbeutete Stingray befand. Gute zehn Minuten später erreichte sie die riesige, hermetisch abgeriegelte Halle und benutzte einen der drei existierenden Schlüssel, um die Tür zu öffnen und den Hangar zu betreten. Seit ihrem letzten Hiersein hatte sich in der großen Halle eine Menge verändert. Hartmanns Leute hatten den gewaltigen Raum fast zur Gänze geleert. Obwohl die meisten Flugzeughangars auf der Basis noch immer zerstört und Platz daher so kostbar wie selten war, enthielt dieser Hangar nur noch eine einzige Maschine, die in dem schwachen Dämmerlicht hier drinnen tatsächlich wie ein riesiger, gestrandeter Rochen wirkte. Wie um den Eindruck noch zu verstärken, war ein ganzes Netz armdicker Stahltrossen über den schwarzen Rumpf und die abgerundeten Flügel gespannt und mit massiven Haltebolzen im Boden verbunden; eine beeindruckende, aber vollkommen nutzlose Sicherheitsmaßnahme – Charity hatte erlebt, wie leistungsfähig die Triebwerke dieser fremdartigen Raumfahrzeuge waren. »Denk nicht einmal daran«, sagte eine Stimme hinter ihr. Charity erkannte sie im gleichen Augenblick, in dem sie das erste Wort hörte. Dennoch fuhr sie mit einer erschrockenen Bewegung herum und konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, die Hand zu einer nicht vorhandenen Waffe an der Hüfte zu senken. »Harris?« »Wie schön«, grinste Harris. »Du erinnerst dich sogar noch an meinen Namen.« »Was tust du hier?« fragte Charity. Harris’ Grinsen wurde noch breiter. »Hartmann hat mich hergebracht«, antwortete er. »Dubois und ich waren so neugierig auf euer kleines Spielzeug, daß wir es endlich einmal sehen wollten.« »Dubois? Sie ist auch hier?« Harris deutete mit einer Kopfbewegung auf die Stingray. »Hartmann zeigt ihr gerade alles. Der Platz dort drinnen reicht nicht für eine Gruppenführung – aber das weißt du ja.« Er drohte ihr spöttisch mit dem Zeigefinger. »Ich sollte eigentlich beleidigt sein. Traut ihr mir nicht mehr, oder warum habt ihr mir nichts von eurem Plan verraten?« »Sagtest du nicht gerade, Hartmann hätte es getan?« Charity ging auf die Stingray zu, und Harris folgte ihr. »Gestern«, bestätigte er. »Davor hat er kein Sterbenswörtchen geäußert.«  Charity sagte nichts dazu, gestand sich im stillen aber ein, daß Harris im Grunde recht hatte: Möglicherweise hatten sie es mit der Geheimhaltung ein wenig zu genau genommen. Sie betrat den Raumjäger und fand Hartmann und Dubois in dem winzigen Cockpit, genau wie Harris gesagt hatte. Hartmann sah übermüdet aus. Wahrscheinlich hatte er seit gestern abend noch keine Minute geschlafen. Als er Charity und Harris erblickte, stutzte er für einen Moment, beließ es aber dann bei einem knappen Kopfnicken und fuhr fort, Dubois die Instrumente des fremden Schiffes zu erklären – soweit er sie selbst verstand. Charity war zu müde, um ihn zu unterbrechen; deshalb geduldete sie sich, bis Hartmann mit seinen Erklärungen zu Ende gekommen war – zumal sie dabei selbst das eine oder andere erfuhr, was ihr neu war. Hartmanns Techniker hatten ganze Arbeit geleistet. Während Charity ihm zuhörte, gelangte sie zu dem gleichen Schluß, mit dem auch Hartmann seine Erklärung schließlich beendete: »Wären wir in der Lage, den Computer einzuschalten, ohne daß er sich dabei sofort selbst vernichtet, könnten wir diese Maschinen ohne Mühe fliegen.« Dubois blickte ihn zweifelnd an, doch Hartmann nickte nur um so heftiger, um seine Worte zu bekräftigen. »Dieses Ding könnte auf einer unserer Werften gebaut worden sein – oder gebaut werden, in dreißig oder vierzig Jahren. – Wieso bist du eigentlich so früh auf?« Die letzte Frage galt Charity, und sie kam so überraschend und übergangslos, daß sie eine volle Sekunde brauchte, um sie mit Hartmanns fragendem Blick in Verbindung zu bringen. »Ich nehme an, sie ist gekommen, um deine Theorie zu testen«, sagte Harris. Charity warf ihm einen schrägen Blick zu, doch Harris grinste wieder nur und sagte, diesmal an Charity gewandt: »Ich habe deinen Gesichtsausdruck gesehen, als du hereingekommen bist. Und jetzt leugne es erst gar nicht. Manchmal kann ich Gedanken lesen, das weißt du doch.« »Ich hatte nicht vor, dieses Schiff zu stehlen und damit zum Mars zu fliegen, wenn du das meinst«, sagte Charity. Harris schwieg, und auch Dubois und Hartmann sahen sie auf sonderbare Weise an. Charity mußte zugeben, daß ihre Worte nicht einmal in ihren eigenen Ohren

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